Blutspuren Teil 2
Teil 2
D GSCHICHT VO DE TOTE CHIND
Ich fahr mit mim Auto völlig ziellos dur die chline Strosse
Kenne mi do us, wiel i dene Gasse isch mi Chindheit verflosse
Ich stunne scho es bizeli, denn es goht mer eifach nit i Grind
Warum lieht do eigentli ab und zu am Strosserand e tots Chind?
Dass frog ich mi, was um Himmels Wille isch do denn passiert?
Was für e unmenschlichi Katastrophe het do eigentli grassiert?
Links und rächts vo mir zieht e grossi Gruppe vo Mänsche verbi
Es het viel meh Mänsche als frücher, aber einsam fühl ich mi
Ich stiege us mim Auto us und gang es Stückli z'Fuss wieter
Und bim nächste tote Chind han ich denn äntli doch emol gwogt
"Warum isch de Bueb do gstorbe", han ich e alti Frau eifach gfrogt
Aber kei Antwort! "Aber so lueget doch emol, de do, do lieht er
Ich will doch numme wüsse, wieso die Chinder alli gstorbe sind?"
Doch die Frau luegt mi umme a und sie fragt mi: "Welli tote Chind?"
Denn risst die Frau trotz ihrne vielne Johr uf em Buckel e Spurt
Und rennt mit eme überraschte und entsetzte Gsicht vo mir furt
Jetzt han ich zerscht emol rotlos und überrascht leer gschluckt
Ich glaube, die alti Frau meint wahrschinlich, ich sig verruckt
Chas denn würkli si, alli di Mänsche bechöme das gar nit mit?
Die viele tote Chinder, die Mänsche gsehnt das tatsächlich nit
Bin ich denn würkli duredreiht, ich ha die Gedanke verdrängt
Und um mi z'überzüge han ich sone tote Körper emol aglängt
Natürli het mit das Wüsse tief i mir langsam agfange quäle
Drum han ich dene Lüt, vo dem grosse Elend müsse verzähle
Damit alli Mänsche wüsse, was do um si alles isch gscheh
Es isch doch ganz bestimmt besser di ganzi Wohrheit zgseh
Und sie - sie cho lose, was ich do alles Seltsames tun predige
Die Meischte tüend mini Wort mit eme Kopfschüttle erledige
E ganz chline Teil het mi sogar für e grosse Guru g'halte
Immer wenn ich i der Nöchi gsi si, hei sie d'Händ g'falte
Aber glaubt - würkli glaubt, dass het mir leider niemand
Alli hei irgend wie gseit ich sig nit ganz bi Verstand
Denn do gits kei Katastrophe und au keini tote Chind
Nei, kei einzige het de Gstank groche im chalte Wind
Irgend öper het mi bi de Polizei azeigt und verpetzt
Und kurz druf abe het mi jede "Tschugger" do ghetzt
Ich bi nit abghaue und drum heis mi halt au igsperrt
Ha vo de tote Chind verzählt, sie hei nume abgwehrt
Und mi schliesslich in a gschlossenes Irrehus gsteckt
Dört leb ich jetzt und wird jede Morge am sächsi gweckt
Denn wäsch ich mi ganz gründli vom Fuss bis zum Grind
Und ich verzähl allne mimi Gschicht vo dene tote Chind
Die angeblich so blöde Mänsche, lose mir debi gärn zue
Und sie glaube mir, dass meh entli öpis degege muss tue
Numme alli die Mänsche, wo d'Macht hei öpis degege z'mache
Die höre nit uf, über mini wahri gschicht spöttisch z'lache
PETER
Peter, er weiss jetzt Bescheid
Gestern ist er bei einer Untersuchung gewesen
Der Arzt liess ihn, die Diagnose selbst lesen
Mit den Worten, es tut ihm schrecklich leid
Peter war den Tränen schon ziemlich nah
Er wusste nicht, wann und wo es geschah
Er ging, er fragte nicht mehr, wie lang?
Weil vor der Antwort war ihm viel zu bang
Ein Wort hat ihm alle seine Träume entrissen
Am liebsten würde er die Wahrheit nicht wissen
Sicher, er fühlte sich seit einem Jahr etwas krank
Ein bisschen Halsschmerzen und Magenschmerzen
Er nahm sich das Alles nicht so sehr zu Herzen
Peter ist Angestellter bei einer grossen Bank
Er lächelt am Schalter freundlich mit den Kunden
Sie haben niemals einen Anlass zum Klagen gefunden
Niemand von den Kunden hat ihm irgendetwas angesehen
Er lächelt, bis er jeweils am Abend nach Hause muss gehen
Den Zuhause hat er schwer, an seinem Geheimnis zu tragen
Aber er wird keinem, auch seinem Chef nichts davon sagen
Er arbeitet einfach weiter, so als wäre nie etwas geschehen
Warum denn nur gerade ihm, er hatte es niemals eingesehen
Er packte seine Koffer, und er ging von der Freundin fort
Es war der 23. Juli, er ging ohne ein erklärendes Wort
Sie hatte geweint und konnte es einfach nicht verstehen
Denn seine heimlichen Tränen hatte auch sie nie gesehen
Er hat sich überlegt, ob er ihr die Wahrheit erzählt
Aber er wollte nicht, dass auch sie sich damit quält
Er hat ihr einen Brief geschrieben und nie abgeschickt
Er sah dazu auch keinen zwingenden oder notwendigen Grund
Denn der Arzt hat ihm gesagt, sie sei Gott sei Dank gesund
Er liebt seine Freundin von Herzen, die Lage ist verzwickt
Er hat schon lange keine Tränen mehr
Nur das Wissen liegt auf seiner Seele schwer
Denn wenn er heute um sieben Uhr morgens aufsteht
Sieht er eine andere Welt, wenn er zu seiner Arbeit geht
Dieselben blauen Augen, dieselbe Krawatte und Anzug
Seriöses, elegantes Auftreten keine Drogen, er ist klug
Bei den Arbeitskollegen war er schon immer sehr beliebt
Weil er sich immer so unkompliziert und bescheiden gibt
Nichts änderte sich an seinem Charakter und seinen Gaben
Alleine seine Träume und seine Hoffnungen hat er begraben
NOVEMBERNACHT
Kalte Novembernacht, ich schlendere durch die nassen Strassen
Es ist mir etwas unheimlich, die Gegend scheint recht verlassen
Neugierig sehe ich mich um, so treffe ich Dich ganz zufällig an
Ich war überrascht, aber ich erkannte Dich schon aus der Weite
In diesem Moment erkennst Du auch mich und blickst zur Seite
Du sprichst gerade über irgendetwas mit einem fremden Mann
Gehst mit ihm ein paar Schritte zu einem dunklen Hauseingang
Der euch sofort so wie ein weitaufgerissener Mund verschlang
Telefongespräche, ich habe Deine Stimme noch in meinem Ohr
Ich redete damals furchtbar lange auf Dich ein - und ich verlor
Ich beschwor Dich, doch lieber nicht diesen Weg zu gehen
Aber Du hast es trotz meinen Argumenten niemals eingesehen
Ich warte, und ich weiss nicht warum - warum bleibe ich stehen?
Regen - erinnere mich nicht, wie lange ich blieb an diesem Ort
Als ihr wieder aus dem Haus kamt, der Mann ging wortlos fort
Mich fröstelt es leicht, als ich Dich in diesen dünnen Kleidern sehe
Ich verstecke mich im dunklen Eingang von einem nahen Haus
Und aus meinem sicheren Versteck schaue ich Dich fragend an
Irre ich mich, oder siehst Du wirklich so müde und bleich aus?
Ich denke stumm: "Hätte ich doch damals nur etwas mehr getan"
Wer weiss schon, vielleicht hätte es Dir doch etwas gebracht
Ich vergass Dich, habe in letzter Zeit nie an Dich gedacht
Nicht ganz, ich muss zugeben, nie ist doch etwas gelogen
Aber ich habe ehrlich gemeint, Du seiest längst umgezogen
Was hält mich da, warum bleibe ich immer noch hier stehen?
Und vielleicht sollte ich, ganz einfach locker zu Dir hingehen?
Doch ich bin wahrscheinlich angewachsen, ich fürchte mich
Ich bleibe im dunklen Hauseingang stehen völlig unbeweglich
Hinter mir, da öffnet die grosse und schwere Haustür sich
Ich zucke kurz zusammen, weil ich erschrecke fürchterlich
Und eine Frau schaute mich überrascht aus nächster Nähe an
Ich schämte mich, in mir löste sich der beklemmende Bann
Sie ging die Strasse hinunter und sagte nichts - zum Glück
Jetzt kam wieder Leben in mich, ich werde nun wieder wach
Und ich ging auch langsam fort, ich schaute nicht mehr zurück
Weil ich war mir absolut sicher, Du blicktest mir stumm nach
Denn ich spürte Deine fragenden Augen in meinem Rücken
Ich ging schneller, um mich vor Deinem Blick zu drücken
Es ist falsch, und ich weiss es ganz genau
Die Häuserfassaden links und rechts, grau in grau
Ich renne schon beinahe und stolpere sogar dabei
Bitte - bitte - verzeih
A PLACE WITHOUT A NAME
Manchmal hörte ich, die Vögel fröhlich in den Bäumen singen
Sah, irgendwelche Insekten frech über meine Hand springen
Da gab es weiches Gras und weit mehr als ein einziger Baum
Aber trotzdem existierte nur ein einziger gemeinsamer Traum
Doch eigentlich war es wirklich alles andere als bequem
Nur diese Tatsache war ja eigentlich alleine mein Problem
Sinnlos, wenn sich jemand anderes darüber Gedanken macht
Manchmal war es Tag und manchmal, da war es auch Nacht
Und manchmal habe ich Deine strahlenden Augen gesehen
Nur Eines, dies wollte ich niemals, nämlich zurückgehen
Von diesem versteckten Platz ohne einen Namen
Und ich gebe es offen zu, wir waren zusammen
Und wir waren es wirklich auch Beide gerne
Manchmal leuchteten uns die hellen Sterne
Und warum sollte ich euch denn auch fragen
Nur damit ihr mir mit gestrengen Mienen könnt sagen
Dass man dies im Allgemeinen nicht so gerne sieht
Aber es ist doch nicht verboten, was hier geschieht
An diesem versteckten Platz ohne einen Namen
Denn wir waren doch nur glücklich zusammen
Gar nichts weiter und das wollen wir auch sein
Manchmal, da wärmte uns auch heller Sonnenschein
Dann trafen unsere verständnisvollen Blicke sich
Und manchmal - manchmal, da vermisste ich Dich
Wartete darauf, dass ich Dich irgendwo erspähe
Sehnte mich eigentlich nur zurück in Deine Nähe
An diesen versteckten Platz ohne einen Namen
Damit ich wieder bin alleine mit Dir zusammen
Ich weiss, wir dürfen dies alles überhaupt nicht
Weil es doch einem eindeutigen Befehl widerspricht
Aber wer könnte da eigentlich einfach so widerstehen
Auch wenn es viele von Euch niemals können verstehen
Manchmal sassen wir da, um einfach stumm zu lauschen
Wie vom Bach erklingt ein Plätschern und Rauschen
An diesem versteckten Platz ohne einen Namen
Wo wir immer wenn auch heimlich waren zusammen
Oft sassen wir zusammen und redeten über die Zukunft
Wir erlebten Träume und vergassen dabei die Vernunft
Manchmal fürchteten wir uns, man wird uns entdecken
Und wir begannen uns, von uns selbst zu verstecken
Und manchmal im sentimentalen, gelblichen Mondschein
Da fragten wir, warum durfte es eigentlich nicht sein?
Dieser versteckte Platz, er trug für uns immer einen Namen
Nur Eines, wir sind schon sehr lange nicht mehr zusammen
SCHNEEGESTÖBER
Ich war unterwegs auf meinem Weg nach Haus
Aber ich kenne mich einfach nicht mehr aus
Nicht geographisch gemeint, sondern in mir Innen
Suche Werte und Gefühle in mir wie von Sinnen
In meine Augen treibt der Wind Schneeflocken
Sehe vor meinen Augen kaum die eigene Hand
Aus diesem Grund bin ich jedes Mal erschrocken
Wenn wie aus dem Nichts auftaucht ein Gegenstand
Mit schwerem Schritt stampfe ich durch den Schnee
Verflucht, tut das in meinem Herzen schrecklich weh
Treffe auf Kinder, sie machen eine Schneeballschlacht
Und wie im Leben, immer der, der trifft, der lacht
Ein verirrter Schneeball trifft zufällig auch mich
Zeige keine Reaktion, die Kinder, sie wundern sich
Aber dies hindert mich nicht am ziellosen Weitergehen
Etwas verdutzt, bleibe ich bei einer Telefonzelle stehen
Und ich überlege mir in meinem etwas hysterischen Wahn
Warum rufst Du mich um Himmels Willen hier nicht an?
Ist es nur ein Traum, oder ist es wirklich geschehen?
Und plötzlich kann ich alles wieder genau vor mir sehen
Deine Träne auf der Wange, als Du sagtest, es sei Schluss
Auf den Lippen hatte ich noch den Geschmack vom letzten Kuss
Und in mir eine unendliche und auch unbeschreibliche Leere
Sprachlos darüber, welches Glück ich nun muss entbehren
Konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich musste gehen
So blöd es auch klingt, ich brauchte Zeit, um es zu verstehen
Nur Deine so ehrlichen Tränen, sie passten dazu einfach nicht
Jetzt bin ich hier, fröstelnd mit einem versteinerten Gesicht
Und ich verstehe so ganz langsam, was ich soeben alles verlor
Lag es an diesem nassen Schneesturm, dass ich furchtbar fror
Eine Telephonzelle und Deine vertraute Telefonnummer im Kopf
Eingeschüchtert und nass bis auf die Haut, ich armer Tropf
In mich zusammen gesunken, ich fühle mich schrecklich klein
Eine winzige Hoffnung, es könnte doch alles ein Irrtum sein
Einen Anruf, nur um wieder Deine vertraute Stimme zu hören
Aber ich fürchte, sie würde mich nur sofort wieder betören
Ich kann Dir nicht widerstehen, Du weisst es, nicht wahr?
Die Situation ist uns Beiden doch leider so vollkommen klar
Was wir an Gemeinsamkeiten besassen, ist nun alles vorbei
Sollte ich wieder fröhlich sein, denn ich bin wieder frei?
Aber ich verstehe nicht, warum weintest Du, als ich ging?
Du warst offensichtlich glücklicher, damals als alles anfing
LISA (PART IV)
(Und der Regenbogen)
Die Schaufenster rund um mich erstrahlen in der Weihnachtsdekoration
Es war die Zeit, als die hellen Lichter angingen, denn es dunkelte schon
Ich schaute mich um, als ich plötzlich stutzte, das Gesicht kenne ich doch
Ich sprach die Frau etwas schüchtern an: "Hey, Lisa kennst Du mich noch?"
