Blutspuren Teil 2

Teil 2

D GSCHICHT VO DE TOTE CHIND

D GSCHICHT VO DE TOTE CHIND

Ich fahr mit mim Auto völlig ziellos dur die chline Strosse
Kenne mi do us, wiel i dene Gasse isch mi Chindheit verflosse
Ich stunne scho es bizeli, denn es goht mer eifach nit i Grind
Warum lieht do eigentli ab und zu am Strosserand e tots Chind?
Dass frog ich mi, was um Himmels Wille isch do denn passiert?
Was für e unmenschlichi Katastrophe het do eigentli grassiert?
Links und rächts vo mir zieht e grossi Gruppe vo Mänsche verbi
Es het viel meh Mänsche als frücher, aber einsam fühl ich mi
Ich stiege us mim Auto us und gang es Stückli z'Fuss wieter
Und bim nächste tote Chind han ich denn äntli doch emol gwogt
"Warum isch de Bueb do gstorbe", han ich e alti Frau eifach gfrogt
Aber kei Antwort! "Aber so lueget doch emol, de do, do lieht er
Ich will doch numme wüsse, wieso die Chinder alli gstorbe sind?"
Doch die Frau luegt mi umme a und sie fragt mi: "Welli tote Chind?"
Denn risst die Frau trotz ihrne vielne Johr uf em Buckel e Spurt
Und rennt mit eme überraschte und entsetzte Gsicht vo mir furt
Jetzt han ich zerscht emol rotlos und überrascht leer gschluckt
Ich glaube, die alti Frau meint wahrschinlich, ich sig verruckt
Chas denn würkli si, alli di Mänsche bechöme das gar nit mit?
Die viele tote Chinder, die Mänsche gsehnt das tatsächlich nit
Bin ich denn würkli duredreiht, ich ha die Gedanke verdrängt
Und um mi z'überzüge han ich sone tote Körper emol aglängt
Natürli het mit das Wüsse tief i mir langsam agfange quäle
Drum han ich dene Lüt, vo dem grosse Elend müsse verzähle
Damit alli Mänsche wüsse, was do um si alles isch gscheh
Es isch doch ganz bestimmt besser di ganzi Wohrheit zgseh
Und sie - sie cho lose, was ich do alles Seltsames tun predige
Die Meischte tüend mini Wort mit eme Kopfschüttle erledige
E ganz chline Teil het mi sogar für e grosse Guru g'halte
Immer wenn ich i der Nöchi gsi si, hei sie d'Händ g'falte
Aber glaubt - würkli glaubt, dass het mir leider niemand
Alli hei irgend wie gseit ich sig nit ganz bi Verstand
Denn do gits kei Katastrophe und au keini tote Chind
Nei, kei einzige het de Gstank groche im chalte Wind
Irgend öper het mi bi de Polizei azeigt und verpetzt
Und kurz druf abe het mi jede "Tschugger" do ghetzt
Ich bi nit abghaue und drum heis mi halt au igsperrt
Ha vo de tote Chind verzählt, sie hei nume abgwehrt
Und mi schliesslich in a gschlossenes Irrehus gsteckt
Dört leb ich jetzt und wird jede Morge am sächsi gweckt
Denn wäsch ich mi ganz gründli vom Fuss bis zum Grind
Und ich verzähl allne mimi Gschicht vo dene tote Chind
Die angeblich so blöde Mänsche, lose mir debi gärn zue
Und sie glaube mir, dass meh entli öpis degege muss tue
Numme alli die Mänsche, wo d'Macht hei öpis degege z'mache
Die höre nit uf, über mini wahri gschicht spöttisch z'lache

PETER

PETER

Peter, er weiss jetzt Bescheid

Gestern ist er bei einer Untersuchung gewesen

Der Arzt liess ihn, die Diagnose selbst lesen

Mit den Worten, es tut ihm schrecklich leid

Peter war den Tränen schon ziemlich nah

Er wusste nicht, wann und wo es geschah

Er ging, er fragte nicht mehr, wie lang?

Weil vor der Antwort war ihm viel zu bang

Ein Wort hat ihm alle seine Träume entrissen

Am liebsten würde er die Wahrheit nicht wissen

Sicher, er fühlte sich seit einem Jahr etwas krank

Ein bisschen Halsschmerzen und Magenschmerzen

Er nahm sich das Alles nicht so sehr zu Herzen

Peter ist Angestellter bei einer grossen Bank

Er lächelt am Schalter freundlich mit den Kunden

Sie haben niemals einen Anlass zum Klagen gefunden

Niemand von den Kunden hat ihm irgendetwas angesehen

Er lächelt, bis er jeweils am Abend nach Hause muss gehen

Den Zuhause hat er schwer, an seinem Geheimnis zu tragen

Aber er wird keinem, auch seinem Chef nichts davon sagen

Er arbeitet einfach weiter, so als wäre nie etwas geschehen

Warum denn nur gerade ihm, er hatte es niemals eingesehen

Er packte seine Koffer, und er ging von der Freundin fort

Es war der 23. Juli, er ging ohne ein erklärendes Wort

Sie hatte geweint und konnte es einfach nicht verstehen

Denn seine heimlichen Tränen hatte auch sie nie gesehen

Er hat sich überlegt, ob er ihr die Wahrheit erzählt

Aber er wollte nicht, dass auch sie sich damit quält

Er hat ihr einen Brief geschrieben und nie abgeschickt

Er sah dazu auch keinen zwingenden oder notwendigen Grund

Denn der Arzt hat ihm gesagt, sie sei Gott sei Dank gesund

Er liebt seine Freundin von Herzen, die Lage ist verzwickt

Er hat schon lange keine Tränen mehr

Nur das Wissen liegt auf seiner Seele schwer

Denn wenn er heute um sieben Uhr morgens aufsteht

Sieht er eine andere Welt, wenn er zu seiner Arbeit geht

Dieselben blauen Augen, dieselbe Krawatte und Anzug

Seriöses, elegantes Auftreten keine Drogen, er ist klug

Bei den Arbeitskollegen war er schon immer sehr beliebt

Weil er sich immer so unkompliziert und bescheiden gibt

Nichts änderte sich an seinem Charakter und seinen Gaben

Alleine seine Träume und seine Hoffnungen hat er begraben

NOVEMBERNACHT

NOVEMBERNACHT

Kalte Novembernacht, ich schlendere durch die nassen Strassen

Es ist mir etwas unheimlich, die Gegend scheint recht verlassen

Neugierig sehe ich mich um, so treffe ich Dich ganz zufällig an

Ich war überrascht, aber ich erkannte Dich schon aus der Weite

In diesem Moment erkennst Du auch mich und blickst zur Seite

Du sprichst gerade über irgendetwas mit einem fremden Mann

Gehst mit ihm ein paar Schritte zu einem dunklen Hauseingang

Der euch sofort so wie ein weitaufgerissener Mund verschlang

Telefongespräche, ich habe Deine Stimme noch in meinem Ohr

Ich redete damals furchtbar lange auf Dich ein - und ich verlor

Ich beschwor Dich, doch lieber nicht diesen Weg zu gehen

Aber Du hast es trotz meinen Argumenten niemals eingesehen

Ich warte, und ich weiss nicht warum - warum bleibe ich stehen?

Regen - erinnere mich nicht, wie lange ich blieb an diesem Ort

Als ihr wieder aus dem Haus kamt, der Mann ging wortlos fort

Mich fröstelt es leicht, als ich Dich in diesen dünnen Kleidern sehe

Ich verstecke mich im dunklen Eingang von einem nahen Haus

Und aus meinem sicheren Versteck schaue ich Dich fragend an

Irre ich mich, oder siehst Du wirklich so müde und bleich aus?

Ich denke stumm: "Hätte ich doch damals nur etwas mehr getan"

Wer weiss schon, vielleicht hätte es Dir doch etwas gebracht

Ich vergass Dich, habe in letzter Zeit nie an Dich gedacht

Nicht ganz, ich muss zugeben, nie ist doch etwas gelogen

Aber ich habe ehrlich gemeint, Du seiest längst umgezogen

Was hält mich da, warum bleibe ich immer noch hier stehen?

Und vielleicht sollte ich, ganz einfach locker zu Dir hingehen?

Doch ich bin wahrscheinlich angewachsen, ich fürchte mich

Ich bleibe im dunklen Hauseingang stehen völlig unbeweglich

Hinter mir, da öffnet die grosse und schwere Haustür sich

Ich zucke kurz zusammen, weil ich erschrecke fürchterlich

Und eine Frau schaute mich überrascht aus nächster Nähe an

Ich schämte mich, in mir löste sich der beklemmende Bann

Sie ging die Strasse hinunter und sagte nichts - zum Glück

Jetzt kam wieder Leben in mich, ich werde nun wieder wach

Und ich ging auch langsam fort, ich schaute nicht mehr zurück

Weil ich war mir absolut sicher, Du blicktest mir stumm nach

Denn ich spürte Deine fragenden Augen in meinem Rücken

Ich ging schneller, um mich vor Deinem Blick zu drücken

Es ist falsch, und ich weiss es ganz genau

Die Häuserfassaden links und rechts, grau in grau

Ich renne schon beinahe und stolpere sogar dabei

Bitte - bitte - verzeih

A PLACE WITHOUT A NAME

A PLACE WITHOUT A NAME

Manchmal hörte ich, die Vögel fröhlich in den Bäumen singen

Sah, irgendwelche Insekten frech über meine Hand springen

Da gab es weiches Gras und weit mehr als ein einziger Baum

Aber trotzdem existierte nur ein einziger gemeinsamer Traum

Doch eigentlich war es wirklich alles andere als bequem

Nur diese Tatsache war ja eigentlich alleine mein Problem

Sinnlos, wenn sich jemand anderes darüber Gedanken macht

Manchmal war es Tag und manchmal, da war es auch Nacht

Und manchmal habe ich Deine strahlenden Augen gesehen

Nur Eines, dies wollte ich niemals, nämlich zurückgehen

Von diesem versteckten Platz ohne einen Namen

Und ich gebe es offen zu, wir waren zusammen

Und wir waren es wirklich auch Beide gerne

Manchmal leuchteten uns die hellen Sterne

Und warum sollte ich euch denn auch fragen

Nur damit ihr mir mit gestrengen Mienen könnt sagen

Dass man dies im Allgemeinen nicht so gerne sieht

Aber es ist doch nicht verboten, was hier geschieht

An diesem versteckten Platz ohne einen Namen

Denn wir waren doch nur glücklich zusammen

Gar nichts weiter und das wollen wir auch sein

Manchmal, da wärmte uns auch heller Sonnenschein

Dann trafen unsere verständnisvollen Blicke sich

Und manchmal - manchmal, da vermisste ich Dich

Wartete darauf, dass ich Dich irgendwo erspähe

Sehnte mich eigentlich nur zurück in Deine Nähe

An diesen versteckten Platz ohne einen Namen

Damit ich wieder bin alleine mit Dir zusammen

Ich weiss, wir dürfen dies alles überhaupt nicht

Weil es doch einem eindeutigen Befehl widerspricht

Aber wer könnte da eigentlich einfach so widerstehen

Auch wenn es viele von Euch niemals können verstehen

Manchmal sassen wir da, um einfach stumm zu lauschen

Wie vom Bach erklingt ein Plätschern und Rauschen

An diesem versteckten Platz ohne einen Namen

Wo wir immer wenn auch heimlich waren zusammen

Oft sassen wir zusammen und redeten über die Zukunft

Wir erlebten Träume und vergassen dabei die Vernunft

Manchmal fürchteten wir uns, man wird uns entdecken

Und wir begannen uns, von uns selbst zu verstecken

Und manchmal im sentimentalen, gelblichen Mondschein

Da fragten wir, warum durfte es eigentlich nicht sein?

Dieser versteckte Platz, er trug für uns immer einen Namen

Nur Eines, wir sind schon sehr lange nicht mehr zusammen

SCHNEEGESTÖBER

SCHNEEGESTÖBER

Ich war unterwegs auf meinem Weg nach Haus

Aber ich kenne mich einfach nicht mehr aus

Nicht geographisch gemeint, sondern in mir Innen

Suche Werte und Gefühle in mir wie von Sinnen

In meine Augen treibt der Wind Schneeflocken

Sehe vor meinen Augen kaum die eigene Hand

Aus diesem Grund bin ich jedes Mal erschrocken

Wenn wie aus dem Nichts auftaucht ein Gegenstand

Mit schwerem Schritt stampfe ich durch den Schnee

Verflucht, tut das in meinem Herzen schrecklich weh

Treffe auf Kinder, sie machen eine Schneeballschlacht

Und wie im Leben, immer der, der trifft, der lacht

Ein verirrter Schneeball trifft zufällig auch mich

Zeige keine Reaktion, die Kinder, sie wundern sich

Aber dies hindert mich nicht am ziellosen Weitergehen

Etwas verdutzt, bleibe ich bei einer Telefonzelle stehen

Und ich überlege mir in meinem etwas hysterischen Wahn

Warum rufst Du mich um Himmels Willen hier nicht an?

Ist es nur ein Traum, oder ist es wirklich geschehen?

Und plötzlich kann ich alles wieder genau vor mir sehen

Deine Träne auf der Wange, als Du sagtest, es sei Schluss

Auf den Lippen hatte ich noch den Geschmack vom letzten Kuss

Und in mir eine unendliche und auch unbeschreibliche Leere

Sprachlos darüber, welches Glück ich nun muss entbehren

Konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich musste gehen

So blöd es auch klingt, ich brauchte Zeit, um es zu verstehen

Nur Deine so ehrlichen Tränen, sie passten dazu einfach nicht

Jetzt bin ich hier, fröstelnd mit einem versteinerten Gesicht

Und ich verstehe so ganz langsam, was ich soeben alles verlor

Lag es an diesem nassen Schneesturm, dass ich furchtbar fror

Eine Telephonzelle und Deine vertraute Telefonnummer im Kopf

Eingeschüchtert und nass bis auf die Haut, ich armer Tropf

In mich zusammen gesunken, ich fühle mich schrecklich klein

Eine winzige Hoffnung, es könnte doch alles ein Irrtum sein

Einen Anruf, nur um wieder Deine vertraute Stimme zu hören

Aber ich fürchte, sie würde mich nur sofort wieder betören

Ich kann Dir nicht widerstehen, Du weisst es, nicht wahr?

Die Situation ist uns Beiden doch leider so vollkommen klar

Was wir an Gemeinsamkeiten besassen, ist nun alles vorbei

Sollte ich wieder fröhlich sein, denn ich bin wieder frei?

Aber ich verstehe nicht, warum weintest Du, als ich ging?

Du warst offensichtlich glücklicher, damals als alles anfing

LISA (PART IV)

LISA (PART IV)

(Und der Regenbogen)

Die Schaufenster rund um mich erstrahlen in der Weihnachtsdekoration

Es war die Zeit, als die hellen Lichter angingen, denn es dunkelte schon

Ich schaute mich um, als ich plötzlich stutzte, das Gesicht kenne ich doch

Ich sprach die Frau etwas schüchtern an: "Hey, Lisa kennst Du mich noch?"

Sie schaute etwas verwundert auf, nach kurzem Suchen traf ihr Blick mich

"Andrew, Dich vergesse ich bestimmt nicht, natürlich erkenne ich Dich"

Das Wetter war nicht besonders schön, aber es war zumindest trocken

Ich nahm sie sanft in meinen Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wangen

Doch diesmal war ich es, der zurückzuckte, diesmal war ich erschrocken

Denn mit der aufkommenden Erinnerung begann ich, plötzlich zu bangen

Und ich befürchtete, mein Verhalten könnte ihr ziemlich unangenehm sein

Weil vielleicht holt Dich die Erinnerung bei meinen Berührungen wieder ein

Mit Freude erkannte ich, wie sich ein Lächeln zeigte in Deinem Gesicht

Glücklich wurde mir bewusst, so falsch war mein Verhalten doch nicht

"Hast Du noch ein wenig Zeit, dann lade ich Dich zu einem Kaffee ein"

Sie lachte: "Ich hätte eben dasselbe vorgeschlagen, ich sage nicht, nein"

Also sind wir im nächstliegenden Café in die bequemen Stühle gesunken

Und haben geredet und dazu ein oder vielleicht zwei Kaffee getrunken

Ich habe für unsere Mägen auch noch zwei grosse Kuchenstücke bestellt

Während wir so dahin redeten, über weiss nicht was, Gott und die Welt

Habe ich krampfhaft aber heimlich versucht, in Deinen Augen zu lesen

Wie die zwei Jahren seit unserer letzten Begegnung so sind gewesen?

Wie hast Du denn Dein schreckliches Erlebnis von damals überwunden?