Sie schaute etwas verwundert auf, nach kurzem Suchen traf ihr Blick mich
"Andrew, Dich vergesse ich bestimmt nicht, natürlich erkenne ich Dich"
Das Wetter war nicht besonders schön, aber es war zumindest trocken
Ich nahm sie sanft in meinen Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wangen
Doch diesmal war ich es, der zurückzuckte, diesmal war ich erschrocken
Denn mit der aufkommenden Erinnerung begann ich, plötzlich zu bangen
Und ich befürchtete, mein Verhalten könnte ihr ziemlich unangenehm sein
Weil vielleicht holt Dich die Erinnerung bei meinen Berührungen wieder ein
Mit Freude erkannte ich, wie sich ein Lächeln zeigte in Deinem Gesicht
Glücklich wurde mir bewusst, so falsch war mein Verhalten doch nicht
"Hast Du noch ein wenig Zeit, dann lade ich Dich zu einem Kaffee ein"
Sie lachte: "Ich hätte eben dasselbe vorgeschlagen, ich sage nicht, nein"
Also sind wir im nächstliegenden Café in die bequemen Stühle gesunken
Und haben geredet und dazu ein oder vielleicht zwei Kaffee getrunken
Ich habe für unsere Mägen auch noch zwei grosse Kuchenstücke bestellt
Während wir so dahin redeten, über weiss nicht was, Gott und die Welt
Habe ich krampfhaft aber heimlich versucht, in Deinen Augen zu lesen
Wie die zwei Jahren seit unserer letzten Begegnung so sind gewesen?
Wie hast Du denn Dein schreckliches Erlebnis von damals überwunden?
Ich würde es so gerne wissen, aber ich darf es trotzdem nicht erkunden
Ich möchte nicht das dumme Kamel sein, welches das Gras wegfrisst
Das in den vergangenen Jahren so furchtbar mühsam gewachsen ist
Deshalb bleibe ich auch zu diesem, doch ziemlich heiklem Thema stumm
Trotzdem ist es ein sehr wohltuendes Gespräch, vielleicht gerade darum
Denn auch Du verlierst über die ganze Geschichte natürlich nicht ein Wort
Die Stunden vergehen schnell, sie laufen uns Beiden unaufhaltsam fort
Wir mussten langsam gehen, die Rechnung bezahlte natürlich ich
Du hast Dich dagegen gesperrt, wie es sich doch gehört natürlich
Aber nach einem kurzen, heftigen aber trotzdem künstlichen Krach
Gabst Du meinen Argumenten und meinem sturen Holzkopf doch nach
Irgendwann spät am Abend haben wir die Cafeteria langsam verlassen
Ein kleines Stück konnten wir unseren Heimweg gegenseitig anpassen
Als sich unsere Wege dann trennten, blieben wir an der Kreuzung stehen
Zufällig vor einem Schaufenster, in diesem war ein Regenbogen zu sehen
Und noch einmal sind irgendwo tief in mir die Erinnerungen hoch gekommen
Dachte daran, wie Dir einst die Farben vom Regenbogen wurden genommen
Ich wünsche mir, dass Dein Regenbogen wieder am Himmel könnte auferstehen
Damit Du ihn nicht nur in einem kalten kitschigen Schaufenster kriegst zu sehen
Schweigend gebe ich Dir zum Abschied noch einen Kuss auf Deine Wangen
Anschliessend sind wir Beide wieder unsere getrennten Heimwege gegangen
ZWEISAMKEIT
Aus dem verhungerten Feuer steigt noch etwas Rauch
Ich liege damit meinem Kopf auf Deinem weichen Bauch
Ein angenehmes warmes und sehr weiches Ruhekissen
Ich weiss längst nicht mehr, wie es ist, Dich zu vermissen
Fühle wie Deine Atmung Dein Bauch lässt senken und heben
Es ist Abend, und die Sonne beginnt langsam aufzugeben
Und In der warmen Luft liegt der Duft nach verkohlter Wurst
Die Freunde gingen in die Beiz, denn sie hatten noch Durst
Die Sprüche zum Abschied liessen sich nicht vermeiden
Darunter müssen wir Beide wohl noch sehr lange leiden
Wir lächelten, so als erzählte jemand einen guten Witz
Denn man möchte ja mit seinen Freunden keinen Kritz
Jetzt liege ich da mit meinem Kopf auf Deinem Bauch
Im saftig grünen, wohlduftenden und weichen Bärlauch
Vom Dorf her erklingt das laute Gebell von einem Hund
Aber er verstummt wieder ohne einen ersichtlichen Grund
Ich spüre Dein Herz rhythmisch und doch ruhig schlagen
Und ich höre Dich dabei, wie nebenbei irgendetwas sagen
Doch was Du in diesem Moment erzählst, dies weiss ich nicht
Es ist schön, wie sich das letzte Tageslicht im Laub bricht
Es herrscht eine seltsame Stimmung im abendlichen Lichte
Stelle erstaunt fest, Du erzählst immer noch Deine Geschichte
Erst jetzt scheinst Du einzusehen, dass ich Dir gar nicht zuhöre
Aber diese Tatsache, sie scheint Dich, auch nicht weiter zu stören
Ohne eine besondere Regung höre ich Deine Stimme verstummen
Aus Deinem Mund erklingt übergangslos ein melodiöses Summen
Still lächelnd bemerke ich, wie Dein Bauch dabei leicht vibriert
Ein kleiner bunter Vogel hat sich ganz in unsere Nähe verirrt
Er erschrickt fürchterlich, als er uns so Nahe vor sich sieht
Ein Bruchteil von einer Sekunde bis er flügelschlagend flieht
Über der Szene liegt ein Hauch von Frieden und Harmonie
So wie wohl ansonsten selten oder vielleicht sogar auch nie
Unsere Gedanken, sie haben unbegrenzt Raum zum fliegen
Drehe mich leicht zur Seite, um etwas bequemer zu liegen
Ich bemerke überrascht, dass es schon ziemlich dunkel war
Ganz zärtlich wühlst Du mit Deiner Hand in meinem Haar
Ich fühle mich so wohl, so wunderbar, einfach unbeschreiblich
Uns in dem Moment zu stören, wäre ein Verbrechen, finde ich
Mit dem Kopf auf Deinem weichen Bauch so liege ich hier
Und ich fühle ganz tief in mir diese starken Gefühle zu Dir
Besiegtest mich bedingungslos mit Deinen weiblichen Waffen
Aber ich bin von Herzen dankbar in dieser friedlichen Ruh'
Und ich bin mir völlig sicher, Du hörst mir ganz genau zu
Als ich mit leiser Stimme sage: "Ich will mit Dir schlafen"
AN DICH
(Für einmal einen offenen Vorwurf)
Ich möchte Dir in diesen wenigen folgenden Zeilen
Eine Kritik, einen ehrlichen Vorwurf an Dir mitteilen
Es sind damit alle und ganz bestimmt auch Du gemeint
Ich weiss, dass dies wahrscheinlich arrogant scheint
Aber davon will ich mich sicher nicht abhalten lassen
Werden meine Worte auch niemandem in den Kragen passen
Doch höre endlich auf, so furchtbar selbstzufrieden zu sein
Denn der Massstab für das Richtige bist doch nicht Du allein
Du denkst, nur was Du selbst tust, nur dies sei auch normal
Warum lässt Du allen Anderen denn überhaupt keine Wahl?
Höre auf, alle so egoistisch von oben herab anzuschauen
Nur weil sie mit gutem Gewissen einem neuen Weg vertrauen
Und den grossen Mut haben, dies auch noch offen zu zeigen
Lache sie deshalb nicht aus, lerne, für einmal zu schweigen
Weil diese Menschen, sie sind für Deine Sprüche keine Beute
Und auch bunte Kleider machen doch noch längst keine Leute
Wenn Du dies nicht glaubst, musst Du Dich im Spiegel ansehen
Und dann einmal ganz offen und selbstkritisch in Dich zu gehen
Du würdest schnell sehen, es ist nicht alles Gold, was so glänzt
Du hast Dich doch schon längst zum allergrössten König gekränzt
Was im Grund genommen ausser Dir selbst, so wie so niemand glaubt
Es ist nur Deine Selbstzufriedenheit, die Dir Deine Objektivität raubt
Aber trotzdem bist Du ganz sicher nicht der Grösste von allen hier
Darum hört alle endlich auf zu glauben, es müssen alle sein wie Ihr
Ehrlich, ich habe es doch eigentlich schon lange entdeckt
Dass Ihr unter Eurer Schale nur die Unsicherheit versteckt
Und dass Ihr deshalb Eure spitze Pfeile gegen andere richtet
Weil Ihr damit Eure eigenen Selbstzweifel wieder schlichtet
Ihr fühlt Euch dabei furchtbar wohl in Eurem billigen Schein
Aber muss es, denn wirklich auf diese so verletzende Art sein?
Habt Ihr keine andere Möglichkeit, Euren Weg neu zu gestalten?
Als Euch so wie blöde Narren und grosse Idioten zu verhalten
Und alle welche jetzt denken, dass sie dies gar nichts angeht
Sind die, bei welchen das Verhalten am Deutlichsten besteht
Ich habe Euch bei diesem Spiel, zu lange mit Abscheu zugesehen
Es liess in mir ein furchtbar schlechtes Gewissen entstehen
Darum warne ich Euch nun deutlich, endlich damit aufzuhören
Sonst werde ich Euren so brüchigen Schein grausam zerstören
Denn viel zu lange war ich mit meinem Verhalten schon geduldig
Und wenn ich nur zusehe, mache ich mich leider selbst schuldig
Ich weiss, ich bin Euch jetzt allen furchtbar arrogant erschienen
Aber ich bin mir sicher, dass auch andere ihren Frieden verdienen
Und dafür werde ich mit aller meinen Fähigkeiten und Kraft sorgen
Ihr könnt euch sicher sein, Eure Fehler blieben mir nicht verborgen
TOTAL EGAL
Offenheit, welcher man ganz leicht vertraut
Ein Herz, um ohne ein Risiko hinein zu fallen
Gut duftende, weiche und geborgene warme Haut
Augen, welche einem so hemmungslos anstrahlen
Und die, was immer auch kommen mag, treu bleiben
Ein offenes, sympathisches und herzliches Lachen
Ehrlichkeiten, die alle Lügen unbarmherzig forttreiben
So viele Tugenden, welche einem nur beschämt machen
Eine wahnwitzige Ausstrahlung, sie verursacht Neid
Und ein überragender Charakter als wunderbares Kleid
Worte, genauso wie ein bunter und fröhlicher Wasserfall
Und trotzdem, dies ist mir wirklich alles vollkommen egal
Es gäbe gar keine Freundschaft zwischen Frau und Mann
Ich frage mich, wer wohl einen solchen Blödsinn ersann?
Es geht doch zwischen uns, trotz Deiner blendenden Figur
Wirklich, aber manchmal überlege ich mir heimlich nur
Warum habe ich Mühe, meine Hände bei mir zu behalten?
Und wieso sich meine Träume so merkwürdig gestalten?
Ich habe doch alles vollkommen im Griff, nicht wahr?
Meine Kollegschaft zu Dir, sie ist wirklich so wunderbar
Nur warum beginne ich dann, Selbstgespräche zu führen?
Und wieso habe nur ich diesen Wunsch, Dich zu berühren?
Diese verwirrende Träume Dich sogar noch zu lieben
Es ist bereits morgens irgendetwas um die Sieben
Ich bin müde, und ich schlafe immer noch nicht
Komm sagt mir schon, versteht das irgendeiner
Frage mich, welcher Dorn mich so intensiv sticht?
Nur meine Unsicherheit, sie wird doch nicht kleiner
Gestern waren wir zusammen, wir tanzten und lachten
Dass an der Decke die alten, morschen Balken krachten
Genossen die wärmende Sonne und die kalte Dunkelheit
Und wir sprühten vor spinniger Ideen und vor Dummheit
Manche haben uns da schon etwas verwundert angeschaut
Total egal, denn uns sind diese Blicke schon längst vertraut
Aber wenn äusserlich auch alles so wie immer geschieht
Fühle ich doch, da existiert ein ganz kleiner Unterschied
Denn in den ruhigen Momenten, wenn mich nichts ablenkt
Spüre ich, wie es irgendwo in mir ganz automatisch denkt
Nur über was, das ist mir immer noch etwas schleierhaft
Ganz bestimmt nicht über unsere einmalige Kollegschaft
Denn diese Beziehung ist mit Sicherheit echt wunderbar
Da bist Du mit mir doch auch einer Meinung, nicht wahr?
Es gäbe gar keine Freundschaft zwischen Frau und Mann
Ich frage mich, wer wohl einen solchen Blödsinn ersann
Nur warum sind meine Hände dann immer unterwegs zu Dir?
Keine Ahnung, warum lasse ich sie nicht einfach bei mir?
ICH SCHREIBE 'NEN BRIEF
Ich weiss genau, was ich jetzt werde machen
Mir ist so übel, ich muss schrecklich lachen
Ist dies nicht eine seltsame Art von Denksport?
Ich bin genau hier, und Du bist irgendwo dort
Wo warst Du eigentlich, als ich Dich rief?
Ich glaube, ich schreibe Dir heute einen Brief
Aber in diesem Brief steht gar nichts drin
Denn es macht doch überhaupt keinen Sinn
Dass wir noch irgendwelche Worte verlieren
Wir werden es ja so wie so niemals kapieren
Ich weiss genau, was jetzt wird geschehen
Schliesse die Augen, um alles genau zu sehen
Ich kann etwas sehr Kaltes da draussen fühlen
Werde einfach mit meinen Händen darin wühlen
Frage mich schon lange, was mache ich hier?
Ich glaube, ich schicke Dir ein Bild von mir
Ein weisses Papier, weil nichts ist drauf
Ich lasse dem Schicksal einfach seinen Lauf
Aber eines Tages, da wirst auch Du es sehen
Was Seltsames aus dem Nichts kann entstehen
Ich mag blau, und Du magst viel lieber rot
Male die Farben in Schwarz-Weiss zur Not
Und ich trage bei mir alle Deine Adressen
Dabei habe ich es schon wieder vergessen
Aber wenn ich mich wieder erinnern kann
Dann bin ich sicher, dann rufe ich Dich an
Wenn Du abnimmst dann sage ich kein Wort
Du wirst wissen, ich bin hier und Du bist dort
Aber alle Worte werden wir uns einfach sparen
Wir werden die Wahrheit sowieso nicht erfahren
Ich weiss, der Weg ist beschwerlich und steil
Doch was soll's, er ist trotzdem irgendwie geil
Jeder und jede kann dies wahrscheinlich sehen
Gelingt es auch niemandem, es so zu verstehen
Zwischen Dir und mir ist ein grosser Abstand
Und trotzdem gaben wir uns so oft die Hand
Bin mir sicher, es wird noch oft geschehen
Wenn wir auch nie an denselben Ort gehen
Warum bin ich nur so gefühllos und so kalt?
Ich weiss nicht, weshalb wurde ich so alt?