Ich würde es so gerne wissen, aber ich darf es trotzdem nicht erkunden

Ich möchte nicht das dumme Kamel sein, welches das Gras wegfrisst

Das in den vergangenen Jahren so furchtbar mühsam gewachsen ist

Deshalb bleibe ich auch zu diesem, doch ziemlich heiklem Thema stumm

Trotzdem ist es ein sehr wohltuendes Gespräch, vielleicht gerade darum

Denn auch Du verlierst über die ganze Geschichte natürlich nicht ein Wort

Die Stunden vergehen schnell, sie laufen uns Beiden unaufhaltsam fort

Wir mussten langsam gehen, die Rechnung bezahlte natürlich ich

Du hast Dich dagegen gesperrt, wie es sich doch gehört natürlich

Aber nach einem kurzen, heftigen aber trotzdem künstlichen Krach

Gabst Du meinen Argumenten und meinem sturen Holzkopf doch nach

Irgendwann spät am Abend haben wir die Cafeteria langsam verlassen

Ein kleines Stück konnten wir unseren Heimweg gegenseitig anpassen

Als sich unsere Wege dann trennten, blieben wir an der Kreuzung stehen

Zufällig vor einem Schaufenster, in diesem war ein Regenbogen zu sehen

Und noch einmal sind irgendwo tief in mir die Erinnerungen hoch gekommen

Dachte daran, wie Dir einst die Farben vom Regenbogen wurden genommen

Ich wünsche mir, dass Dein Regenbogen wieder am Himmel könnte auferstehen

Damit Du ihn nicht nur in einem kalten kitschigen Schaufenster kriegst zu sehen

Schweigend gebe ich Dir zum Abschied noch einen Kuss auf Deine Wangen

Anschliessend sind wir Beide wieder unsere getrennten Heimwege gegangen

ZWEISAMKEIT

ZWEISAMKEIT

Aus dem verhungerten Feuer steigt noch etwas Rauch

Ich liege damit meinem Kopf auf Deinem weichen Bauch

Ein angenehmes warmes und sehr weiches Ruhekissen

Ich weiss längst nicht mehr, wie es ist, Dich zu vermissen

Fühle wie Deine Atmung Dein Bauch lässt senken und heben

Es ist Abend, und die Sonne beginnt langsam aufzugeben

Und In der warmen Luft liegt der Duft nach verkohlter Wurst

Die Freunde gingen in die Beiz, denn sie hatten noch Durst

Die Sprüche zum Abschied liessen sich nicht vermeiden

Darunter müssen wir Beide wohl noch sehr lange leiden

Wir lächelten, so als erzählte jemand einen guten Witz

Denn man möchte ja mit seinen Freunden keinen Kritz

Jetzt liege ich da mit meinem Kopf auf Deinem Bauch

Im saftig grünen, wohlduftenden und weichen Bärlauch

Vom Dorf her erklingt das laute Gebell von einem Hund

Aber er verstummt wieder ohne einen ersichtlichen Grund

Ich spüre Dein Herz rhythmisch und doch ruhig schlagen

Und ich höre Dich dabei, wie nebenbei irgendetwas sagen

Doch was Du in diesem Moment erzählst, dies weiss ich nicht

Es ist schön, wie sich das letzte Tageslicht im Laub bricht

Es herrscht eine seltsame Stimmung im abendlichen Lichte

Stelle erstaunt fest, Du erzählst immer noch Deine Geschichte

Erst jetzt scheinst Du einzusehen, dass ich Dir gar nicht zuhöre

Aber diese Tatsache, sie scheint Dich, auch nicht weiter zu stören

Ohne eine besondere Regung höre ich Deine Stimme verstummen

Aus Deinem Mund erklingt übergangslos ein melodiöses Summen

Still lächelnd bemerke ich, wie Dein Bauch dabei leicht vibriert

Ein kleiner bunter Vogel hat sich ganz in unsere Nähe verirrt

Er erschrickt fürchterlich, als er uns so Nahe vor sich sieht

Ein Bruchteil von einer Sekunde bis er flügelschlagend flieht

Über der Szene liegt ein Hauch von Frieden und Harmonie

So wie wohl ansonsten selten oder vielleicht sogar auch nie

Unsere Gedanken, sie haben unbegrenzt Raum zum fliegen

Drehe mich leicht zur Seite, um etwas bequemer zu liegen

Ich bemerke überrascht, dass es schon ziemlich dunkel war

Ganz zärtlich wühlst Du mit Deiner Hand in meinem Haar

Ich fühle mich so wohl, so wunderbar, einfach unbeschreiblich

Uns in dem Moment zu stören, wäre ein Verbrechen, finde ich

Mit dem Kopf auf Deinem weichen Bauch so liege ich hier

Und ich fühle ganz tief in mir diese starken Gefühle zu Dir

Besiegtest mich bedingungslos mit Deinen weiblichen Waffen

Aber ich bin von Herzen dankbar in dieser friedlichen Ruh'

Und ich bin mir völlig sicher, Du hörst mir ganz genau zu

Als ich mit leiser Stimme sage: "Ich will mit Dir schlafen"

AN DICH

AN DICH

(Für einmal einen offenen Vorwurf)

Ich möchte Dir in diesen wenigen folgenden Zeilen

Eine Kritik, einen ehrlichen Vorwurf an Dir mitteilen

Es sind damit alle und ganz bestimmt auch Du gemeint

Ich weiss, dass dies wahrscheinlich arrogant scheint

Aber davon will ich mich sicher nicht abhalten lassen

Werden meine Worte auch niemandem in den Kragen passen

Doch höre endlich auf, so furchtbar selbstzufrieden zu sein

Denn der Massstab für das Richtige bist doch nicht Du allein

Du denkst, nur was Du selbst tust, nur dies sei auch normal

Warum lässt Du allen Anderen denn überhaupt keine Wahl?

Höre auf, alle so egoistisch von oben herab anzuschauen

Nur weil sie mit gutem Gewissen einem neuen Weg vertrauen

Und den grossen Mut haben, dies auch noch offen zu zeigen

Lache sie deshalb nicht aus, lerne, für einmal zu schweigen

Weil diese Menschen, sie sind für Deine Sprüche keine Beute

Und auch bunte Kleider machen doch noch längst keine Leute

Wenn Du dies nicht glaubst, musst Du Dich im Spiegel ansehen

Und dann einmal ganz offen und selbstkritisch in Dich zu gehen

Du würdest schnell sehen, es ist nicht alles Gold, was so glänzt

Du hast Dich doch schon längst zum allergrössten König gekränzt

Was im Grund genommen ausser Dir selbst, so wie so niemand glaubt

Es ist nur Deine Selbstzufriedenheit, die Dir Deine Objektivität raubt

Aber trotzdem bist Du ganz sicher nicht der Grösste von allen hier

Darum hört alle endlich auf zu glauben, es müssen alle sein wie Ihr

Ehrlich, ich habe es doch eigentlich schon lange entdeckt

Dass Ihr unter Eurer Schale nur die Unsicherheit versteckt

Und dass Ihr deshalb Eure spitze Pfeile gegen andere richtet

Weil Ihr damit Eure eigenen Selbstzweifel wieder schlichtet

Ihr fühlt Euch dabei furchtbar wohl in Eurem billigen Schein

Aber muss es, denn wirklich auf diese so verletzende Art sein?

Habt Ihr keine andere Möglichkeit, Euren Weg neu zu gestalten?

Als Euch so wie blöde Narren und grosse Idioten zu verhalten

Und alle welche jetzt denken, dass sie dies gar nichts angeht

Sind die, bei welchen das Verhalten am Deutlichsten besteht

Ich habe Euch bei diesem Spiel, zu lange mit Abscheu zugesehen

Es liess in mir ein furchtbar schlechtes Gewissen entstehen

Darum warne ich Euch nun deutlich, endlich damit aufzuhören

Sonst werde ich Euren so brüchigen Schein grausam zerstören

Denn viel zu lange war ich mit meinem Verhalten schon geduldig

Und wenn ich nur zusehe, mache ich mich leider selbst schuldig

Ich weiss, ich bin Euch jetzt allen furchtbar arrogant erschienen

Aber ich bin mir sicher, dass auch andere ihren Frieden verdienen

Und dafür werde ich mit aller meinen Fähigkeiten und Kraft sorgen

Ihr könnt euch sicher sein, Eure Fehler blieben mir nicht verborgen

TOTAL EGAL

TOTAL EGAL

Offenheit, welcher man ganz leicht vertraut

Ein Herz, um ohne ein Risiko hinein zu fallen

Gut duftende, weiche und geborgene warme Haut

Augen, welche einem so hemmungslos anstrahlen

Und die, was immer auch kommen mag, treu bleiben

Ein offenes, sympathisches und herzliches Lachen

Ehrlichkeiten, die alle Lügen unbarmherzig forttreiben

So viele Tugenden, welche einem nur beschämt machen

Eine wahnwitzige Ausstrahlung, sie verursacht Neid

Und ein überragender Charakter als wunderbares Kleid

Worte, genauso wie ein bunter und fröhlicher Wasserfall

Und trotzdem, dies ist mir wirklich alles vollkommen egal

Es gäbe gar keine Freundschaft zwischen Frau und Mann

Ich frage mich, wer wohl einen solchen Blödsinn ersann?