Du weisst es doch
Ich bin ein Arschloch
HEILIGE KUH
Die Einen haben Götter, die Anderen eine heilige Kuh
Nichts so wir, denn wir haben nur eine Meinung dazu
Wir leben immer in der für uns fassbaren Realität
Für die Anderen bleiben die Bräuche und Naivität
Darüber zu lachen, fällt uns immer wieder leicht
Ja unser Spott bleibt wohl ewiglich unerreicht
Denn wir wissen zu jedem Zeitpunkt etwas mehr
Dies ist so einfach, nein, dies ist sicher nicht schwer
Überlegen lachen wir über ihren kindischen Schrott
Sicher, es gab eine Zeit, da hatten auch wir einen Gott
Bis wir ihn nicht mehr nötig hatten, wir schaffen es allein
Und wir sind uns auch völlig sicher, so wird es immer sein
Wir haben keine Götter, denn wir brauchen sich nicht mehr
Wir glauben an nichts mehr, unser Glauben ist längst leer
Genau so mag es einem Aussenstehenden auch scheinen
Doch wir haben noch einen Gott, wenn auch nur noch einen
Und an diesen lassen wir keinen Kratzer, da sind wir stur
Viel zu wichtig ist uns die geheimnisvolle, heilige Skulptur
Nicht mehr so einfach wie früher, hochtechnisiert und mobil
Denn man hat doch schliesslich auch etwas Format und Stil
Wir sorgen auch dafür, dass unsere heilige Kuh immer glänzt
Und wenn nicht wird sie mit einem neuen Anstrich gekränzt
Ja sicher, wir sind furchtbar stolz auf unsere heilige Kuh
Und wir lassen auch nicht die geringsten Beleidigungen zu
Unsere heilige Kuh, die hat vier Pneus aus hartem Gummi
Vom gewöhnlichen Kleinwagen bis zum verchromten Brummi
Das ist unser gesamter Stolz, und daran glauben wir
Kein schlechtes Wort über die Sache, sonst wehe Dir
Wir glauben nicht mehr an Legenden und den bösen Wolf
Unsere Götter, sie heissen schon längst Porsche und Golf
Und ehrfurchtsvoll knien wir, innig betend, hier vor ihnen
Bereit, ihnen jederzeit wie willenlose Sklaven zu dienen
So hat bei uns längst jeder seinen eigenen, privaten Gott
Und bei einer Kritik sieht der Gläubige ganz plötzlich rot
Als gehe es dabei jedes Mal um das eigene wertvolle Leben
Otto Normalverbraucher ist bereit, dafür alles aufzugeben
Da sieht man doch deutlich, wie überlegen wir sind
Wir sind doch besser, nicht so einfältig wie ein Kind
Wie die Anderen mit ihren naiven Bräuchen und Sitten
Das ist doch wirklich lächerlich, ich darf Dich bitten
Es hat gar keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen
Die Anderen mit ihrer heiligen Kuh, da kann man nur lachen
SCHUHE ODER FREUNDE
Endstation, Zeit um mit meinem gesamten Gepäck auszusteigen
Ich halte einen Moment inne, um mich hier gründlich umzusehen
Bemerke dabei einen grossen Platz, auf dem Leute herumstehen
Welche mich alle samt anstarren und dabei beharrlich schweigen
Plötzlich beginnt, einer, dort irgendwo im Hintergrund, zu lachen
Als wäre es ein Signal, ein lautes Gelächter beginnt zu erwachen
Der Grund für diese ausgelassene Heiterkeit ist mir schleierhaft
Dachte nur bei mir, scheinbar eine wirklich fröhliche Gesellschaft
Ich griff nach meinem Gepäck, um irgendwo eine Bleibe zu buchen
Zuerst hatte ich jedoch Hunger, ich musste auch nicht lange suchen
Da entdeckte ich ein Restaurant, es roch verführerisch nach Fisch
Drinnen war ein Gedränge, setze mich an einen halbgefüllten Tisch
Die anderen Gäste, welche sich auch noch am selben Tisch befanden
Haben mich von Kopf bis Fuss gemustert und sind dann aufgestanden
Und setzten sich, ganz leise miteinander tuschelnd, wo anders hin
Irgendwie kam ich mir plötzlich vor, als ob ich ein Aussätziger bin
Nun ja egal, ich bestellte mir endlich beim Kellner, etwas zu essen
Doch dieser sagte mir nur, Leute wie ich, können dies hier vergessen
Furchtbar, wie sich alle die Reaktionen dieser Menschen hier glichen
Weil überall, wo ich auch hin kam, sind sie mir entsetzt ausgewichen
Ohne dass es mir dabei gelang, einen genauen Grund dafür zu erfassen
Deshalb fragte ich endlich jemanden aus der grossen Menschenmasse
Denn das ängstliche Ausweichen von den Leuten liess mir keine Ruhe
Der Mann antwortete mir nicht, zeigte nur wortlos auf meine Schuhe
Mein Schuhwerk ist doch ganz normal, meinte ich erstaunt und altklug
Da bemerkte ich erst, dass hier gar niemand ausser mir Schuhe trug
Ich lachte laut, dies alleine konnte doch wirklich nicht die Ursache sein
Doch als ich mich umdrehte, stand ich hier schon wieder ganz allein
Zumindest war ich nach dem Gespräch, das keines war, etwas gescheiter
Alleine meine Schuhe machten mich hier an diesem Ort zum Aussenseiter
Konnte es tatsächlich sein, dies alleine machte mich zum Einzelfall
Wo ich vor kurzem her kam, galt ich eigentlich als ziemlich normal
Nur auf Grund einer lächerlichen Kleinigkeit wurde ich nicht toleriert
Die andauernde Ablehnung machte mich schon ziemlich deprimiert
Wenn dann auch noch die Tage und die Wochen so ziellos zerrinnen
Ohne dass es daneben gelingt, eine Spur von Verständnis zu gewinnen
Kommt der Tag, wo man wünscht in die Anonymität der Masse zu fliehen
Und deshalb beschloss ich endlich, auch meine Schuhe auszuziehen
Ich fühlte mich zwar irgendwie ziemlich nackt, so ganz ohne Schuhe
Aber was für ein Wunder, denn sofort liessen sie mich alle in Ruhe
Ich erntete sogar plötzlich auf der Strasse viele freundliche Grüsse
Aber ich litt trotzdem sehr, denn ich hatte nun ständig blutige Füsse
Verletzt mich dauernd an den zahlreichen kleinen, spitzigen Steinen
Denn ihre Füsse waren längst abgehärtet, doch nicht so die Meinen
EIGENTLICH SOLLTE ICH ...
Ich liege gemütlich auf dem Bett, ich bin glücklich und verliebt
Eine dieser ruhigen, melancholischen Momente, die es selten gibt
Im Grunde genommen, sollte ich jetzt eigentlich davon schreiben
Dass da irgendwo in meiner Nachbarschaft ein Saxophon erklingt
Welches traurig und trotzdem romantisch seine Melodie singt
Ich lausche, es bleibt still, deshalb lasse ich es auch bleiben
Weil von meinen Nachbarn hat überhaupt niemand ein Saxophon
Und auch kein anderes Instrument, aller höchstens ein Telefon
Im Leben ist es halt nicht so, wie man es in den Filmen sieht
Doch es ist nicht so schlimm, wenn es nicht genau so geschieht
Weil ich bestimmt auch ohne blusiges Saxophon träumen kann
Auf diese nebensächlichen Details kommt es wirklich nicht an
Ich sehe vor mir auch mit geschlossenen Augen Dein Gesicht
Dein Blick, der selbst das dickste Eis so wie Watte durchbricht
Erreicht selbst über eine scheinbar unendliche Distanz mich
Und Deine wunderbare Wärme und Dein Verständnis spüre ich
Auch in den vielen Momenten, wo Du überhaupt nicht da bist
Weil hat man sie erst einmal erlebt, sie niemals wieder vergisst
Und mit offenen Augen träume ich wieder einmal nur von Dir
Lausche trotzdem angestrengt dieser Stille, so liege ich hier
Im Grunde genommen, sollte ich jetzt eigentlich davon schreiben
Wie wunderbar der Mond scheint oder von den Sternen am Himmel
Oder vielleicht sogar von einer Prinzessin auf einem Schimmel
Nur der Himmel ist verhangen, deshalb lasse ich es auch bleiben
Es regnet so wie so, und draussen sieht man nur elektrisches Licht
Und an eine Prinzessin auf einem Schimmel, daran glaube ich nicht
Im Leben ist es halt nicht alles so, so wie man es in den Filmen sieht
Doch es ist nicht so schlimm, wenn es nicht genau so geschieht
Denn ich lasse mich nicht durch solche Äusserlichkeiten ablenken
Ich brauche doch bestimmt keine Gründe, um an Dich zu denken
Werde wohl immer ganz selbständig auf ein Wiedersehen blangen
Denn Dein Bild bleibt in alle Ewigkeiten in meinem Herz gefangen
Ich weiss zwar nicht, wie ich einen Menschen wie Dich verdiene
Aber ich liege glücklich auf dem Bett mit einer fröhlichen Miene
Und schreibe dabei wie von selbst ein paar unscheinbare Zeilen
Um meine überschwängliche Freude der ganzen Welt mitzuteilen
Im Grunde genommen, sollte ich jetzt eigentlich davon schreiben
Dass die Sonne gerade aufgeht oder von einem Sonnenuntergang
Oder vielleicht auch wie wunderbar die Stimme der Natur klang
Ich lausche, es bleibt still, deshalb lasse ich es viel lieber bleiben
Irgendeine Turmuhr schlägt aus weiter Ferne gerade Mitternacht
Und vor dem Fenster blitzt es, und der Donner furchtbar kracht
Im Leben ist es halt nicht so, so wie man es in den Filmen sieht
Doch es ist nicht so schlimm, wenn es nicht genau so geschieht
Weil ich fand ja längst mein eigenes grosses Glück
Und das ist Realität und nicht ein kitschiges Stück
FEINER SAND
Ich stand mit beiden Beinen fest im Lebensverkehr
Und es scheint mir erst einige wenige Sekunden her
Als ich mein Leben noch ganz fest hielt in der Hand
Nun fühle ich in meinen Handflächen nur noch Sand
Und ich schaue zu, wie er mir durch meine Finger rinnt
Mir wird klar, wie diese Aussage an Bedeutung gewinnt
"Das ganz grosse Geheimnis des Lebens besteht darin
Dass Dinge, welche eben noch da waren verschwinden
Die allergrösste Aufgabe jedes Lebens besteht darin
Sich - in diesen ständigen Veränderungen zurecht zu finden"
Und ich schaue verstört auf meine Hände, sie sind leer
Erschrocken fällt mein Blick dem feinen Sand hinterher
Als dieser sich plötzlich bewegt und zusammen fliesst
Sich auf seltsame Weise zu Formen und Farben schliesst
Es sind abstrakte Bilder, die man aber vertrauensvoll erkennt
Dies ist wohl das, was man im Volksmund so Erinnerung nennt
Ehrfurchtsvoll bleibe ich, wie zu einer Salzsäule erstarrt, stehen
Um dem seltsamen Schauspiel lautlos und überwältigt zu zusehen
Es ist ein Wechselspiel, mal beginnen meine Augen zu leuchten
Bevor sie Sekunden später wieder meine stillen Tränen befeuchten
Vergangenheit geformt aus instabilem und feinem Sand
Er zeigt Dich, er zeigt mich, gemeinsam Hand in Hand
Wie wir wohlbehütet spazieren durch den finsteren Wald
Sehe einen Jungen sich winden und schluchzen, er hat kalt
Dies alles soll ich einfach so zurücklassen, niemals - nie
Aus der Erstarrung erwacht, falle ich zitternd auf die Knie
Und habe krampfhaft versucht, den Sand zusammen zu wischen
Aber er begann sich, mit dem Dreck der Strasse zu vermischen
Ich konnte, wie ich auch wollte, meine beiden Hände falten
Es gelang mir nicht, den feinen Sand weiter festzuhalten
Keine Macht der Welt konnte ihn von dem Schmutz trennen
Bald schien mir, als würde ich den Sand nicht mehr erkennen
Nein, dieser Sand hatte längst nichts mehr, mit mir zu tun
Und trotzdem, es lässt mich halt einfach nicht mehr ruh'n
Ich will meine Vergangenheit nicht einfach so zurücklassen
Trotzdem bekomme ich sie, nicht mehr so Recht zu fassen
Ratlos und völlig hilflos knie ich hier, zusammen gekauert
Habe stumm für mich, um alles was früher war, getrauert
Weiss nicht, ob Minuten vergingen, während ich nachdachte
Ein kurzer Ruck ging durch meinen Körper, als ich erwachte
So habe ich mich plötzlich wieder in der Gegenwart gefunden
Ich stehe auf und ich bin um die nächste Ecke verschwunden
ALS ATLANTIS AUFTAUCHTE
Eine zufällige, zusammengewürfelte Gruppe hat sich hier eingefunden
Farbenfrohe Details sind unbemerkt im schummrigen Licht verschwunden
Stille kehrte ein, als plötzlich in der Dunkelheit eine klare Stimme sang
Die Musik ertönte im Hintergrund, eine beinahe scheue Gitarre erklang
Nicht so wie in den meisten Fällen überladen und furchtbar pompös
Nein, viel eher fein und sehr zart, halt einfach wohltuend melodiös
Worte und Melodie waren den meisten Anwesenden bestens vertraut
Es dauerte nur ein paar Klänge, dann ging das Lied unter die Haut
Ein Mann mit seiner braunen Gitarre erschien im gedämpften Licht
Niemand klatschte, wir zerstörten diesen lautlosen Zauber nicht
Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis wir die Grenzen überwanden
Und sich bis dahin fremde Hände zielsicher zueinander fanden
Weiterhin drang die Melodie beinahe ehrfurchtsvoll an mein Ohr
Nur der Refrain erschall von den Wänden als vielstimmiger Chor
So standen wir alle zusammen da, Reihe für Reihe, Hand in Hand
Glücklich, weil uns etwas ganz Seltsames und Unsichtbares verband
Heute wussten wir in diesem Augenblick gehörten wir alle zusammen
Unwichtig waren plötzlich unsere Geschichten und auch die Namen
Ein Lied und eine Idee schaffte es, uns alle zusammen zu vereinen
Irgendwo rechts hinter mir hörte ich eine schwache Stimme weinen
Es dauerte kaum mehr als eine Sekunde, bis sich ihr jemand zuwandte
Einer ihrer beiden Nachbarn, der sie wahrscheinlich gar nicht kannte
Schützend nahm er sie ohne ein erklärendes Wort sanft in seinen Arm
Und gab ihr mit dieser Geste für einige Augenblicke zärtlich warm
Sie schaute ihn überrascht an, aber sie brach nicht das Schweigen
Sie war nicht alleine, mehr wollte er ihr damit auch gar nicht zeigen
Und dieses schöne Gefühl nahm immer mehr Besitz von uns allen
Immer lauter liessen wir unsere gemeinsame Stimme erschallen
Weiss nicht, ob es wahr ist, aber für uns hat es sehr gut geklungen
Der Funken ist vom Sänger unaufhaltsam in unsere Herzen gesprungen
Jedes neue Lied traf die empfindlichen Nerven unter unserer Haut
Und die fremden Hände wurde einem immer mehr wohltuend vertraut
Selbst als die allerletzten Töne ganz langsam verklangen
Standen die Meisten immer noch am selben Ort und sangen
Wir warteten noch, auf das was kommen mag, Hand in Hand
Der Sänger sprach eine Sprache aus einem fremden Land
Aber man sagt, dass Musik jede Art von Grenzen durchbricht
Und so erreichte uns an diesem Abend auch seine Nachricht
Die Menge löst sich langsam auf, um nach Hause zu gehen
Wir konnten wirklich nicht in alle Ewigkeiten hier herumstehen
Durch die Tür ist uns die frostige Kälte entgegen geschlagen
Trotzdem gingen wir unsere eigenen Wege, ohne zu klagen
Mussten wir auch die schützende Gemeinsamkeit verlassen
Was wirklich geschah werden wir erst viel später erfassen
WIEDERGEBURT
Die Lippen zusammengepresst, ein leerer lebloser Blick
Und niemand wusste etwas Genaues über Dein Geschick
Hast nur eine Spur zu viel in den letzten Jahren gelitten
Und so bist Du dann schon beinahe fröhlich ausgeglitten
Ohne den geringsten Laut bist Du auf die Nase gefallen
Konntest Du Dich gerade noch am Abgrund festhalten
Unter Dir nur noch eine unendlich hohe Felswand
Gab Dir gerade noch rechtzeitig meine rechte Hand
Redete, redete und versuchte Dich, hinauf zu ziehen
Du musstest mir zuhören, Du konntest nicht fliehen
Ich zog kräftig und redete, ich redete, und ich zog
Schleuderte Dir Argumente entgegen, die ich abwog
Wenig später standen wir uns gegenüber am Abgrund
Und ich hielt nun das erste Mal endlich meinen Mund
Es war ein wunderbarer Tag, ich musste grundlos lachen
Denn ich fühlte, eine neue Lebenslust in Dir erwachen
Ich konnte nicht anders, ich nahm Dich in meinen Arm
Aber er zeigte gar keine Wirkung auf Dich, mein Charme
Denn Du schimpftest mich nur froh lachend, einen Schuft
Ja, wir machten sogar bereits Pläne für unsere Zukunft
Und jeden neuen Tag wollten wir so fröhlich begrüssen
Doch da zerbröckelten die Steine unter Deinen Füssen
Die Distanz zum Abgrund war halt immer noch zu klein
Ich dachte bei mir, dies darf einfach nicht wahr sein
Wollte Dich noch halten, aber es hat nichts genützt
Vor meinen Augen bist Du in diese Tiefe gestürzt
Sah Dich nur noch suchen nach einem sicheren Halt
Aber die Schwerkraft hatte eine zu mächtige Gewalt
Ich schrie Dir noch ganz laut irgendetwas hinter her
Doch da war längst nichts mehr, da war alles so leer
Verbittert in die Tiefe schauend, so stand ich hier
Und ich weinte und fluchte, ich war so wütend in mir
Über Menschen, die diese Steine liessen zusammen fügen
Denn die trügerische Sicherheit bestand nur aus Lügen
Warum ist nicht einer von ihnen hier hinunter gestürzt?
Aber auch gerechtfertigte Vorwürfe haben nichts genützt
Sie war Tod, ich hatte Mühe, mich vom Abgrund abzudrehen
Und nur mit Tränen in meinen Augen konnte ich fortgehen
Das Leben ist manchmal grausam und fürchterlich gemein
Und ein Gedanke liess mich vom Moment an nicht mehr allein
Vielleicht, wäre ich nur etwas schneller gewesen, vielleicht
Vielleicht hätte ich Dich dann auch diesmal noch erreicht
SCHUBLADE 57
Hey Du dort drüben, ich kenne zwar nicht Deinen Namen
Aber wollen wir nicht einmal etwas trinken zusammen
Hast Du etwas dagegen, wenn ich Dich zu mir einlade
Meine Adresse ist die siebenundfünfzigste Schublade
Genau dort lebe ich, weil dort steht auch mein Haus
Zugegeben, ich bin auch nur eine kleine graue Maus
Trotzdem wohne ich hier schon seit so vielen Jahren
Wieso? Ich habe es leider niemals so recht erfahren
Ich kam wahrscheinlich eher ziemlich zufällig dorthin
Und manchmal, da fühle ich mich auch ganz wohl darin
Nur manchmal beginne ich, ganz grundlos zu schwitzen
Denn man lässt mich immer wieder dort einfach sitzen
Und in diesen Augenblicken fehlt mir mein Humor
Aber zu meinem Glück kommt es auch immer wieder vor
Und sie lassen die Schublade einen kleinen Spalt offen
Dann werde ich nervös, und ich beginne, leise zu hoffen
Ich stecke meinen Kopf heraus, um etwas zu sehen
Will wissen, was in den anderen Welten ist geschehen
Sicher, die Schubladen neben mir lernte ich schon kennen
Es sind ja immer die gleichen Mäuse, die hin und her rennen
Und trotzdem sind diese Blicke eine Abwechslung für mich
Denn immer wieder dieselbe dunkle Decke ist unerträglich
Dann krieg ich den Blues und sitze niedergeschlagen zuhaus
Und ich wünschte mir so sehr, ich könnte hier für einmal raus
Dann lausche ich wieder den Geräuschen von unten und oben
Wo die Feste und die Auseinandersetzungen heftig toben
Ich gebe es zu, wäre manchmal wirklich gerne auch dabei
Aber leider bin ich nur innerhalb meiner Schublade frei
Ja, auf meiner Schublade klebt sogar ein grosses Schild
Mit der bekannten Nummer siebenundfünfzig und das gilt
Auf das bin ich sehr stolz, denn auch mein Name steht da
Aber das ich in meinem bisherigen Leben noch nie mehr sah
Als diese, meine kleine, siebenundfünfzigste Schublade
Dies finde ich natürlich schon ein bisschen schade
Und warum durfte ich eigentlich nie selbst wählen?
Du könntest mir ein wenig von Deiner Welt erzählen
Die ausserhalb liegt von der siebenundfünfzigsten Schublade
Dies ist mein Motiv, dies ist mein Grund, dass ich Dich einlade
Wir hätten ganz bestimmt unseren ganz grossen Spass zusammen
Wir lernten uns etwas näher kennen, auch mit unseren Namen
Will mit Dir nur etwas trinken, es würde mich doch so sehr freu'n
Komm doch vorbei, Du - Du von der Schublade zweihundertundneun
SPRICH DI US
Du hesch doch scho lang nume no a sie denkt
Hesch ere Dis Herz und Dini Gfühl gschenkt
Und sie het sich vo Dir so gern loh küsse
Aber jetzt will sie vo Dir nüt meh wüsse
Doch sie het vergässe, Dis Herz zrug z'geh
Es git so Sache die tüend schreckli weh
Jetzt liegsch ständig wach i der Nacht
Und fragsch, was hesch nume falsch gmacht?
Rede mit ihm, rede mit mir oder rede mit ihr
Aber b'halt es lieber nit alles allei bi Dir
Alles das, wo Du z'Nacht druf ume chausch
Gang doch zu dem Mensch wo Du vertrausch
Und sprich Di denn an sinere Schulter us
Wiel suscht nimmt Dir das alles noh de Pfus
Du bisch so andersch als die Meiste
Drum chasch Du Dir au gar nüt leiste
Unerfüllt bliebt Din so grosse Wunsch
Denn überall wo Du immer ane chunsch
Lache sie Di us, alle lache über Di
Du fülsch Di so schreckli allei derbi
Jetzt liegsch ständig wach i der Nacht
Und fragsch, was hesch nume falsch gmacht?
Rede mit ihm, rede mit mir oder rede mit ihr
Aber b'halt es lieber nit alles allei bi Dir
Alles das, wo Du z'Nacht druf ume chausch
Gang doch zu dem Mensch wo Du vertrausch
Und sprich Di denn an sinere Schulter us
Wiel suscht nimmt Dir das alles noh de Pfus
Du treisch e grosses Geheimnis i Dir
Du gisch es zu, das verrisst Di schier
Aber trotzdem verzählsch Du gar nüt
Wiel Du hesch Angst, dass Di denn Lüt
Gar nüme Ernst und nüme für voll näme
Drum so tusch Du Di ganz allei schäme
Jetzt liegsch ständig wach i der Nacht
Und fragsch, was hesch nume falsch gmacht?
Rede mit ihm, rede mit mir oder rede mit ihr
Aber b'halt es lieber nit alles allei bi Dir
Alles das, wo Du z'Nacht druf ume chausch
Gang doch zu dem Mensch wo Du vertrausch
Und sprich Di denn an sinere Schulter us
Wiel suscht nimmt Dir das alles noh de Pfus
SINNLOSE WARNUNG
Ich weiss nicht, wer Dir unsere sozialen und goldenen Regeln verrat?
Habe keine Ahnung, wer Dir etwas von dieser Sache angedeutet hat?
Ist eigentlich auch völlig egal, denn es ist gar nichts Geheimes daran
Auch wenn man diese Regeln nur von ganz wenigen erfahren kann
Das was Du davon schon weisst, hat Dich wohl sehr beeindruckt
Aber ich bin zuerst einmal erschrocken und habe leer geschluckt
Als Du mir sagtest, ich solle Dir die goldenen Regeln beibringen
Ich weiss ja zwar selbst, wie überzeugend und richtig sie klingen
Und ich könnte sie Dir wahrscheinlich auch ganz exakt erklären
Aber ich will doch nicht, dass Du Dich später wirst beschweren
Ich bin zwar selbst überzeugt, dass jede dieser Regeln richtig ist
Doch ich weiss längst auch, es ist leichter, wenn man sie vergisst
Denn sie halten einem in alle Ewigkeiten unwiderruflich gefangen
Weil hat man erst einmal auch nur eine einzige Träne aufgefangen
Dann wird man immer mehr von diesem Leid und Kummer sehen
Und es wird Dir niemals wieder richtig gelingen zu widerstehen
Du wirst schnell lernen, auch verborgene Schmerzen zu erkennen
Und kannst das Meiste davon auch beim richtigen Namen nennen
Du wirst Dich immer verpflichtet fühlen, dagegen etwas zu tun
Und niemals wieder wird bei Dir das schlechte Gewissen ruh'n
Weil Du in vielen Situationen einfach da stehst und so hilflos bist
Und eines Tages wirst Du dann erfahren, wie schmerzhaft es ist
Dann sehnst Du Dich sehnlichst wieder nach den Tagen zurück
Nach den Tagen, des Nichtwissens und dem vergangenen Glück
Ich weiss schon, Wissen ist eine wirkliche so faszinierende Macht
Aber Du wirst bald erkennen, wie verantwortlich Dich dies macht
Ich weiss, Du kannst dies im Moment noch nicht so richtig verstehen
Nur irgendwann, das verspreche ich, wirst Du mit offenen Augen sehen
Einst da war ich genauso wie Du, Deine Euphorie ist mir vertraut
Ich lernte schnell, und ich habe das Geheimnis rasch durchschaut
Ich frage Dich, willst Du tatsächlich in dieses Wissen eindringen?
Es ist nicht so, ich könnte Dir die goldenen Regeln beibringen
Nur ich habe Angst, eines fernen Tages wirst Du mich verfluchen
Wenn Du in einer schlaflosen Nacht nach Lösungen musst suchen
Die versteckten Leiden der anderen werden auch die Deinen sein
Aber Du bist mit den bedrückenden Mächten hilflos und ganz allein
Und dass Du diese grosse Belastung nicht ganz verkraften kannst
Davor habe ich eine wirklich grosse, nicht verschwindende Angst
Es ist ein schönes Gefühl, Gefühle von anderen zu sehen
Aber es bringt Dir nur Hilflosigkeit, sie nicht zu verstehen
Und deshalb überlege es Dir doch lieber nochmals gut
Hast Du danach für dieses Spiel immer noch genug Mut
Dann werde ich Dir alles, was ich weiss, genau erklären
Genau so, wie man mir einst Einblick liess gewähren
GUTNACHTGSCHICHTLI
(Für alli wos agoht)
Idee und Original Tony Carey
Ich stoh do allei uf dem riesige Hügel
Cha mi vor luter Angst chum bewege
Und han e grosse Hunger nach Kollege
Bi scho ewig lang gfange i dene Zügel
Ich wart uf irgend es heimlichs Zeiche
Wenn ächt wird's mi entli emol erreiche
Denn wird ich vo dem Hügel abfliege
D'Wolke werde mi genau wie Sunne wiege
Ich froge mi, wo isch do de Sinn verborge
Ständig ume hilflos uf de Chnü schnogge
Jedes Mol wen meh nume es bizzeli git
Näme sie eifach alles, was ihne beliebt
Wir warte uf Euch, dört unde a Euchne Stränd
Und wir werde kämpfe mit eusne eigene Händ
Die Wiesheit vo dem riesige Berg wird eus stärke
Chönne umfalle, aber mir gänd nid uf, ihr werdet z'merke
Ich hah überhaupt kei Verwendig für Ruhm und Ehr
Ich will doch nume Friede isch denn das so schwer
Das isch doch bestimmt keini vo dene Gutnachtgschichte
So wie sie's, im Schneewittli mit de siebe Zwerge brichte
Es git es scho ewig lang das Tal
Meh trifft do fremdi Lüt überall
Ich ha kei Idee meh, es isch verruckt
Das alles goht scho tusig Jahr zrugg
Ich froge mi, wo isch do de Sinn verborge
Ständig ume hilflos uf de Chnü schnogge
Jedes Mol wene meh nume es bizzeli git
Näme sie eifach alles, was ihne beliebt
Wir warte uf Euch, dört unde a Euchne Stränd
Und wir werde kämpfe mit eusne eigene Händ
Die Wiesheit vo dem riesige Berg wird eus stärke
Chönne umgehe, aber mir gänd nid uf, ihr werdet z'merke
Ich hah überhaupt kei Verwendig für Ruhm und Ehr
Ich will doch nume Friede isch denn das so schwer
Das isch doch bestimmt keini vo dene Gutnachtgschichte
So wie sie's im Schneewittli mit de siebe Zwerge brichte
Kei Ahmut und au kei wildes Tier, nei, nei
Es goht immer so wieter, au wenn mir es nit wei
BEGEGNUNG DER ERSTEN ART
Nach ziemlich kurzer Suche entdecke ich Dich
Und unser beider Augen, sie begegnen sich
Es scheint mir, als sagen Deine ohne ein Wort
"So ein Zufall, Du bist auch wieder an diesem Ort"
Auch meine blauen Augen strahlen und schweigen
Und ich weiss genau, sie wollen Dir damit zeigen
Es ist kein Zufall, dass ich schon wieder hier bin
Nein, diese Sache hat schon einen tieferen Sinn
Kannst Du Dir den Anlass, denn gar nicht denken?
Ich beginne meine Augen, ganz leicht zu senken
Um Dich kurze Zeit später erneut anzuschauen
Du kannst, dem was meine Augen sagen, vertrauen
Warum falle ich Dir denn eigentlich nicht auf?
Glaube mir, ich nehme dafür so einiges in Kauf
Aber vielleicht erwartest Du auch noch jemand
Doch eines wischt dieser Verdacht von der Hand
Du warst auch Gestern hier schon so ganz allein
Und deshalb wird es zum Glück auch nicht so sein
Ich frage mich, warum beachtest Du mich nur nicht?