Es geht doch zwischen uns, trotz Deiner blendenden Figur

Wirklich, aber manchmal überlege ich mir heimlich nur

Warum habe ich Mühe, meine Hände bei mir zu behalten?

Und wieso sich meine Träume so merkwürdig gestalten?

Ich habe doch alles vollkommen im Griff, nicht wahr?

Meine Kollegschaft zu Dir, sie ist wirklich so wunderbar

Nur warum beginne ich dann, Selbstgespräche zu führen?

Und wieso habe nur ich diesen Wunsch, Dich zu berühren?

Diese verwirrende Träume Dich sogar noch zu lieben

Es ist bereits morgens irgendetwas um die Sieben

Ich bin müde, und ich schlafe immer noch nicht

Komm sagt mir schon, versteht das irgendeiner

Frage mich, welcher Dorn mich so intensiv sticht?

Nur meine Unsicherheit, sie wird doch nicht kleiner

Gestern waren wir zusammen, wir tanzten und lachten

Dass an der Decke die alten, morschen Balken krachten

Genossen die wärmende Sonne und die kalte Dunkelheit

Und wir sprühten vor spinniger Ideen und vor Dummheit

Manche haben uns da schon etwas verwundert angeschaut

Total egal, denn uns sind diese Blicke schon längst vertraut

Aber wenn äusserlich auch alles so wie immer geschieht

Fühle ich doch, da existiert ein ganz kleiner Unterschied

Denn in den ruhigen Momenten, wenn mich nichts ablenkt

Spüre ich, wie es irgendwo in mir ganz automatisch denkt

Nur über was, das ist mir immer noch etwas schleierhaft

Ganz bestimmt nicht über unsere einmalige Kollegschaft

Denn diese Beziehung ist mit Sicherheit echt wunderbar

Da bist Du mit mir doch auch einer Meinung, nicht wahr?

Es gäbe gar keine Freundschaft zwischen Frau und Mann

Ich frage mich, wer wohl einen solchen Blödsinn ersann

Nur warum sind meine Hände dann immer unterwegs zu Dir?

Keine Ahnung, warum lasse ich sie nicht einfach bei mir?

ICH SCHREIBE 'NEN BRIEF

ICH SCHREIBE 'NEN BRIEF

Ich weiss genau, was ich jetzt werde machen

Mir ist so übel, ich muss schrecklich lachen

Ist dies nicht eine seltsame Art von Denksport?

Ich bin genau hier, und Du bist irgendwo dort

Wo warst Du eigentlich, als ich Dich rief?

Ich glaube, ich schreibe Dir heute einen Brief

Aber in diesem Brief steht gar nichts drin

Denn es macht doch überhaupt keinen Sinn

Dass wir noch irgendwelche Worte verlieren

Wir werden es ja so wie so niemals kapieren

Ich weiss genau, was jetzt wird geschehen

Schliesse die Augen, um alles genau zu sehen

Ich kann etwas sehr Kaltes da draussen fühlen

Werde einfach mit meinen Händen darin wühlen

Frage mich schon lange, was mache ich hier?

Ich glaube, ich schicke Dir ein Bild von mir

Ein weisses Papier, weil nichts ist drauf

Ich lasse dem Schicksal einfach seinen Lauf

Aber eines Tages, da wirst auch Du es sehen

Was Seltsames aus dem Nichts kann entstehen

Ich mag blau, und Du magst viel lieber rot

Male die Farben in Schwarz-Weiss zur Not

Und ich trage bei mir alle Deine Adressen

Dabei habe ich es schon wieder vergessen

Aber wenn ich mich wieder erinnern kann

Dann bin ich sicher, dann rufe ich Dich an

Wenn Du abnimmst dann sage ich kein Wort

Du wirst wissen, ich bin hier und Du bist dort

Aber alle Worte werden wir uns einfach sparen

Wir werden die Wahrheit sowieso nicht erfahren

Ich weiss, der Weg ist beschwerlich und steil

Doch was soll's, er ist trotzdem irgendwie geil

Jeder und jede kann dies wahrscheinlich sehen

Gelingt es auch niemandem, es so zu verstehen

Zwischen Dir und mir ist ein grosser Abstand

Und trotzdem gaben wir uns so oft die Hand

Bin mir sicher, es wird noch oft geschehen

Wenn wir auch nie an denselben Ort gehen

Warum bin ich nur so gefühllos und so kalt?

Ich weiss nicht, weshalb wurde ich so alt?