Du liegst einfach da im grellen, hellen Sonnenlicht
Um interessiert in einem recht dicken Buch zu lesen
Und ganz genau so, ist es auch gestern schon gewesen
Dein Tuch - daneben das Buch mit dem schwarzen Einband
Ich lese heimlich den Titel, er ist mir vollkommen unbekannt
Und ich gebe zu, ich würde sehr gerne an seiner Stelle liegen
Um etwas mehr von Deiner schützenden Nähe abzukriegen
Es wäre doch auch irgendwie angenehmer so zu zweit
Aber der Weg bis dahin ist leider noch ziemlich weit
Wasserperlen tropfen sanft von Deiner braunen Haut
Wenn man, genau wie ich, etwas genauer hinschaut
Und ohne Zweifel, dies habe ich ganz sicher getan
Dies ist etwas, wo sich jeder ganz sicher sein kann
Obwohl uns doch nur einige wenige Meter trennen
Lernte ich Dich doch niemals persönlich kennen
Kenne nicht einmal von Deiner Stimme den Klang
Und so geht es jetzt nun schon eine Ewigkeit lang
Nur du weisst überhaupt nichts von meinen Gedanken
Ahnungslos wirst Du Dich weiter in der Sonne ranken
Ohne dass Du nur die kleinste Spur davon verstehst
Du kommst am ganz frühen Nachmittag und Du gehst
So war es heute und so wird es wohl auch Morgen sein
Du dort drüben und ich hier und beide sind wir allein
Nur in meinen Gedanken sind wir halt doch zusammen
Hey Du dort, bitte sage mir doch einfach Deinen Namen
IRGENDWO AUF DER AUTOBAHN
An einem sonnigen Tag irgendwo auf einer fremden Autobahn
Im Sonnenlicht am fernen Horizont - der grell lachende Wahn
Bleifuss - ein Hilfloses über den grauen, kalten Asphalt rasen
Ausgestreckte Hände bekommen nur, ein Steuerrad zu fassen
Und doch scheint es, als würden sie dabei nach Hilfe senden
Sonnenstrahlen, die nicht wärmen sondern nur blenden
Die Welt scheint noch dunkler durch diese Sonnenbrille
Nur das sehr laute PS-Gejammer durchdringt die Stille
Ein tonnenschwerer Fuss drückt unaufhaltsam aufs Gas
Vor den Sonnenstrahlen schützt das dunkle Plexiglas
Oder versteckt die Brille vielleicht nur die lautlosen Tränen
Er wird dies von sich aus bestimmt niemals erwähnen
Ein innerer Zwang hat ihm die sinnlose Fahrt befohlen
Und irgendwie versucht er, sich selbst zu überholen
Die Welt fliegt vorbei - unerkannt - in einem Stück
Die anderen Fahrzeuge fallen irgendwie weit zurück
Während Bodenunebenheiten sein Auto durchrütteln
Er bemerkt nicht, wie andere Fahrer den Kopf schütteln
Sie verstehen es nicht, aber was wissen denn die?
Zwang das Leben, sie noch niemals auf die Knie?
Freie Bahn, endlich die weite Strasse ist völlig leer
Und so jagt er dem fernen, hellen Horizont hinterher
In der Hoffnung, dass sich dort die Lösung versteckt
Seine zitternden Hände bis zum Steuerrad ausgestreckt
Das ist nicht weit genug, unerreicht bleiben seine Träume
Farbige Streifen am Strassenrand, Häuser und auch Bäume
Anstatt sich selbst lässt er den kräftigen Automotor aufheulen
Er fürchtet sich längst nicht mehr vor hässlichen Beulen
Versteinerter und krankhafter Ausdruck in seinem Gesicht
Schlimmer als jetzt schon kommt es ganz bestimmt nicht
Wie weit muss er auf dieser Autobahn wohl noch rasen
Um seine Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen
Eine Stimme in ihm sagt: "Reiss Dich doch zusammen"
Auf den Strassenschilder stehen viele fremde Namen
Er weiss längst nicht mehr, wo er sich genau befindet
Sieht wie ein Dorf von vielen hinter ihm verschwindet
Und wie immer wieder eine Ortschaft vor ihm auftaucht
Er hat schon eine riesige Menge seiner Kraft verbraucht
Da geschieht es, der Motor stottert laut und stockt
Das Fahrzeug rupft, zieht genau so, als ob es bockt
Die Ursache ist schnell gefunden, der Tank ist leer
Und er begreift, den Horizont zu erreichen, ist schwer
WEI NÜT WÜSSE VO DENE TIGER
(Idee und Original von Tony Carey)
Ich ha bettelt, und ich ha befohle
Ich ha verlehnt, und ich ha gstohle
Ha mi unter eme falsche Name tauft
Und ich ha mini eigeni Seel verkauft
Das alles, um eimal dezu z'göhre z'könne
Um sich die besseren Sache im Läbe z'gönne
Alles, wo meh ume überchunnt, wene meh gwünnt
Ich weiss genau, wie meh uf de Hügel chunnt
Mir sind g'kroche
Hei ume gseit, "Jäh Sir" und "Nei Sir"
Und mit der Zit händ mir
Immer meh vom Geld und Zauber gsproche
Ich ha glernt z'lache ganz lut
Aber ich ha au glernt zliege
Und wie meh ihne unerschrocke i d'Auge luge tut
Ich cha alles, nume leider no nit fliege
Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger
Und mir hei träumt vo eus als Sieger
Mir verstecke eus vo de meischte Tatsache
Aber das chasch doch au nit ewig mache
Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger
Hei doch kei Kraft meh für die Tiger
So goht es doch scho ewig zu
Aber eines Tages do fragsch Du
"Isch das alles wo meh cha bsitze?"
Mir hei so viel gseh, eifach verbi flitze
Hüser, Autos und Chinder, alles ume e Wisch
Und plötzlich gsesch d'Welt, wie sie würkli isch
Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger
Und mir hei träumt vo eus als Sieger
Mir verstecke eus vo de meischte Tatsache
Aber das chasch doch au nit ewig mache
Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger
Hei doch kei Kraft meh für die Tiger
Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger
Hei doch kei Kraft meh für die Tiger
FÜR LISA (Part V)
(Am Anfang war der Regenbogen)
Lisa, die nun folgenden Zeilen sind persönlich an Dich gerichtet
In mehreren Teilen habe ich über Deine Geschichte berichtet
Ich gebe zwar ehrlich zu, es ist ein kläglicher Versuch gewesen
Denn es ist doch ziemlich schwierig, so etwas in Worte zu fassen
Sei mir bitte nicht böse, dass ich es trotzdem nicht konnte lassen
Solltest Du jedoch diese Zeilen irgendwann einmal irgendwo lesen
Bin ich mir sicher, Du wirst Dich in diesen Texten wiedererkennen
Trotzdem werde ich Dich weiter bei Deinem falschen Namen nennen
Ich denke es ist besser so, auch zu Deinem ganz persönlichen Schutz
Manche Wahrheit lebt sich leichter, bleibt sie verborgen unter dem Putz
Der Regenbogen ist für mich ein Symbol für Hoffnung und Farbenpracht
Deine Geschichte war eigentlich alles andere, denn Du hattest es schwer
Und dies vergesse ich und natürlich auch Du selbst bestimmt niemals mehr
Aber gerade aus diesem Grund wählte ich dieses Symbol, habe ich gedacht
Deshalb stand ganz Anfang von meinem Schreiben alleine der Regenbogen
Und ich denke, meine besten Ideen dahinter sind bestimmt nicht gelogen
Ich habe auch schon oftmals und immer wieder tief in mir drinnen überlegt
Wie ich in allen Details aufschreibe Deine Geschichte, die mich so bewegt
Was alles dabei heraus kam, dies hältst Du in diesem Moment in der Hand
Mir ist natürlich schon bewusst, dass ich nicht immer die richtigen Worte fand
Doch ich versuchte einen Mittelweg, in meiner Ausdrucksweise zu erkunden
Hintergründe aus meiner Sicht zu formulieren, ohne Dich dabei zu verwunden
Ich hoffe so sehr, Lisa, es ist mir für dieses eine Mal auch ein wenig gelungen
Und die Worte sind bei Dir nicht irgendwie seltsam und verletzend angeklungen
Aus irgendwelchen Gründen musste ich Deine Geschichte einfach aufschreiben
Kann ich es mit diesen wenigen Zeilen auch niemals ganz erfassen, Dein Leid
Dies ist natürlich die Wahrheit, es ist mir schon bewusst, ich weiss Bescheid
Manchmal denke ich dabei sogar, es wäre viel besser, ich liesse es bleiben
Weil bin ich in meinem Schreiben nicht ein unwahrscheinlich grosser Narr
Wenn ich denke, dass Deine Geschichte für mich als Mann sei erfassbar
Die wirkliche Wahrheit, die kennst wahrscheinlich auch nur Du ganz allein
Aber ich hoffe sehr und wünsche mir, Du wirst mir deswegen nicht böse sein
Dass ich frech versucht habe, Deine Geschichte zu fassen in diesen Zeilen
Sonst kannst Du mir gerne Deine Argumente und Kritik offenherzig mitteilen
Denn es lag sicher nicht in meiner Absicht, Deinen Regenbogen zu zerstören
Weil er wird doch heute und in alle Ewigkeiten, ganz alleine nur Dir gehören
Finde Deinen Weg weit vor den Anfang dieser Geschichte zurück
Und ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und auch viel Glück
Ich bin mir irgendwie sicher, so wirst Du zum richtigen Ziel gelangen
Und Du lernst in Zukunft wieder Locker Intimität Sanft Anzufangen
Du darfst nur nicht vergessen, dass keiner die Welt so wie Du sah
Und trotzdem bin ich mir ganz sicher, Du schaffst es bestimmt, Lisa
DEIN BLICK
Reiste in die Vergangenheit und durch mein Geschick
Es war ein wilder Ritt auf einem bunten Regenbogen
Bei der Lungenentzündung bin ich links abgebogen
Kam um die Ecke, da traf ich wieder auf Deinen Blick
Dabei hatte ich ihn schon beinahe wieder vergessen
Es war damals im Hochsommer bei einem Morgenessen
Du sasst da am Tisch und ich dort am anderen Ende
Und als ich meine Augen verstohlen auf Dich wende
Ist mein Blick plötzlich in Deinen Augen versunken
Und völlig hilflos bin ich auch sofort darin ertrunken
In diesem warmen Blick, der überhaupt nichts fragte
Und trotzdem unendlich viel, wenn auch wortlos sagte
Deine Augen drohten, mich einfach zu durchdringen
Und brachten dabei mein Herz unmerklich zum klingen
Wir liessen unsere Gefühle in unseren Blicken treiben
Plötzlich konnte ich kaum noch ruhig sitzen bleiben
Weil in Deinen hellen Augen so ein Versprechen war
Und eigentlich war zwischen uns längst schon alles klar
Ich brauchte nur noch meine Hände, weit auszustrecken
Um eine so viel versprechende Zukunft aufzuwecken
Warum nur tue ich es denn nicht - warum - weswegen?
Ich grosser Narr begann, wieder einmal zu überlegen
Nur aus Kollegschaft behielt ich meine Hände bei mir
Trotzdem war ich in Gedanken dort alleine - bei Dir
Obwohl Deine Blicke die grosse Distanz überwanden
Und den so kurzen Weg in mein hilfloses Herz fanden
Der gemeinsamen Zukunft wäre nichts im Weg gestanden
Aber Du hast mein Verhalten bestimmt nie verstanden
Warum ich meine zitternden Hände nicht ausstreckte
Und mich hinter meiner Ahnungslosigkeit versteckte
Dein Blick, er ging durch meine Haut und Knochen
Ich hätte sicher gestottert, hätte ich jetzt gesprochen
Was mir blieb war dieser Blick so hell und so klar
Mit einem Gefühl, das trotzdem so schrecklich war
Ich wusste, dass dieser Blick alleine mir gehörte
Meine Hände schwitzten, weil er mich so betörte
Dieser Blick, er traf mich im Herzen ganz tief
Aber ich war schuld, dass es nicht anders lief
Weil ich nach Dir nicht ausstreckte meine Hand
Manchmal hasse ich abgrundtief meinen Verstand
Und meine kläglichen Versuche richtig zu handeln
Anstatt meine Gefühle auch in Glück umzuwandeln
MEIN LAND
Ich weiss noch genau, als einst alles anfing
Verstand zwar nicht, was in mir vorging
Aber ich begriff, wie sehr es einem trifft
Und so griff ich zum Papier und zum Bleistift
Es entstand "ZEITLOSE GEDANKEN ZUM LEBEN"
Diesen Titel habe ich ihm spontan gegeben
Dieser bunten Ansammlung von Geschichten
Hilflos geformt zu kümmerlichen Gedichten
Manchmal hielt ich sie nachts in der Hand
Denn ich wusste dabei, dies war mein Land
Aber ihr habt darin nur Euch selbst gesucht
Sagt, warum habt ihr nur diese grosse Furcht?
Aber ich habe es als meinen Fehler anerkannt
Ich schrieb weiter, habe es "PUZZLE" genannt
Wollte mich beschreiben und Euch alles erklären
Ich versuchte, Euch einen Einblick zu gewähren
Meine Gedichte wurden bestimmt nicht "wahrer"
Aber etwas deutlicher und sicher auch fassbarer
Und manchmal hielt ich sie nachts in der Hand
Denn ich wusste dabei, dies war mein Land
Ihr habt es nicht verstanden, Ihr habt gelacht
Warum nur bin ich so furchtbar spät erwacht?
Gibt es dafür einen besseren Ausdruck in Worten
Als den Titel "SCHNAPPSCHÜSSE EINES IDIOTEN"
Immer noch wollte ich nicht so einfach aufgeben
Aber ich stand ziemlich hilflos und ratlos daneben
Wie leichtsinnig alle mit meinen Gefühlen umgehen
Schade, konnte es denn niemand richtig verstehen?
Sie steht doch allzu deutlich da, meine ganze Wahrheit
Doch leider hattet Ihr wahrscheinlich gerade keine Zeit
Manchmal hielt ich meine Gedichte nachts in der Hand
Denn ich wusste doch genau, dies war mein Land
Wie schnell Vertrauen einfach zerbricht
Warum nur wusste ich dies denn nicht?
"MIT MEINEN AUGEN" wollte ich mitteilen
Zwar im versteckten zwischen den Zeilen
Wiederum nur das Eine, nämlich mich
Die Wahrheit interessierte Euch wieder nicht
Ausdrücke drangen an mein empfindliches Ohr
Die mir deutlich zeigten, dass ich wieder verlor
Jetzt hält irgendjemand "BLUTSPUREN" in der Hand
Und ich verrate wieder ein Stück von meinem Land
Aber verstehen, wird mich auch diesmal niemand
Ich habe es, wohl schon wieder viel zu spät erkannt
Sie werden Dir weh tun, sagte sie, und verschwand
Ich ging in die Welt hinaus und ich verstand
DIE GESCHICHTE VON DEN BIENEN UND DEN BLUMEN
In der Luft ist wieder ein süsses und verlockendes Summen
Du kennst ja die Geschichte von den Bienen und den Blumen
Man sieht sich, kommt sich näher und man lernt sich so kennen
Du kennst es doch, was brauche ich da, noch mehr zu erwähnen
Die Blume, sie lockt routiniert mit ihrer grellen Farbenpracht
Und die dumme Biene lässt sich nicht lange bitten und lacht
Sehr bald schon liegt etwas bekanntes Seltsames in der Luft
Alle sind sich sicher, es ist mehr als der süsse Blumenduft
Man lernte es ja auch schon kennen, es ist allen bekannt
Aber wieso ist dabei immer einer so fürchterlich dominant?
Es ist schon seltsam, dass immer die Blume schutzlos dasteht
Während die Biene summend, unaufhaltsam kommt und geht
Die Blume ausgesetzt dem Regen, den Winden und den Sonnen
Ich frage mich, hat dabei schon irgendwer einmal gewonnen?