Du weisst es doch

Ich bin ein Arschloch

HEILIGE KUH

HEILIGE KUH

Die Einen haben Götter, die Anderen eine heilige Kuh

Nichts so wir, denn wir haben nur eine Meinung dazu

Wir leben immer in der für uns fassbaren Realität

Für die Anderen bleiben die Bräuche und Naivität

Darüber zu lachen, fällt uns immer wieder leicht

Ja unser Spott bleibt wohl ewiglich unerreicht

Denn wir wissen zu jedem Zeitpunkt etwas mehr

Dies ist so einfach, nein, dies ist sicher nicht schwer

Überlegen lachen wir über ihren kindischen Schrott

Sicher, es gab eine Zeit, da hatten auch wir einen Gott

Bis wir ihn nicht mehr nötig hatten, wir schaffen es allein

Und wir sind uns auch völlig sicher, so wird es immer sein

Wir haben keine Götter, denn wir brauchen sich nicht mehr

Wir glauben an nichts mehr, unser Glauben ist längst leer

Genau so mag es einem Aussenstehenden auch scheinen

Doch wir haben noch einen Gott, wenn auch nur noch einen

Und an diesen lassen wir keinen Kratzer, da sind wir stur

Viel zu wichtig ist uns die geheimnisvolle, heilige Skulptur

Nicht mehr so einfach wie früher, hochtechnisiert und mobil

Denn man hat doch schliesslich auch etwas Format und Stil

Wir sorgen auch dafür, dass unsere heilige Kuh immer glänzt

Und wenn nicht wird sie mit einem neuen Anstrich gekränzt

Ja sicher, wir sind furchtbar stolz auf unsere heilige Kuh

Und wir lassen auch nicht die geringsten Beleidigungen zu

Unsere heilige Kuh, die hat vier Pneus aus hartem Gummi

Vom gewöhnlichen Kleinwagen bis zum verchromten Brummi

Das ist unser gesamter Stolz, und daran glauben wir

Kein schlechtes Wort über die Sache, sonst wehe Dir

Wir glauben nicht mehr an Legenden und den bösen Wolf

Unsere Götter, sie heissen schon längst Porsche und Golf

Und ehrfurchtsvoll knien wir, innig betend, hier vor ihnen

Bereit, ihnen jederzeit wie willenlose Sklaven zu dienen

So hat bei uns längst jeder seinen eigenen, privaten Gott

Und bei einer Kritik sieht der Gläubige ganz plötzlich rot

Als gehe es dabei jedes Mal um das eigene wertvolle Leben

Otto Normalverbraucher ist bereit, dafür alles aufzugeben

Da sieht man doch deutlich, wie überlegen wir sind

Wir sind doch besser, nicht so einfältig wie ein Kind

Wie die Anderen mit ihren naiven Bräuchen und Sitten

Das ist doch wirklich lächerlich, ich darf Dich bitten

Es hat gar keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen

Die Anderen mit ihrer heiligen Kuh, da kann man nur lachen

SCHUHE ODER FREUNDE

SCHUHE ODER FREUNDE

Endstation, Zeit um mit meinem gesamten Gepäck auszusteigen

Ich halte einen Moment inne, um mich hier gründlich umzusehen

Bemerke dabei einen grossen Platz, auf dem Leute herumstehen

Welche mich alle samt anstarren und dabei beharrlich schweigen

Plötzlich beginnt, einer, dort irgendwo im Hintergrund, zu lachen

Als wäre es ein Signal, ein lautes Gelächter beginnt zu erwachen

Der Grund für diese ausgelassene Heiterkeit ist mir schleierhaft

Dachte nur bei mir, scheinbar eine wirklich fröhliche Gesellschaft

Ich griff nach meinem Gepäck, um irgendwo eine Bleibe zu buchen

Zuerst hatte ich jedoch Hunger, ich musste auch nicht lange suchen

Da entdeckte ich ein Restaurant, es roch verführerisch nach Fisch

Drinnen war ein Gedränge, setze mich an einen halbgefüllten Tisch

Die anderen Gäste, welche sich auch noch am selben Tisch befanden

Haben mich von Kopf bis Fuss gemustert und sind dann aufgestanden

Und setzten sich, ganz leise miteinander tuschelnd, wo anders hin

Irgendwie kam ich mir plötzlich vor, als ob ich ein Aussätziger bin

Nun ja egal, ich bestellte mir endlich beim Kellner, etwas zu essen

Doch dieser sagte mir nur, Leute wie ich, können dies hier vergessen

Furchtbar, wie sich alle die Reaktionen dieser Menschen hier glichen

Weil überall, wo ich auch hin kam, sind sie mir entsetzt ausgewichen

Ohne dass es mir dabei gelang, einen genauen Grund dafür zu erfassen

Deshalb fragte ich endlich jemanden aus der grossen Menschenmasse

Denn das ängstliche Ausweichen von den Leuten liess mir keine Ruhe

Der Mann antwortete mir nicht, zeigte nur wortlos auf meine Schuhe

Mein Schuhwerk ist doch ganz normal, meinte ich erstaunt und altklug

Da bemerkte ich erst, dass hier gar niemand ausser mir Schuhe trug

Ich lachte laut, dies alleine konnte doch wirklich nicht die Ursache sein

Doch als ich mich umdrehte, stand ich hier schon wieder ganz allein

Zumindest war ich nach dem Gespräch, das keines war, etwas gescheiter

Alleine meine Schuhe machten mich hier an diesem Ort zum Aussenseiter

Konnte es tatsächlich sein, dies alleine machte mich zum Einzelfall

Wo ich vor kurzem her kam, galt ich eigentlich als ziemlich normal

Nur auf Grund einer lächerlichen Kleinigkeit wurde ich nicht toleriert

Die andauernde Ablehnung machte mich schon ziemlich deprimiert

Wenn dann auch noch die Tage und die Wochen so ziellos zerrinnen

Ohne dass es daneben gelingt, eine Spur von Verständnis zu gewinnen

Kommt der Tag, wo man wünscht in die Anonymität der Masse zu fliehen

Und deshalb beschloss ich endlich, auch meine Schuhe auszuziehen

Ich fühlte mich zwar irgendwie ziemlich nackt, so ganz ohne Schuhe

Aber was für ein Wunder, denn sofort liessen sie mich alle in Ruhe

Ich erntete sogar plötzlich auf der Strasse viele freundliche Grüsse

Aber ich litt trotzdem sehr, denn ich hatte nun ständig blutige Füsse

Verletzt mich dauernd an den zahlreichen kleinen, spitzigen Steinen

Denn ihre Füsse waren längst abgehärtet, doch nicht so die Meinen

EIGENTLICH SOLLTE ICH ...

EIGENTLICH SOLLTE ICH ...

Ich liege gemütlich auf dem Bett, ich bin glücklich und verliebt

Eine dieser ruhigen, melancholischen Momente, die es selten gibt

Im Grunde genommen, sollte ich jetzt eigentlich davon schreiben

Dass da irgendwo in meiner Nachbarschaft ein Saxophon erklingt

Welches traurig und trotzdem romantisch seine Melodie singt

Ich lausche, es bleibt still, deshalb lasse ich es auch bleiben

Weil von meinen Nachbarn hat überhaupt niemand ein Saxophon

Und auch kein anderes Instrument, aller höchstens ein Telefon

Im Leben ist es halt nicht so, wie man es in den Filmen sieht

Doch es ist nicht so schlimm, wenn es nicht genau so geschieht

Weil ich bestimmt auch ohne blusiges Saxophon träumen kann

Auf diese nebensächlichen Details kommt es wirklich nicht an

Ich sehe vor mir auch mit geschlossenen Augen Dein Gesicht

Dein Blick, der selbst das dickste Eis so wie Watte durchbricht

Erreicht selbst über eine scheinbar unendliche Distanz mich

Und Deine wunderbare Wärme und Dein Verständnis spüre ich

Auch in den vielen Momenten, wo Du überhaupt nicht da bist

Weil hat man sie erst einmal erlebt, sie niemals wieder vergisst

Und mit offenen Augen träume ich wieder einmal nur von Dir

Lausche trotzdem angestrengt dieser Stille, so liege ich hier

Im Grunde genommen, sollte ich jetzt eigentlich davon schreiben

Wie wunderbar der Mond scheint oder von den Sternen am Himmel

Oder vielleicht sogar von einer Prinzessin auf einem Schimmel

Nur der Himmel ist verhangen, deshalb lasse ich es auch bleiben

Es regnet so wie so, und draussen sieht man nur elektrisches Licht

Und an eine Prinzessin auf einem Schimmel, daran glaube ich nicht

Im Leben ist es halt nicht alles so, so wie man es in den Filmen sieht

Doch es ist nicht so schlimm, wenn es nicht genau so geschieht

Denn ich lasse mich nicht durch solche Äusserlichkeiten ablenken

Ich brauche doch bestimmt keine Gründe, um an Dich zu denken

Werde wohl immer ganz selbständig auf ein Wiedersehen blangen

Denn Dein Bild bleibt in alle Ewigkeiten in meinem Herz gefangen

Ich weiss zwar nicht, wie ich einen Menschen wie Dich verdiene

Aber ich liege glücklich auf dem Bett mit einer fröhlichen Miene

Und schreibe dabei wie von selbst ein paar unscheinbare Zeilen

Um meine überschwängliche Freude der ganzen Welt mitzuteilen

Im Grunde genommen, sollte ich jetzt eigentlich davon schreiben

Dass die Sonne gerade aufgeht oder von einem Sonnenuntergang

Oder vielleicht auch wie wunderbar die Stimme der Natur klang

Ich lausche, es bleibt still, deshalb lasse ich es viel lieber bleiben

Irgendeine Turmuhr schlägt aus weiter Ferne gerade Mitternacht

Und vor dem Fenster blitzt es, und der Donner furchtbar kracht

Im Leben ist es halt nicht so, so wie man es in den Filmen sieht

Doch es ist nicht so schlimm, wenn es nicht genau so geschieht

Weil ich fand ja längst mein eigenes grosses Glück

Und das ist Realität und nicht ein kitschiges Stück

FEINER SAND

FEINER SAND

Ich stand mit beiden Beinen fest im Lebensverkehr

Und es scheint mir erst einige wenige Sekunden her

Als ich mein Leben noch ganz fest hielt in der Hand

Nun fühle ich in meinen Handflächen nur noch Sand

Und ich schaue zu, wie er mir durch meine Finger rinnt

Mir wird klar, wie diese Aussage an Bedeutung gewinnt

"Das ganz grosse Geheimnis des Lebens besteht darin

Dass Dinge, welche eben noch da waren verschwinden

Die allergrösste Aufgabe jedes Lebens besteht darin

Sich - in diesen ständigen Veränderungen zurecht zu finden"

Und ich schaue verstört auf meine Hände, sie sind leer

Erschrocken fällt mein Blick dem feinen Sand hinterher

Als dieser sich plötzlich bewegt und zusammen fliesst

Sich auf seltsame Weise zu Formen und Farben schliesst

Es sind abstrakte Bilder, die man aber vertrauensvoll erkennt

Dies ist wohl das, was man im Volksmund so Erinnerung nennt

Ehrfurchtsvoll bleibe ich, wie zu einer Salzsäule erstarrt, stehen

Um dem seltsamen Schauspiel lautlos und überwältigt zu zusehen

Es ist ein Wechselspiel, mal beginnen meine Augen zu leuchten

Bevor sie Sekunden später wieder meine stillen Tränen befeuchten

Vergangenheit geformt aus instabilem und feinem Sand

Er zeigt Dich, er zeigt mich, gemeinsam Hand in Hand

Wie wir wohlbehütet spazieren durch den finsteren Wald

Sehe einen Jungen sich winden und schluchzen, er hat kalt

Dies alles soll ich einfach so zurücklassen, niemals - nie

Aus der Erstarrung erwacht, falle ich zitternd auf die Knie

Und habe krampfhaft versucht, den Sand zusammen zu wischen

Aber er begann sich, mit dem Dreck der Strasse zu vermischen

Ich konnte, wie ich auch wollte, meine beiden Hände falten

Es gelang mir nicht, den feinen Sand weiter festzuhalten

Keine Macht der Welt konnte ihn von dem Schmutz trennen

Bald schien mir, als würde ich den Sand nicht mehr erkennen

Nein, dieser Sand hatte längst nichts mehr, mit mir zu tun

Und trotzdem, es lässt mich halt einfach nicht mehr ruh'n

Ich will meine Vergangenheit nicht einfach so zurücklassen

Trotzdem bekomme ich sie, nicht mehr so Recht zu fassen

Ratlos und völlig hilflos knie ich hier, zusammen gekauert

Habe stumm für mich, um alles was früher war, getrauert

Weiss nicht, ob Minuten vergingen, während ich nachdachte

Ein kurzer Ruck ging durch meinen Körper, als ich erwachte

So habe ich mich plötzlich wieder in der Gegenwart gefunden

Ich stehe auf und ich bin um die nächste Ecke verschwunden

ALS ATLANTIS AUFTAUCHTE

ALS ATLANTIS AUFTAUCHTE

Eine zufällige, zusammengewürfelte Gruppe hat sich hier eingefunden

Farbenfrohe Details sind unbemerkt im schummrigen Licht verschwunden

Stille kehrte ein, als plötzlich in der Dunkelheit eine klare Stimme sang

Die Musik ertönte im Hintergrund, eine beinahe scheue Gitarre erklang

Nicht so wie in den meisten Fällen überladen und furchtbar pompös

Nein, viel eher fein und sehr zart, halt einfach wohltuend melodiös

Worte und Melodie waren den meisten Anwesenden bestens vertraut

Es dauerte nur ein paar Klänge, dann ging das Lied unter die Haut

Ein Mann mit seiner braunen Gitarre erschien im gedämpften Licht

Niemand klatschte, wir zerstörten diesen lautlosen Zauber nicht

Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis wir die Grenzen überwanden

Und sich bis dahin fremde Hände zielsicher zueinander fanden

Weiterhin drang die Melodie beinahe ehrfurchtsvoll an mein Ohr

Nur der Refrain erschall von den Wänden als vielstimmiger Chor

So standen wir alle zusammen da, Reihe für Reihe, Hand in Hand

Glücklich, weil uns etwas ganz Seltsames und Unsichtbares verband

Heute wussten wir in diesem Augenblick gehörten wir alle zusammen

Unwichtig waren plötzlich unsere Geschichten und auch die Namen

Ein Lied und eine Idee schaffte es, uns alle zusammen zu vereinen

Irgendwo rechts hinter mir hörte ich eine schwache Stimme weinen

Es dauerte kaum mehr als eine Sekunde, bis sich ihr jemand zuwandte

Einer ihrer beiden Nachbarn, der sie wahrscheinlich gar nicht kannte

Schützend nahm er sie ohne ein erklärendes Wort sanft in seinen Arm

Und gab ihr mit dieser Geste für einige Augenblicke zärtlich warm

Sie schaute ihn überrascht an, aber sie brach nicht das Schweigen

Sie war nicht alleine, mehr wollte er ihr damit auch gar nicht zeigen

Und dieses schöne Gefühl nahm immer mehr Besitz von uns allen

Immer lauter liessen wir unsere gemeinsame Stimme erschallen

Weiss nicht, ob es wahr ist, aber für uns hat es sehr gut geklungen

Der Funken ist vom Sänger unaufhaltsam in unsere Herzen gesprungen

Jedes neue Lied traf die empfindlichen Nerven unter unserer Haut

Und die fremden Hände wurde einem immer mehr wohltuend vertraut

Selbst als die allerletzten Töne ganz langsam verklangen

Standen die Meisten immer noch am selben Ort und sangen

Wir warteten noch, auf das was kommen mag, Hand in Hand

Der Sänger sprach eine Sprache aus einem fremden Land

Aber man sagt, dass Musik jede Art von Grenzen durchbricht

Und so erreichte uns an diesem Abend auch seine Nachricht

Die Menge löst sich langsam auf, um nach Hause zu gehen

Wir konnten wirklich nicht in alle Ewigkeiten hier herumstehen

Durch die Tür ist uns die frostige Kälte entgegen geschlagen

Trotzdem gingen wir unsere eigenen Wege, ohne zu klagen

Mussten wir auch die schützende Gemeinsamkeit verlassen

Was wirklich geschah werden wir erst viel später erfassen

WIEDERGEBURT

WIEDERGEBURT

Die Lippen zusammengepresst, ein leerer lebloser Blick

Und niemand wusste etwas Genaues über Dein Geschick

Hast nur eine Spur zu viel in den letzten Jahren gelitten

Und so bist Du dann schon beinahe fröhlich ausgeglitten

Ohne den geringsten Laut bist Du auf die Nase gefallen

Konntest Du Dich gerade noch am Abgrund festhalten

Unter Dir nur noch eine unendlich hohe Felswand

Gab Dir gerade noch rechtzeitig meine rechte Hand

Redete, redete und versuchte Dich, hinauf zu ziehen

Du musstest mir zuhören, Du konntest nicht fliehen

Ich zog kräftig und redete, ich redete, und ich zog

Schleuderte Dir Argumente entgegen, die ich abwog

Wenig später standen wir uns gegenüber am Abgrund

Und ich hielt nun das erste Mal endlich meinen Mund

Es war ein wunderbarer Tag, ich musste grundlos lachen

Denn ich fühlte, eine neue Lebenslust in Dir erwachen

Ich konnte nicht anders, ich nahm Dich in meinen Arm

Aber er zeigte gar keine Wirkung auf Dich, mein Charme

Denn Du schimpftest mich nur froh lachend, einen Schuft

Ja, wir machten sogar bereits Pläne für unsere Zukunft

Und jeden neuen Tag wollten wir so fröhlich begrüssen

Doch da zerbröckelten die Steine unter Deinen Füssen

Die Distanz zum Abgrund war halt immer noch zu klein

Ich dachte bei mir, dies darf einfach nicht wahr sein

Wollte Dich noch halten, aber es hat nichts genützt

Vor meinen Augen bist Du in diese Tiefe gestürzt

Sah Dich nur noch suchen nach einem sicheren Halt

Aber die Schwerkraft hatte eine zu mächtige Gewalt

Ich schrie Dir noch ganz laut irgendetwas hinter her

Doch da war längst nichts mehr, da war alles so leer

Verbittert in die Tiefe schauend, so stand ich hier

Und ich weinte und fluchte, ich war so wütend in mir

Über Menschen, die diese Steine liessen zusammen fügen

Denn die trügerische Sicherheit bestand nur aus Lügen

Warum ist nicht einer von ihnen hier hinunter gestürzt?