Doch danach fragt niemand, die Blume sie lacht und sie flucht
Und sie hofft, dass eine Biene sie besucht oder nicht besucht
Die Blume hat alle ihre Wünsche und Hoffnungen in der Stille
Denn es geschieht auch heute wieder alles nach der Biene Wille
Wunderbare Blüten ständig den Launen des Schicksals ausgesetzt
Immer an demselben verhassten Ort und von Alpträumen gehetzt
Und irgendwann wird sie gepflückt, von einem Frevler abgerissen
Nur wann und wo, wieder einmal wird es überhaupt niemand wissen
Die Biene kommt und die Biene - sie geht, weil sie hat die Macht
Die Blume passiv lockt mit einer verheissungsvollen Farbenpracht
Die beiden bekannten Rollen sind bereits seit Urzeiten festgelegt
Ganz egal, wie sich der Südwind in den Blättern auch immer regt
Die wunderbaren Blüten sind weit offen, hoffend und zu allem bereit
Denn es bleibt Ihnen allen nur eine sehr kurze und beschränkte Zeit
Nur von zu Zeit zu Zeit da vergisst die Blume leider, wie man lacht
Und sie verliert von einem Moment auf den anderen ihre Farbenpracht
Dies alles nur weil in dieser Welt zu wenig Schmetterlinge fliegen
Und deshalb können auch nicht alle ein bisschen davon abkriegen
Weil trifft ein Schmetterling auf eine Blüte, so kann es sich ergeben
Dass eine hübsche Blume mit ihrer verlockenden Blüte ewig wird leben
Und trotz Veränderungen bleibt die Beziehung in alle Ewigkeiten bestehen
Ich weiss es ganz genau, denn ich habe es schliesslich schon gesehen
Nur leider gibt es in dieser weiten Welt viel zu viele Bienen
Und die sorgen mit ihren spitzen Stacheln für traurige Mienen
Wer weiss schon, ist vielleicht er eine Biene, sie eine Blume?
Oder war es doch umgekehrt, war es ein Summen oder ein Brummen?
Sage mir, wie war sie doch noch gleich diese uralte Geschichte?
Und gab es da nicht auch noch einer, der ist da, dass er richte?
LOSLASSEN
Wenn Du heute Abend Deine hübschen, braunen Augen schliesst
Und jeder Deiner Gedanken nur durch die Vergangenheit fliesst
Dann sei doch nicht traurig, weil es macht überhaupt keinen Sinn
Weil es ist nun einmal so, die Zeit, sie fliesst unaufhaltsam dahin
Wenn wir zusammen reden, fühle ich, dass es nicht wie früher ist
Und dass irgendetwas Unsichtbares an unseren Seelen frisst
Irgendwie fehlt bei unseren Zusammenkünften die Vertrautheit
Vorbei sind diese wunderbaren Tage in unserer Vergangenheit
Als noch jedes Mal ein Kribbeln tief in unseren Herzen hochkam
Als ich Dich ohne einen bestimmten Grund in meinen Arm nahm
Es ist zwar überhaupt nicht so, dass wir uns nicht mehr anfassen
Aber dies ist wahrscheinlich nur unser Weg, um uns loszulassen
Wir sind noch so oft wie früher oder sogar noch mehr zusammen
Auch noch Zärtlichkeiten müssen wir nicht sehr lange kramen
Doch als sich unsere Lippen heute am frühen Morgen küssten
War es nicht mehr wie einst, als wir uns noch zärtlich begrüssten
Wir gehen den vertrauten Weg dem Bach entlang, Hand in Hand
Aber zwischen uns herrscht dabei einen unsichtbaren Abstand
Ich halte plötzlich inne und nehme Dich zärtlich in meinen Arm
Doch ich spüre dabei deutlich, Du gibst mir nicht mehr so warm
Dies alles ist nur unser gemeinsamer Weg, um uns gehen zulassen
Noch lassen wir keine einzige Gelegenheit aus, um uns anzufassen
Es sind hilflose Versuche, was wir früher hatten, noch festzuhalten
Ich fühle, es sind nicht unsere Gefühle, die daneben erkalten
Nur was es ganz genau ist, dass weiss ich leider auch nicht
Warum ist es nur immer das Schönste, was die Zeit zerbricht?
Dies ist für uns Beide, wahrscheinlich sehr schwer zu verstehen
Schade, dass wir - in uns - nicht mehr dasselbe wie einst sehen
Wir sind genau dieselben Menschen sowie doch schon früher
Nah ja, ehrlich gesagt wahrscheinlich wirklich nur ein wenig kühler
Und wir beginnen, unsere eigenen Meinungen etwas zu überholen
Wer hat denn eigentlich unsere hübschen rosa Brillen gestohlen?
Auch gestern im Bett, da hörten wir nicht auf, uns anzufassen
Auf der hilflosen Suche nach einem Weg uns nicht loszulassen
Denn immer noch steht der Wunsch unsichtbar, unbemerkt im Raum
Nur ich träume schon längst nicht mehr diesen aufgeregten Traum
Wenn Du heute Abend Deine hübschen, braunen Augen schliesst
Und jeder Deiner Gedanken nur durch die Vergangenheit fliesst
Dann sei doch nicht traurig, weil es macht überhaupt keinen Sinn
Weil es ist nun einmal so, die Zeit, sie fliesst unaufhaltsam dahin
Es scheint so, als sei es längst schon zu spät
Und wir sind hilflose Opfer der Alltagsrealität
Schade, ist davon so wenig übriggeblieben
Aber selbst wenn wir uns jetzt auch loslassen
Auf seltsame Weise werde ich Dich immer lieben
Ich kann es nur noch nicht richtig in Worte fassen
TÄTER UND OPFER
Ich hasse diese sehr hässlichen bläulichen Flecken
Die nur noch ein elegantes Make-up kann verstecken
Mir gefallen auch nicht die blutunterlaufenen Striemen
Welche Deinen völlig unschuldigen Rücken ziemen
An die Gewalt als Lösung glaube ich bestimmt nicht
Weil sie bringt zu viel verborgenes Leid an das Licht
Gestern, Ich gab ihm nur ganz widerwillig meine Hand
Weil ich wusste, wie viel Gewalt sich mit ihm verband
Seine Hand fühlte sich weich an, klein - beinahe fein
Konnte diese Hand, denn wirklich so gewalttätig sein
Er stotterte nur: "ich habe es bestimmt nicht gewollt"
Ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich sagen soll
Wer hat mir eigentlich mein Bild vom Täter geklaut?
Ich habe ihm tief und fest in seine Augen geschaut
Ohne dass ich dabei etwas Bestimmtes hätte bezweckt
Aber ich habe dabei überrascht einige Tränen entdeckt
Ich dachte immer, ich wüsste darüber längst Bescheid
Und hatte natürlich immer nur mit den Opfern Mitleid
Er - er war der Täter und er hat es nicht verneint
Doch jetzt steht hier dieser Kerl vor mir und weint
Und schluchzt leise vor sich hin: "Ich liebe sie doch
Nur von Zeit zu Zeit falle ich in ein sehr tiefes Loch
Dann weiss ich einfach nicht mehr recht, was ich tue
Ich wünschte mir sehr, ich liesse sie endlich in Ruhe“
Alles hatte ich erwartet, nur nicht, dass er so vor mir zerbricht
Hatte plötzlich das Verlangen, ihn zu trösten, aber ich konnte nicht
Blieb völlig sprachlos und wie angewurzelt an meinem Platz stehen
Denn vor drei Stunden hatte ich noch ihre blutenden Wunden gesehen
Hatte, beim Versuch sie zu trösten, ihre Tränen auf meiner Haut gefühlt
Aber jetzt ist meine riesengrosse Wut trotzdem schon etwas abgekühlt
Habe das Gefühl, ich kann diesen Kerl hier vor mir nicht mehr hassen
Doch auf der anderen Seite konnte ich es auch noch nicht ganz lassen
Sie kam zu mir, um ihr schreckliches Leid zu klagen
Aber was soll ich ihr jetzt von diesem Gespräch sagen
Wie ich es ihr versprach, habe ich mit ihm gesprochen
Doch jetzt wäre ich am liebsten in den Boden gekrochen
Vor mir hatte ich gegensätzliche Pole und beide weinten
Und sich trotz allem gerne von neuem liebend vereinten
Nur darf ich diese stumme Übereinkunft weiter zulassen
Ich versuche krampfhaft, nach einer Lösung zu fassen
Nur ich fürchte doch sehr, es gibt sie überhaupt nicht
Denn schon zu oft wiederholte sich jetzt diese Gewalt
Muss ich wirklich der Polizist sein, der zu euch sagt: "Halt"
ADLERHORST
(Der Segen liegt im Unerreichbaren)
Als kleiner Junge sass ich oft auf einem hölzernen Zaun
Um hinauf in den rötlich gefärbten Himmel zu schau'n
Und dort sah ich ihn dann auch zum ersten Mal fliegen
Ich wusste, ich werde seine Heimat einmal zu sehen kriegen
Aber ich wusste auch, der Weg war schrecklich weit zu Fuss
Auch später war ich noch oft dort unten an "meinem" Fluss
Sass oft stundenlang regungslos auf dem alten Lattenzaun
Um da still bewundernd, zum hohen Berg hinaufzuschau'n
Ich beobachtete Tag für Tag, den Adler am Himmel kreisen
Und ich liess mir dabei von meinem Traum den Weg weisen
Wohin "mein" Adler in Zukunft auch immer wird fliegen
Ich wusste, eines Tages werde ich es zu sehen kriegen
Und dann, eines Tages war es endlich soweit, ich zog los
Nur meine Schuhe waren mir dabei eigentlich viel zu gross
Ich begann einfach nur, diesen unzähligen Spuren zu folgen
Welche sich deutlich in grosser Zahl zu diesem Berg hinzogen
Manchmal konnte ich ganz weit vor mir sogar Menschen sehen
Sie schienen alle, den genau gleichen Weg wie ich zu gehen
Nur von Zeit zu Zeit zögerte ich und sah ihm zu, beim Fliegen
Ich war mir sicher eines Tages, werde ich es zu sehen kriegen
Dieser starke Wunsch in mir zog mich immer weiter unweigerlich
Der schmale Weg wurde langsam steiler und auch beschwerlich
Von Zeit zu Zeit lösten sich kleine Steine unter meinem Fuss
Und kollerten dann geräuschvoll hinunter zu "meinem" Fluss
Dort weit unten, wo in der Vergangenheit einst alles begann
Doch ich schaute nicht hinunter, ich schaute weiter bergan
Wurde mein Tritt auch müde und langsamer - der Atem schwer
Und manchmal glaubte ich dann sogar, ich könne nicht mehr
Aber dann schaute ich hinauf und bewunderte ihn beim Fliegen
War mir sicher, ich werde ihn eines Tages zu sehen kriegen
So quälte ich mich von Schritt zu Schritt - immer nur weiter
Den steilen Berghang hinauf und das alles ohne eine Leiter
Steine lösten sich und ich hörte dumpf den Aufprall verhallen
Irgendwann später bin ich dann leider trotzdem hingefallen
Und es war sehr schwer für mich, in dieser Situation einzusehen
Das die Zeit jetzt kommt, wo ich niemals mehr werde aufstehen
Doch bevor ich meine Augen in dem Moment für immer schloss
War es ein letzter Blick, den ich auch diesmal wieder genoss
Ich blickte zum Himmel und ich sah ihn dort weit oben fliegen
Und ich wusste, ich werde seine Heimat nie zu sehen kriegen
FÜR IMMER KIND
Nein - Nein, ich habe es bestimmt noch nicht vergessen
In der Schule sind sie damals nebeneinander gesessen
Zwei Kinder, welche jede Menge Schwachsinn machten
Und sich dabei beinahe Seele aus dem Leibe lachten
Manchmal haben sie sich natürlich auch heftig gestritten
Miteinander oder auch zusammen gegen einen Dritten
Doch meistens haben sie sich nur zum Spass geneckt
Die Pubertät hat dann auch andere Dinge aufgeweckt
Mädchen erschienen plötzlich in einem ganz anderen Licht
Verwundert, denn sie kannten dies alles bis jetzt noch nicht
Und so sind sie zusammen diesen Mädchen nachgestiegen
Nur über die wirklichen Gefühle haben sie weiter geschwiegen
Der erste Kuss, eine kleine Hand voll von wahren Geheimnissen
Wahrheiten von denen heute nur zwei Personen noch wissen
So erlebten sie die Realität und auch das, was sie dazu erfanden
Nur die eigenen Schwächen haben sie sich nicht eingestanden
Denn die oberflächlichen Sprüche klangen besser in ihren Ohren
Einige Jahre später haben sie sich dann aus den Augen verloren
Man lernte wieder neue Menschen auf dem Lebensweg kennen
Weil geographische Distanzen können jede Freundschaft trennen
Regen prasselte stundenlang auf ein fremdes Dach
In einem kühlen Oktober, nur wenige Jahre danach
Irgendwo in einem dunklen Keller kalt und nass
Dasselbe Kind, die Gesichtsfarbe bleich und blass
Die blauen Augen unnatürlich weit aufgerissen
Die graue, feuchte Wand ein hartes Ruhekissen
Eine Nadel steckte im entblössten rechten Arm
Der Körper verkrampft und längst nicht mehr warm
Das Ende von Einem einst fröhlichen Kinderlachen
Und für diese Welt ein schreckliches Erwachen
Das Grab ist schon lange verschlossen
Und die Tränen sind in Mengen geflossen
Heute bleibt nur noch die Erinnerung allein
Trotzdem es wird bestimmt kein Zufall sein
Dass das andere Kind an seinem Grab steht
Und dies alles immer noch nicht versteht
Wenn es auch das Eine ganz genau weiss
So wie es war, so wird es sicher niemals mehr
Und ein Platz - Dein Platz bleibt für immer leer
Und so schliesst sich nun auch dieser Kreis
Zwei Kinder, die für immer "Kind" sind geblieben
Und doch haben ihre Leben andere Wege beschrieben
FLUG 3745 ZÜRICH - HELSINKI
Warum und wieso? In meinem Gesicht stehen diese Fragen
Eigentlich, da hätte ich Dir doch noch so vieles zu sagen
Und trotzdem habe ich das Gefühl in mir, es ist alles gesagt
Mit keinem einzigen Wort habe ich diesen Abschied beklagt
Ich freue mich wirklich für Dich, aber ich bin trotzdem traurig
Und in diesem Moment erscheint mir meine Zukunft schaurig
Warum immer alles, was so greifbar nahe ist, verschwindet?
Wieso man in diesen Momenten nie die richtigen Worte findet?
Höre leise Deine Stimme: "Ich muss jetzt gehen, es wird Zeit"
Ich sage leise, „okay“, und bin dazu überhaupt noch nicht bereit
Ein schwaches Lebewohl und ein Lächeln, um uns aufzubauen
Aber es sind sehr traurige Augen, die Dir stumm nachschauen
Du weisst, ich komme morgen früh sicher nicht zum Flughafen
Ich bin nicht stark genug, um dies auch noch zu schaffen
Habe Dir ja gesagt, dass ich viel lieber zu Hause bliebe
Weil ich grosse und rührselige Abschiedszenen nicht liebe
Du hast mich darauf hin nur stumm und wortlos angeblickt
Und dazu ruhig und kaum sichtbar verständnisvoll genickt
In der Zukunft: Keine Anrufe und keinen einzigen Brief
Wir wissen Beide, viel zu viel läuft doch dabei schief
Wird es Dir nicht gut gehen, ich will es nicht wissen
Ich hätte dabei doch nur ein sehr schlechtes Gewissen
Und ich bin mir sicher, es würde mir doch nur wehtun
Deine Schmerzen, sie liessen mich doch nicht ruh'n
Und auch wenn Du dort alles würdest Klasse finden
Ich würde trotzdem traurig im Zimmer verschwinden
Weil ich müsste mich dann eigentlich heimlich fragen
"Hast Du diesen Abschied, wirklich so leicht ertragen?
Bin ich Dir denn tatsächlich so unwichtig gewesen?"