Aber auch gerechtfertigte Vorwürfe haben nichts genützt

Sie war Tod, ich hatte Mühe, mich vom Abgrund abzudrehen

Und nur mit Tränen in meinen Augen konnte ich fortgehen

Das Leben ist manchmal grausam und fürchterlich gemein

Und ein Gedanke liess mich vom Moment an nicht mehr allein

Vielleicht, wäre ich nur etwas schneller gewesen, vielleicht

Vielleicht hätte ich Dich dann auch diesmal noch erreicht

SCHUBLADE 57

SCHUBLADE 57

Hey Du dort drüben, ich kenne zwar nicht Deinen Namen

Aber wollen wir nicht einmal etwas trinken zusammen

Hast Du etwas dagegen, wenn ich Dich zu mir einlade

Meine Adresse ist die siebenundfünfzigste Schublade

Genau dort lebe ich, weil dort steht auch mein Haus

Zugegeben, ich bin auch nur eine kleine graue Maus

Trotzdem wohne ich hier schon seit so vielen Jahren

Wieso? Ich habe es leider niemals so recht erfahren

Ich kam wahrscheinlich eher ziemlich zufällig dorthin

Und manchmal, da fühle ich mich auch ganz wohl darin

Nur manchmal beginne ich, ganz grundlos zu schwitzen

Denn man lässt mich immer wieder dort einfach sitzen

Und in diesen Augenblicken fehlt mir mein Humor

Aber zu meinem Glück kommt es auch immer wieder vor

Und sie lassen die Schublade einen kleinen Spalt offen

Dann werde ich nervös, und ich beginne, leise zu hoffen

Ich stecke meinen Kopf heraus, um etwas zu sehen

Will wissen, was in den anderen Welten ist geschehen

Sicher, die Schubladen neben mir lernte ich schon kennen

Es sind ja immer die gleichen Mäuse, die hin und her rennen

Und trotzdem sind diese Blicke eine Abwechslung für mich

Denn immer wieder dieselbe dunkle Decke ist unerträglich

Dann krieg ich den Blues und sitze niedergeschlagen zuhaus

Und ich wünschte mir so sehr, ich könnte hier für einmal raus

Dann lausche ich wieder den Geräuschen von unten und oben

Wo die Feste und die Auseinandersetzungen heftig toben

Ich gebe es zu, wäre manchmal wirklich gerne auch dabei

Aber leider bin ich nur innerhalb meiner Schublade frei

Ja, auf meiner Schublade klebt sogar ein grosses Schild

Mit der bekannten Nummer siebenundfünfzig und das gilt

Auf das bin ich sehr stolz, denn auch mein Name steht da

Aber das ich in meinem bisherigen Leben noch nie mehr sah

Als diese, meine kleine, siebenundfünfzigste Schublade

Dies finde ich natürlich schon ein bisschen schade

Und warum durfte ich eigentlich nie selbst wählen?

Du könntest mir ein wenig von Deiner Welt erzählen

Die ausserhalb liegt von der siebenundfünfzigsten Schublade

Dies ist mein Motiv, dies ist mein Grund, dass ich Dich einlade

Wir hätten ganz bestimmt unseren ganz grossen Spass zusammen

Wir lernten uns etwas näher kennen, auch mit unseren Namen

Will mit Dir nur etwas trinken, es würde mich doch so sehr freu'n

Komm doch vorbei, Du - Du von der Schublade zweihundertundneun

SPRICH DI US

SPRICH DI US

Du hesch doch scho lang nume no a sie denkt

Hesch ere Dis Herz und Dini Gfühl gschenkt

Und sie het sich vo Dir so gern loh küsse

Aber jetzt will sie vo Dir nüt meh wüsse

Doch sie het vergässe, Dis Herz zrug z'geh

Es git so Sache die tüend schreckli weh

Jetzt liegsch ständig wach i der Nacht

Und fragsch, was hesch nume falsch gmacht?

Rede mit ihm, rede mit mir oder rede mit ihr

Aber b'halt es lieber nit alles allei bi Dir

Alles das, wo Du z'Nacht druf ume chausch

Gang doch zu dem Mensch wo Du vertrausch

Und sprich Di denn an sinere Schulter us

Wiel suscht nimmt Dir das alles noh de Pfus

Du bisch so andersch als die Meiste

Drum chasch Du Dir au gar nüt leiste

Unerfüllt bliebt Din so grosse Wunsch

Denn überall wo Du immer ane chunsch

Lache sie Di us, alle lache über Di

Du fülsch Di so schreckli allei derbi

Jetzt liegsch ständig wach i der Nacht

Und fragsch, was hesch nume falsch gmacht?

Rede mit ihm, rede mit mir oder rede mit ihr

Aber b'halt es lieber nit alles allei bi Dir

Alles das, wo Du z'Nacht druf ume chausch

Gang doch zu dem Mensch wo Du vertrausch

Und sprich Di denn an sinere Schulter us

Wiel suscht nimmt Dir das alles noh de Pfus

Du treisch e grosses Geheimnis i Dir

Du gisch es zu, das verrisst Di schier

Aber trotzdem verzählsch Du gar nüt

Wiel Du hesch Angst, dass Di denn Lüt

Gar nüme Ernst und nüme für voll näme

Drum so tusch Du Di ganz allei schäme

Jetzt liegsch ständig wach i der Nacht

Und fragsch, was hesch nume falsch gmacht?

Rede mit ihm, rede mit mir oder rede mit ihr

Aber b'halt es lieber nit alles allei bi Dir

Alles das, wo Du z'Nacht druf ume chausch

Gang doch zu dem Mensch wo Du vertrausch

Und sprich Di denn an sinere Schulter us

Wiel suscht nimmt Dir das alles noh de Pfus

SINNLOSE WARNUNG

SINNLOSE WARNUNG

Ich weiss nicht, wer Dir unsere sozialen und goldenen Regeln verrat?

Habe keine Ahnung, wer Dir etwas von dieser Sache angedeutet hat?

Ist eigentlich auch völlig egal, denn es ist gar nichts Geheimes daran

Auch wenn man diese Regeln nur von ganz wenigen erfahren kann

Das was Du davon schon weisst, hat Dich wohl sehr beeindruckt

Aber ich bin zuerst einmal erschrocken und habe leer geschluckt

Als Du mir sagtest, ich solle Dir die goldenen Regeln beibringen

Ich weiss ja zwar selbst, wie überzeugend und richtig sie klingen

Und ich könnte sie Dir wahrscheinlich auch ganz exakt erklären

Aber ich will doch nicht, dass Du Dich später wirst beschweren

Ich bin zwar selbst überzeugt, dass jede dieser Regeln richtig ist

Doch ich weiss längst auch, es ist leichter, wenn man sie vergisst

Denn sie halten einem in alle Ewigkeiten unwiderruflich gefangen

Weil hat man erst einmal auch nur eine einzige Träne aufgefangen

Dann wird man immer mehr von diesem Leid und Kummer sehen

Und es wird Dir niemals wieder richtig gelingen zu widerstehen

Du wirst schnell lernen, auch verborgene Schmerzen zu erkennen

Und kannst das Meiste davon auch beim richtigen Namen nennen

Du wirst Dich immer verpflichtet fühlen, dagegen etwas zu tun

Und niemals wieder wird bei Dir das schlechte Gewissen ruh'n

Weil Du in vielen Situationen einfach da stehst und so hilflos bist

Und eines Tages wirst Du dann erfahren, wie schmerzhaft es ist

Dann sehnst Du Dich sehnlichst wieder nach den Tagen zurück

Nach den Tagen, des Nichtwissens und dem vergangenen Glück

Ich weiss schon, Wissen ist eine wirkliche so faszinierende Macht

Aber Du wirst bald erkennen, wie verantwortlich Dich dies macht

Ich weiss, Du kannst dies im Moment noch nicht so richtig verstehen

Nur irgendwann, das verspreche ich, wirst Du mit offenen Augen sehen

Einst da war ich genauso wie Du, Deine Euphorie ist mir vertraut

Ich lernte schnell, und ich habe das Geheimnis rasch durchschaut

Ich frage Dich, willst Du tatsächlich in dieses Wissen eindringen?

Es ist nicht so, ich könnte Dir die goldenen Regeln beibringen

Nur ich habe Angst, eines fernen Tages wirst Du mich verfluchen

Wenn Du in einer schlaflosen Nacht nach Lösungen musst suchen

Die versteckten Leiden der anderen werden auch die Deinen sein

Aber Du bist mit den bedrückenden Mächten hilflos und ganz allein

Und dass Du diese grosse Belastung nicht ganz verkraften kannst

Davor habe ich eine wirklich grosse, nicht verschwindende Angst

Es ist ein schönes Gefühl, Gefühle von anderen zu sehen

Aber es bringt Dir nur Hilflosigkeit, sie nicht zu verstehen

Und deshalb überlege es Dir doch lieber nochmals gut

Hast Du danach für dieses Spiel immer noch genug Mut

Dann werde ich Dir alles, was ich weiss, genau erklären

Genau so, wie man mir einst Einblick liess gewähren

GUTNACHTGSCHICHTLI

GUTNACHTGSCHICHTLI

(Für alli wos agoht)