Deshalb möchte ich lieber gar nichts von Dir lesen
Es würde immer die Spur eines unguten Gefühls bleiben
Deshalb ist es besser, wenn wir uns nicht mehr schreiben
Ich denke an Gestern, Vorgestern aber nur das Morgen
Das liegt mir auf dem Magen und macht mir Sorgen
Denn was mir bleibt, ist doch nur noch der Schmerz
Warum lässt Du es so alleine mein verliebtes Herz
Das leider zu langsam die Vergangenheit vergisst
Ich weiss, dass die Reise für Dich das Allerbeste ist
Wünsche Dir für die Zukunft auch wirklich alles Gute
Und dass Du es anpackst mit frohem Herzen und Mute
Ich weiss, Du lässt mich nicht gerne in Trauer zurück
Aber ich gönne Dir von Herzen Dein zukünftiges Glück
Auch wenn es mich noch schmerzt das nächste Stück
DANIEL
Ein dunkler Raum, Finsternis, überhaupt kein Mondschein
In einem grossen Bett liegt ein kleiner Junge ganz allein
Er hält die Augen schon beinahe verkrampft verschlossen
Müde, denn er hat den ganzen letzten Tag sehr genossen
Und trotzdem wirft er sich ganz unruhig im Bett hin und her
Stösst die Luft durch die Zähne regelmässig und doch schwer
Und er redet ganz leise und stöhnt dabei im Halbschlaf
Ein nicht mehr ganz so kleiner Junge sonst ziemlich brav
Aber nachts im Schlaf, da wirft er sich unruhig hin und her
Und sein Atem geht fast gepresst, unruhig und sehr schwer
Er schläft ein, bis er nur kurze Zeit später wieder erwacht
Einschlafen, um wieder aufzuwachen und das die ganze Nacht
Die Wortfetzen, die er dabei redet, kann keiner verstehen
Es sind starre Augen, die in die leere Nacht hinaussehen
Daniel - keine Angst die Monster - sie kriegen Dich nicht
Schaue doch nur, in Deinem Zimmer brennt noch immer Licht
Und wir lassen es einfach während der ganzen Nacht brennen
Schaue doch nur, wie die kleinen Monster schon davonrennen
Daniel - höre auf zu schreien - es ist doch nur ein böser Traum
Schaue doch nur, Du bist ganz allein in diesem grossen Raum
Bleich und blass Daniels kleines Lausbubengesicht
Heute Nachmittag hat er noch gelacht im Sonnenlicht
Doch sobald in der Finsternis der helle Mond erwacht
Übernimmt über Daniel die Angst ihre schreckliche Macht
Graue Bilder, die einen verängstigten Jungen einholen
Wer hat ihnen eigentlich, hier herzukommen, befohlen?
Kommt, lasst ihn doch endlich auch in der Nacht allein
Er hat es nicht verdient, er ist noch so hilflos und klein
Hört endlich auf seine Worte, auf sein nächtliches Bitten
Denn er hat doch wirklich schon längst genug gelitten
Daniel - keine Angst die Monster - sie kriegen Dich nicht
Schaue doch nur, in Deinem Zimmer brennt noch immer Licht
Und wir lassen es einfach während der ganzen Nacht brennen
Schaue doch nur, wie die kleinen Monster schon davonrennen
Daniel - höre auf zu schreien - es ist doch nur ein böser Traum
Schaue doch nur, Du bist ganz allein in diesem grossen Raum
Manchmal habe ich die fürchterlichen Monster auch gesehen
Und ich weiss genau, so einfach werden sie nicht gehen
Aber es ist nur ein Traum - nur ein Traum - nur ein Traum?
Weil da ist etwas, wenn auch unsichtbar in diesem Raum
ICH
Ich stoh nid grad uf und schreie, ich
Bi ender de wo seid, es isch mer glich
Ich wart zerscht emol und säg, emol luege
Gang meischtens nid so schnell über Brugge
Mer muss mir immer e Schritt entgege cho
Lueg mi nid so überrascht a, ich bi jo do
Ich bi doch nid dä, wo Du in mir wilsch gseh
Ich bin es nie gsi und erscht recht nümme meh
Denk nid, ich bi mi Weg allei gange dur jedi Wand
Stolz und sicher mit Herz und mit viel Verstand
Los doch nid uf die, wo irgend so öpis verzähle
Wil ich ha doch müsse und ganz bestimmt nid welle
Hesch noh nie ghört die viele andere Gschichte
Denn los emol genau zu, wenn sie sie brichte
Wenn ich mini Nächt schlaflos verbracht ha
Und wie mängisch ich scho grossi Angst ha gha
Vielliecht tun ich wirklich selbstsicher erschiene
Aber es verbirgt sich Unsicherheit hinter minere Miene
Hör äntli uf mi so überrascht azluege
Ich gang nid freiwillig über die Brugge
Ich bi au ganz bestimmt nid wieter obe
Do derfür bin ich scho viel z'viel umgfloge
Und mini blutige Händ chöme nid vom Kampf
Sie sind doch nume vo dem viele Chrampf
Lueg mi emol ha, ohne mini Vergangeheit
So wieni jetzt do stoh, mit minere Feigheit
Denn gsesch, ich bin nume ganz schüch und chli
Glaub mir, ich bruch doch au öber so wie Di
Wer hat Dir erzählt, dass ich alles verchraft?
Lueg mi a, denn gsesch, es het mi scho gschaft
Wil ich ha scho lang Kopfweh vo dere dicke Wand
Drum bruch ich doch Dini schwachi und chlini Hand
Wil Du doch so viel meh Kraft und Mut als ich hesch
Au wenn Du mini Träne vielliecht niemols gsesch
Sind sie trotzdem immer irgendwo unsichtbar do
Us dem Grund musch Du mir e Schritt entgege cho
Denn im Grund, da bin ich doch unglaublich feig
Au wenn ich es meistens überhaupt nid zeig
Mini Gschicht, mini Vergangenheit macht mi nid zum Held
Ich weiss nid, wer Dir immer noh sone Blödsinn verzählt
Bi doch mängisch so hilflos, so schutzlos und so nutzlos
Luss mi doch ausbrülle in Diem warme und weiche Schoss
ALTE SCHUHE
Sie liessen einem zu keinem Zeitpunkt allein
Marschierten gemeinsam über Stock und Stein
Man erlebte zusammen so manches Abenteuer
Die alten Schuhe wurden einem lieb und teuer
Aber sie wurden abgenützt und ausgelaufen
Deshalb wird es Zeit, ein paar Neue zu kaufen
Etwas zögerlich, weil man tut es gar nicht gern
Aber die Neuen glänzen und sind so Top modern
Die Alten, sie können die Konkurrenz nicht scheuen
Weil man die Erinnerung nicht kann wegscheuchen
Doch alte Schuhe bekommen leider gar keinen Dank
Denn man braucht den Platz im engen Schuhschrank
Und man braucht sie ja schliesslich auch nicht mehr
Die gemeinsame Vergangenheit ist viel zu lange her
Als die alten Schuhe dann so aus dem Müll guckten
Und ganz heimlich eine kleine Träne verschluckten
Begriffen sie schnell, dass jede Erinnerung zerbricht
Dann warf man ihn auch schon weg, den Kehricht
So dass die Schuhe ins vergessene Land gelangen
So sind sie den Weg des Unvermeidlichen gegangen
Doch dass neue Schuhe nicht nur entzücken
Merkt man oftmals erst, wenn sie einen drücken
Schritte sind nicht mehr so einfach, wie sie waren
Weil die Neuen zu sehr in ihrer Form verharren
Und so bleiben sie weiter sauber und so blank
Weil man stellt sie zurück in den Schuhschrank
Jede dumme Ausrede kommt einem nun gelegen
Und man geht einfach weiter auf getrennten Wegen
Plötzlich erinnert man, sich an die alten Schuhe
Man öffnet auf der Suche nach ihnen jede Truhe
Vergessen bleibt, wo man sie das letzte Mal sah
Wo man auch nachschaut, sie sind nicht mehr da
Sie sind nicht dort, wo sie sich einst noch befanden
Dabei sind sie einem doch wirklich gut gestanden
Und sicher haben sie einen überall hingetragen
Führten einen völlig unbeirrbar durch alle Lagen
Egal ob Sonnenschein, Hagel oder auch Gewitter
Die Erinnerung daran schmeckt nun plötzlich bitter
Die so wunderbaren alten Schuhe liessen einem ganz allein
Und so geht man für kurze Zeit barfuss über Stock und Stein
Weil man hat die Vergangenheit schon zu weit zurückgelassen
Doch keine Sorgen auch die neuen Schuhe werden sich anpassen
WEHENDE FAHNEN
WEHENDE FAHNEN
Dasselbe Datum, dieselbe Sonne wie an jenem Tag
In mir eine Erinnerung, welche ich so ungern mag
"Kämpfe, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"
Waren Deine Worte, ich lernte, sie zu verstehen
Nun - nun ist Dein Grab längst schon verschlossen
Und meine Tränen, sie sind auch schon verflossen
Viel zu lange bist Du nun leider schon tot
Ich blicke auf die Blumen im prächtigen Rot
Es tut mir auch nicht mehr so schrecklich weh
Viel zu oft lag auf Deinem Grab schon Schnee
Warum hast Du uns denn nur so zurückgelassen?
Ich spüre, dass meine Hände in die Leere fassen
"Kämpfe, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"
Ich wollte Dich doch niemals so sterben sehen
Habe Deinen Worten vertraut, sie klangen so gut
Du hast mir aufstehen geholfen und gabst mir Mut
Und vielleicht werde ich Dir deshalb nie verzeihen
Hattest niemanden, der Dir etwas Kraft konnte leihen
Deine Fahne flattert nicht, sie hängt schlaff im Wind
Ich war fassungslos, ratlos, einfach ein grosses Kind
Ich weiss noch, als sie mich zu sich bestellten
Und mir vorsichtig und schonend davon erzählten
Da waren keine Tränen, da war nichts - nichts mehr
Heute ist das alles schon so unendlich lange her
Es ist so plötzlich und so unerwartet geschehen
Wahrscheinlich hatte es niemand vorausgesehen
Wenige Tage zuvor hast Du noch Sprüche gemacht
Und uns alle zusammen, damit zum Lachen gebracht
Wir waren alle so sehr neidisch auf Deine Lebenslust
Nein, das ist nicht wahr, irgendwie habe ich es gewusst
Wenn wir Probleme hatten, so schützte uns Deine Hand
Du warst immer ganz alleine, weil Du hattest niemand
Weil auf Deine stummen Zeichen haben wir nicht geschaut
Denn viel zu sehr haben wir auf Deine Stärke vertraut
Dass dies alles aber auch an Deinen Kräften zerrte
Begriffen wir erst nach Deinem Sprung ins Leere
Bist Du dort, wo Du hin wolltest, auch angekommen?
Oder hast Du alle die Berge vergebens erklommen?
"Kämpfe, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"
Nur wir blieben fassungslos und alleine stehen
Oft schon habe ich bei mir darüber nachgedacht
Was hast Du - was habe ich bloss falsch gemacht?
Ich weiss nicht, ob ich Dir jemals werde verzeihen
Hatte niemand etwas Kraft, um sie Dir zu leihen?
Dies sind Gedanken, die mir durch den Kopf streifen
Ich habe das Gefühl, ich brauche, mich nur zu kneifen
Um von diesen Bildern und Erinnerungen zu erwachen
Um alles noch einmal und vielleicht besser zu machen
Doch Dein Grabstein ist wirklich und darauf sollte stehen
"Ich kämpfte, versuchte, mit wehenden Fahnen unterzugehen"
Du warst so stark, aber die Erinnerungen, sie verblassen
Warum nur hast Du uns alle alleine zurückgelassen?
In den Jahren, welche dann nach Deinem Tod sind gekommen
Habe ich mehr schlecht als recht Deinen Platz eingenommen
Ich lauschte den zahlreichen Geschichten mit ihren Problemen
Die so gar nichts anderes tun, als das Herz und die Seele lähmen
Tröstete und redete, redete und tröstete sprach von Sonnenstrahlen
Bis die Probleme scheinbar verschwanden zusammen mit ihren Qualen
"Kämpft, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"
Wie schwer das ist, sie werden es noch verstehen
Aber dies zu erzählen, habe ich niemals gewagt
Nein, ich habe ihnen immer nur das Gute gesagt
Ach, könntest Du mich hier nur predigen sehen
Und wie ich lernte, Deine Worte zu verstehen
Ich glaube, Du wärst sicher sehr stolz auf mich
Aber ein fahler Beigeschmack bleibt unweigerlich
Weil ich fürchte, sie werden einst mein Grab aufsuchen
Und sie werden verstehen, und mich deshalb verfluchen
"Kämpfen und versuchen mit wehenden Fahnen unterzugehen"
So wie ich jetzt, werden sie mal vor meinem Grab stehen
Und fragen: "Warum erzähltest Du nichts von dem Frust?
Hast Du davon denn wirklich überhaupt nichts gewusst?“
Aber sie werden auf ihre Frage keine Antwort bekommen
Denn sie haben schon längst meinen Platz eingenommen
Mit denselben Geschichten werden sie in die Welt gehen
Weil auch sie lernten, in der Zwischenzeit zu verstehen
Der Kreis, er hat sich doch schon längst geschlossen
So wie schon so oft in den Jahren, die sind verflossen
Nur ein hilfloser Mensch bleibt hier zurück
Der das Leben kennenlernte Stück für Stück
Und sich davor fürchtet, die Anderen anzulügen
Seltsam, dass Verständnis Schmerz kann zufügen
"Kämpfe, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"
Vielleicht werde ich das auch immer so sehen
Hängen die Fahnen auch schon schlaff am Mast
Wann kommt die Zeit für die letzte grosse Rast
Es wird schon dunkel - es wird Zeit, um zu gehen
Man kann nicht einmal mehr meine Tränen sehen
EINE TRÄNE
Blaue Augen, halb geschlossen, so als ob sie einfach dösen
Als sich eine Träne aus dem Augenwinkel beginnt zu lösen
Niemand weiss so ganz genau, warum sie eigentlich floss?
Aber ganz langsam und völlig gemächlich zieht sie los
Talwärts dem schrecklich, schmalen Pfad entlang
Der sich hier dem grossen Gebirge entlang schlang
Dieses Gebirge, das jeder nur einfach Nase nennt
Und die Rechte von der linken Gesichtshälfte trennt
Die kleine Träne geboren aus einem unbekannten Frust
Zog weiter, wohin, dies hat sie selbst nicht gewusst
Unaufhaltsam zog sie immer weiter, einsam und allein
Und in ihr spiegelte sich der grelle Sonnenschein
Das Gebirge, es ging langsam aber sicher zu Ende
Aber noch immer nahm der schmale Pfad keine Wende
Im Gegenteil, da waren viele feine Haare im Weg
Was haben diese wohl für einen geheimen Zweck?
Kreuz und quer hat sich nun der Weg gewunden
Und die Träne hat grosse Müdigkeit empfunden
Sie begann sich zu fragen: "Warum bin ich hier?"
Doch das Schicksal hatte kein Mitleid mit ihr
Warum und Wieso, die Träne wurde nicht gescheiter
Denn sie musste unaufhaltsam weiter - immer weiter
Weiter musste sie sich durch die Barthaare zwängen
Und blieb dann schliesslich am Mundwinkel hängen
Rechts oder links, wer weiss es schon so genau
Die Lippen waren trocken und auch ziemlich rau
Ein wirklich sehr angenehmer Platz so warm und rot
Doch dort fand die Träne schliesslich auch ihren Tod
Die Sonne mit ihrer Glut hat ihr die Kraft genommen
Und so ist die kleine Träne um ihr Leben gekommen
Zurück blieb nur noch eine klebrige und salzige Spur
Aber die wurde weggewischt von der Zunge, die darüber fuhr
Dies ist die Geschichte von der Träne, die nie herausfand
Wieso sie eigentlich in dieser Welt da draussen bestand
Unerkannt lebte und starb sie auch - im hellen Sonnenlicht
Was bleibt ist nur noch ein müdes und trauriges Gesicht
Doch auch das bleibt wahrscheinlich ewiglich unerkannt
Genau gleich wie dieser Kummer, der einst bestand
Und genau wie die Träne im Sonnenlicht verschwand
So bleibt der Schmerz verborgen und ewiglich ungenannt
Und so endet die Geschichte, welche doch eben erst begann
Aber trotzdem - nicht weit entfernt - ist der nächste Anfang
GLITZERNDE AUGEN
Es ist bereits zu Ende, was doch eben erst noch am Anfang war
Da waren Deine glitzernden Augen und Dein langes blondes Haar
Und beinahe ein Beschnuppern, ein sehr langsames Herantasten
Wir liessen uns Zeit, denn wir hatten, überhaupt nichts zu hasten
Doch bald standen diese Gefühle irgendwo dazwischen im Raum
Was Du mir dann erzähltest, erschien mir wie ein böser Alptraum
Denn da waren Drogen und da waren auch Schläge und Gewalt
Und so etwas liess mich in der Vergangenheit noch niemals kalt
Ich weiss nicht, warum Du mir Deine Geschichten erzähltest?
Warum Du mich zum Adressaten von Deinem Vertrauen wähltest?
Irgendwie hoffte ich dabei wahrscheinlich - es ist gar nicht wahr
Doch da war Deine Geschichte und Dein langes, blondes Haar
Ja, ich wollte es - aber ich konnte doch nicht einfach so gehen
Ich werde diese Geschichte wohl niemals vollumfänglich verstehen
Aber eigentlich war die Lösung gar nicht so furchtbar schwer
Nach nur vier Wochen - keine Gewalt - keine Drogen mehr
Weiss nicht wie, aber ich habe die richtigen Worte gefunden
Nur diese Gefühle im leeren Raum sind nie verschwunden
Alles richtig gemacht und doch ein so schlechtes Gewissen
Denn ich habe Dich gewaltsam aus Deiner Gegenwart gerissen
Deine Freunde, sie gehören nun nicht mehr zu Deinem Leben
Und trotzdem habe ich Dir, gar keine Alternativen zu geben
Sicher da war noch mehr, da war zum Beispiel mein Kuss
Aber wirst Du neue Lebensinhalte finden bis zum Schluss?
Wenn nicht, so muss ich sagen, mein Weg, er hat verloren
Und die Selbstvorwürfe in mir sind schon längst geboren
Weil ich mit Dir geschlafen habe - ich wollte es zwar nicht
Aber da waren Deine glitzernden Augen und Dein Gesicht
Es ist sicher nicht so, dass ich etwas bereue - es ist wahr
Doch ich weiss, dass es falsch war - ich bin doch ein Narr
Jeder der die Geschichte kennt, schaut mich bewundernd an
Keine Drogen mehr in nur vier Wochen, ob dies wahr sein kann?
Ich gehöre ja auch selbst zu denen, die das niemals verstehen
Doch Du und ich, wir bewiesen, mit viel Glück kann es gehen
Aber war es richtig? Habe ich Dir nicht doch mehr genommen
Als Du von mir insgesamt für Deine Zukunft hast bekommen
Ich zerstörte Dein Leben und habe Dir, kein anderes zu bieten
Hoffe doch sehr Deine Zukunft besteht nicht nur aus Nieten
Damit Du keinen Grund hast, zum alten Leben zurückzukehren
Doch ich fürchte sehr, Du wirst Dich eines Tages beschweren
Du weisst und verstehst es sogar, jetzt muss ich gehen
Trotzdem bereust Du nichts - ich kann es nicht verstehen
Vier Wochen sind vorbei - was doch erst noch am Anfang war
Da waren Deine glitzernden Augen, Dein langes, blondes Haar
LEERE GLÄSER
Zwischen den dreckigen Teller kann man sie deutlich sehen
Diese Gläser, welche überall noch auf den Tischen stehen
Ich wusste nicht, wie viel mir einst an ihnen ist gelegen
Die bläulich Gefärbten, dies sind wohl meine Kollegen
Dann sind die rosaroten Gläser alle meine Kolleginnen
Überrascht stelle ich fest, es ist gar nichts mehr drinnen
An einigen davon klebt noch etwas rötlicher Lippenstift
Es ist schon merkwürdig, wie schwer es mich noch trifft
Denn alle diese Gläser sind schon längst ausgetrunken
Und die grelle Sonne ist hinter dem Horizont versunken
Ich fühle, wie mein Herz vor Aufregung beginnt zu klopfen
Auf dem Tisch liegen noch kaum sichtbare Flüssigkeitstropfen
Sie wurden wohl beim Einschenken unaufachtsam verschüttet
Von den Geheimnissen, welche einst so gut wurden behütet
Wie alles geschah, ich weiss es heute selbst nicht mehr
Denn ich sehe nur, die Gefässe vor mir, sie sind nun leer
Stehen sie auch noch nebeneinander in Reih und Glied
Genau so wie früher, trotzdem gibt es einen Unterschied
Es fehlt hier nämlich an einem erfüllenden Inhalt
Aber so ist der unaufhaltsame Lauf der Zeit halt
Es ist nicht leicht, dies alles geschehen zu lassen
Und ich versuche immer wieder, danach zu fassen
Aber es scheint, meinen Finger ständig zu entgleiten
Längst vorbei sind die alten, gemeinsamen Zeiten
Ich weiss auch nicht, was ich dabei heute soll fühlen
Versuchte doch, die Gläser wieder neu aufzufüllen
Aber wenn zu dieser Tat der bedeutsame Inhalt fehlt
Hat es keinen Wert, dass man sich noch weiter quält
Man sollte dann einfach seinen eigenen Weg gehen
Vielleicht wird man es später einmal verstehen
Aber heute ist es noch überhaupt nicht leicht
Und man ist nicht sicher, ob die Kraft ausreicht
Aber eines Tages wird man nichts mehr vermissen
Man wird sich treffen, ohne dann noch zu wissen
Was früher einmal in diesen bunten Gläsern war
Auch die Erinnerungen sind dann nicht mehr klar
Warum hilft mir keiner, die Gläser wieder aufzufüllen?
Ist hier niemand mehr, so wie ich, voll von Gefühlen?
Musste alles, was war, so furchtbar schnell erkalten
Ich wollte doch wirklich noch etwas davon festhalten
Leider ist es mir trotz aller Anstrengung nicht gelungen
Dieses Labyrinth ist schon lange, viel zu verschlungen
Ich konnte den Ausgang nicht mehr finden
Wenn zu viele Gemeinsamkeiten verschwinden
DIE GROSSE FREIHEIT
Freiheit - dieses Wort hat wirklich einen ganz wunderbaren Klang
Und trotzdem danach suchen die Meisten ihr ganzes Leben lang
Die Wenigen, die sie fanden, werden sich bestimmt nie beklagen
Ich hörte zwar so manchen furchtbar klugen Kopf schon sagen
Die wirkliche Freiheit, sie steckt doch in jedem Einzelnen drin
Nämlich in seiner Seele, in seinem Herz und in seinem Hirn
Denn die Gedanken- und die Redefreiheit ist das höchste Gut
Welches in jedem einzelnen Menschen ganz persönlich ruht
Ich gebe es auch zu, diese Worte tönen wirklich wunderbar
Aber ganz ehrlich gesagt, ist es denn wirklich auch wahr?
Weil wo bleiben alle die Menschen, die nicht dazu gehören
Und das schöne Idealbild der Allgemeinheit doch nur stören
Die Menschen deren Körper nicht gehorcht den eigenen Befehlen
Sie haben doch, in dieser Gesellschaft nicht sehr viel zu wählen
Dabei wollen sie doch nicht viel, sie wären nur gerne normal
Denn davon träumen sie - normal zu sein - doch nur ein Mal
Und für diesen Traum würden sie wahrscheinlich alles geben
Bestimmt auch einige Jahre von ihrem sehr kostbaren Leben
Sicher, auch sie können besitzen ihre persönlichen Gedanken
Aber was nützen diese, gibt es daneben so enge Schranken
Ihre Freiheit bedeutet etwas anderes, sie suchen sie schon lang
Und vielleicht hat für sie das Wort noch einen süsseren Klang
Vielleicht weil sich ihr persönlicher Traum niemals wird erfüllen
Denn es ist doch sehr hart, diese Aussichtslosigkeit zu fühlen
Doch die meisten Träume und Wünsche leben lange und auch still
Aber was für eine Freiheit, wenn die Hand nicht tut, was das Hirn will
Diese Happyends und Wunder, die das Fernsehen so oft verspricht
Es soll nur niemand behaupten, es gibt sie hier in unseren Leben nicht
Weil sie längst genug haben vom Auslachen und von ihrer Hilflosigkeit
Sie träumen doch von einem so ganz anderen Leben und der Freiheit
Und diese Menschen wollen aus ihren Träumen nicht mehr erwachen
Wissen sie auch ganz genau, dass sie sich nur etwas vormachen
Doch aus welchen anderen Quellen, sollen sie ihre Kraft nehmen
Wenn ihre persönlichen Körpergebrechen ihre Freiheiten lähmen
Und ihre Wahrheiten doch nur die geheime innere Stimme spricht
Aber darüber reden die klugen Köpfe in der Wissenschaft nicht
Weil sie doch nicht wissen, wie man sich auf dieser Welt schämt
Wenn die Behinderung nicht nur sich sondern auch die Anderen lähmt
Die Freiheit steckt ganz bestimmt nicht in einem drin
Nicht in der Seele, nicht im Herzen oder nur im Hirn
Für mich persönlich komme ich einfach zum Schluss
Dass die Freiheit doch nichts anderes ist als Luxus
BEGEGNUNG DER ZWEITEN ART
Ich beobachtete wie ein Spieler den Ball verlor
Und wenig später schreit die begeisterte Menge Tor
Doch mein grosses Interesse wird vom Spiel abgelenkt
Meine Augen zur Seite gerichtet, unauffällig gesenkt
Und so beobachte ich eine Frau, sie sitzt neben mir
Merkwürdig, weil sie ist scheinbar ganz alleine hier
Es überraschte mich, weil das Spiel kein Knüller war
Sie hatte wunderbares braunes und gelocktes Haar
Die Lippen mit leuchtendem Lippenstift nachgezogen
Ihr Rücken beim Sitzen ganz leicht nach vorne gebogen
Die Augen und die Wangen etwas zu stark geschminkt
Unten hat der Angreifer seinen Verteidiger wieder gelinkt
Einen kurzen Blick auf die Anzeigetafel und den Spielstand
Eins zu drei für den Gast etwas überraschend, wie ich fand
Doch bis zum Ende des Spiels dauert es noch ein langes Stück
Mein heimlicher Blick kehrt zu der Dame rechts von mir zurück
Ich frage mich schon lange, wer ist sie nur - diese Frau?
Irgendwo her kenne ich sie, ich weiss es ganz genau
Woher? Beginne verzweifelt, in Erinnerungen zu wühlen
Mir ist, als ob ich ihren scheuen Blick auf mir kann fühlen
So als würde sie mich ebenfalls von irgendwo her kennen
Und doch gelingt es ihr auch nicht, meinen Namen zu nennen
Unten auf dem Spielfeld rennen die Spieler hin und her
Aber das Spielgeschehen interessiert sie nicht allzu sehr
Da sass sie neben mir in ihrem dunklen und engen Kleid
Und ich wüsste doch wirklich sehr gerne Bescheid
Welche Erinnerungen sie und ich gemeinsam führen
Einige Bewegungen lassen unsere Körper sich berühren
Die folgenden Minuten sind recht langsam zerronnen
Das Spiel wurde trotz schlechter Leistung gewonnen
Die ansehnliche Menge rings um mich, sie freute sich
Sie war genau wie ich nicht besonders überschwänglich
Alle drängten hinaus, als wäre der Teufel hinter ihnen her
Ich wartete noch und die Halle war schon beinahe leer
Und auch sie ist ganz einfach ruhig sitzen geblieben
Überhaupt keine Eile hat sie von hier fortgetrieben
Ich sagte zu ihr noch kurz, Tschau, beim Aufstehen
Sie schaute mich an und sagte, Tschüss, beim Gehen
Ich war bei der Türe dann der Letzte
Welcher sich durch die Türe quetschte
INTIME KINDER
Es war einmal ein Winter und es war ziemlich nass und kalt
Zwei gemeinsame Fussspuren irgendwo einsam im Wald
Ein sehr geeigneter Ort, um vertraute Gespräche zu führen
Stille und Ruhe, ich konnte Deinen warmen Körper spüren
Die Äste der Tannen waren schwer und Schnee behangen
Was dann geschah es, war alles plötzlich schnell gegangen
Die letzten Hemmungen und Unsicherheiten verschwanden
Als sich unsere Lippen zusammen pressten und fanden
Konnte es denn tatsächlich sein, ich küsste Dich?
Nun ja, eigentlich eher umgekehrt, ich bin ehrlich
Weil Du hast mich einfach ohne Vorwarnung überrannt
Sich so intensiv zu küssen, war mir bisher nicht bekannt
Denn dies war für mich wahrscheinlich das allererste Mal
Aber in diesem Augenblick liessest Du mir keine Wahl
Nein - nein, nicht etwa, dass ich darüber unglücklich war
Doch ich war halt schon ein etwas tollpatschiger Narr
Aber ich habe Dir ganz tief in Deine Augen geschaut
Und auf die tiefsten Gefühle tief in mir Innen vertraut
Begann Dich, zärtlich und heftig an mich zu drücken
Und strich mit den Händen sanft über Deinen Rücken
Meine Lippen suchten, immer von neuem, die Deinen
Glücklich und trotzdem war mir irgendwie zum Weinen
Ganz heimlich musste ich eine einzelne Träne verdrücken
Meine Hände bewegten sich weiter über Deinen Rücken
Und Eine wohltuende Wärme machte sich tief in mir breit
Aber auch eine seltsame Form von Hilf- und Ratlosigkeit
Weil ich war damals noch so voller Naivität und so klein
Aber wir Beide waren in diesem Augenblick ganz allein
Und die Zweifel und Hemmungen haben wir fortgetrieben
Fragte mich, wie konnte ein Mädchen wie Du, mich lieben?
Diese Frage habe ich mir später noch sehr oft gestellt
Dieser Ort und diese Zeit so völlig zufällig ausgewählt
Um erste intime Erfahrungen mit einem Mädchen zu machen
Schüchterne Ernsthaftigkeit und doch viel mehr zum Lachen
Diese Geschichte ist schon lange her, ich habe vergessen
Wie oft sich unsere Lippen damals noch zusammen pressten
Wir waren verliebt und waren gleichzeitig am Ausprobieren
Und so schön wird es nie mehr, dies lernte ich zu kapieren
Behaupte nicht, dass es später nicht mehr schön gewesen wäre
Nein, nein, es ist ganz bestimmt nicht so, dass ich mich beschwere
Doch es war schon etwas ganz besonderes an diesem Tag im Wald
Wie soll ich es beschreiben, etwas Schönes und Einzigartiges halt
Denn selbst wenn ich heute noch meine Gedanken still darauf lenke
Muss ich mit einem glücklichen, verträumten Lächeln daran denken