Idee und Original Tony Carey

Ich stoh do allei uf dem riesige Hügel

Cha mi vor luter Angst chum bewege

Und han e grosse Hunger nach Kollege

Bi scho ewig lang gfange i dene Zügel

Ich wart uf irgend es heimlichs Zeiche

Wenn ächt wird's mi entli emol erreiche

Denn wird ich vo dem Hügel abfliege

D'Wolke werde mi genau wie Sunne wiege

Ich froge mi, wo isch do de Sinn verborge

Ständig ume hilflos uf de Chnü schnogge

Jedes Mol wen meh nume es bizzeli git

Näme sie eifach alles, was ihne beliebt

Wir warte uf Euch, dört unde a Euchne Stränd

Und wir werde kämpfe mit eusne eigene Händ

Die Wiesheit vo dem riesige Berg wird eus stärke

Chönne umfalle, aber mir gänd nid uf, ihr werdet z'merke

Ich hah überhaupt kei Verwendig für Ruhm und Ehr

Ich will doch nume Friede isch denn das so schwer

Das isch doch bestimmt keini vo dene Gutnachtgschichte

So wie sie's, im Schneewittli mit de siebe Zwerge brichte

Es git es scho ewig lang das Tal

Meh trifft do fremdi Lüt überall

Ich ha kei Idee meh, es isch verruckt

Das alles goht scho tusig Jahr zrugg

Ich froge mi, wo isch do de Sinn verborge

Ständig ume hilflos uf de Chnü schnogge

Jedes Mol wene meh nume es bizzeli git

Näme sie eifach alles, was ihne beliebt

Wir warte uf Euch, dört unde a Euchne Stränd

Und wir werde kämpfe mit eusne eigene Händ

Die Wiesheit vo dem riesige Berg wird eus stärke

Chönne umgehe, aber mir gänd nid uf, ihr werdet z'merke

Ich hah überhaupt kei Verwendig für Ruhm und Ehr

Ich will doch nume Friede isch denn das so schwer

Das isch doch bestimmt keini vo dene Gutnachtgschichte

So wie sie's im Schneewittli mit de siebe Zwerge brichte

Kei Ahmut und au kei wildes Tier, nei, nei

Es goht immer so wieter, au wenn mir es nit wei

BEGEGNUNG DER ERSTEN ART

BEGEGNUNG DER ERSTEN ART

Nach ziemlich kurzer Suche entdecke ich Dich

Und unser beider Augen, sie begegnen sich

Es scheint mir, als sagen Deine ohne ein Wort

"So ein Zufall, Du bist auch wieder an diesem Ort"

Auch meine blauen Augen strahlen und schweigen

Und ich weiss genau, sie wollen Dir damit zeigen

Es ist kein Zufall, dass ich schon wieder hier bin

Nein, diese Sache hat schon einen tieferen Sinn

Kannst Du Dir den Anlass, denn gar nicht denken?

Ich beginne meine Augen, ganz leicht zu senken

Um Dich kurze Zeit später erneut anzuschauen

Du kannst, dem was meine Augen sagen, vertrauen

Warum falle ich Dir denn eigentlich nicht auf?

Glaube mir, ich nehme dafür so einiges in Kauf

Aber vielleicht erwartest Du auch noch jemand

Doch eines wischt dieser Verdacht von der Hand

Du warst auch Gestern hier schon so ganz allein

Und deshalb wird es zum Glück auch nicht so sein

Ich frage mich, warum beachtest Du mich nur nicht?

Du liegst einfach da im grellen, hellen Sonnenlicht

Um interessiert in einem recht dicken Buch zu lesen

Und ganz genau so, ist es auch gestern schon gewesen

Dein Tuch - daneben das Buch mit dem schwarzen Einband

Ich lese heimlich den Titel, er ist mir vollkommen unbekannt

Und ich gebe zu, ich würde sehr gerne an seiner Stelle liegen

Um etwas mehr von Deiner schützenden Nähe abzukriegen

Es wäre doch auch irgendwie angenehmer so zu zweit

Aber der Weg bis dahin ist leider noch ziemlich weit

Wasserperlen tropfen sanft von Deiner braunen Haut

Wenn man, genau wie ich, etwas genauer hinschaut

Und ohne Zweifel, dies habe ich ganz sicher getan

Dies ist etwas, wo sich jeder ganz sicher sein kann

Obwohl uns doch nur einige wenige Meter trennen

Lernte ich Dich doch niemals persönlich kennen

Kenne nicht einmal von Deiner Stimme den Klang

Und so geht es jetzt nun schon eine Ewigkeit lang

Nur du weisst überhaupt nichts von meinen Gedanken

Ahnungslos wirst Du Dich weiter in der Sonne ranken

Ohne dass Du nur die kleinste Spur davon verstehst

Du kommst am ganz frühen Nachmittag und Du gehst

So war es heute und so wird es wohl auch Morgen sein

Du dort drüben und ich hier und beide sind wir allein

Nur in meinen Gedanken sind wir halt doch zusammen

Hey Du dort, bitte sage mir doch einfach Deinen Namen

IRGENDWO AUF DER AUTOBAHN

IRGENDWO AUF DER AUTOBAHN

An einem sonnigen Tag irgendwo auf einer fremden Autobahn

Im Sonnenlicht am fernen Horizont - der grell lachende Wahn

Bleifuss - ein Hilfloses über den grauen, kalten Asphalt rasen

Ausgestreckte Hände bekommen nur, ein Steuerrad zu fassen

Und doch scheint es, als würden sie dabei nach Hilfe senden

Sonnenstrahlen, die nicht wärmen sondern nur blenden

Die Welt scheint noch dunkler durch diese Sonnenbrille

Nur das sehr laute PS-Gejammer durchdringt die Stille

Ein tonnenschwerer Fuss drückt unaufhaltsam aufs Gas

Vor den Sonnenstrahlen schützt das dunkle Plexiglas

Oder versteckt die Brille vielleicht nur die lautlosen Tränen

Er wird dies von sich aus bestimmt niemals erwähnen

Ein innerer Zwang hat ihm die sinnlose Fahrt befohlen

Und irgendwie versucht er, sich selbst zu überholen

Die Welt fliegt vorbei - unerkannt - in einem Stück

Die anderen Fahrzeuge fallen irgendwie weit zurück

Während Bodenunebenheiten sein Auto durchrütteln

Er bemerkt nicht, wie andere Fahrer den Kopf schütteln

Sie verstehen es nicht, aber was wissen denn die?

Zwang das Leben, sie noch niemals auf die Knie?

Freie Bahn, endlich die weite Strasse ist völlig leer

Und so jagt er dem fernen, hellen Horizont hinterher

In der Hoffnung, dass sich dort die Lösung versteckt

Seine zitternden Hände bis zum Steuerrad ausgestreckt

Das ist nicht weit genug, unerreicht bleiben seine Träume

Farbige Streifen am Strassenrand, Häuser und auch Bäume

Anstatt sich selbst lässt er den kräftigen Automotor aufheulen

Er fürchtet sich längst nicht mehr vor hässlichen Beulen

Versteinerter und krankhafter Ausdruck in seinem Gesicht

Schlimmer als jetzt schon kommt es ganz bestimmt nicht

Wie weit muss er auf dieser Autobahn wohl noch rasen

Um seine Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen

Eine Stimme in ihm sagt: "Reiss Dich doch zusammen"

Auf den Strassenschilder stehen viele fremde Namen

Er weiss längst nicht mehr, wo er sich genau befindet

Sieht wie ein Dorf von vielen hinter ihm verschwindet

Und wie immer wieder eine Ortschaft vor ihm auftaucht

Er hat schon eine riesige Menge seiner Kraft verbraucht

Da geschieht es, der Motor stottert laut und stockt

Das Fahrzeug rupft, zieht genau so, als ob es bockt

Die Ursache ist schnell gefunden, der Tank ist leer

Und er begreift, den Horizont zu erreichen, ist schwer

WEI NÜT WÜSSE VO DENE TIGER

WEI NÜT WÜSSE VO DENE TIGER

(Idee und Original von Tony Carey)

Ich ha bettelt, und ich ha befohle

Ich ha verlehnt, und ich ha gstohle

Ha mi unter eme falsche Name tauft

Und ich ha mini eigeni Seel verkauft

Das alles, um eimal dezu z'göhre z'könne

Um sich die besseren Sache im Läbe z'gönne

Alles, wo meh ume überchunnt, wene meh gwünnt

Ich weiss genau, wie meh uf de Hügel chunnt

Mir sind g'kroche

Hei ume gseit, "Jäh Sir" und "Nei Sir"

Und mit der Zit händ mir

Immer meh vom Geld und Zauber gsproche

Ich ha glernt z'lache ganz lut

Aber ich ha au glernt zliege

Und wie meh ihne unerschrocke i d'Auge luge tut

Ich cha alles, nume leider no nit fliege

Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger

Und mir hei träumt vo eus als Sieger

Mir verstecke eus vo de meischte Tatsache

Aber das chasch doch au nit ewig mache

Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger

Hei doch kei Kraft meh für die Tiger

So goht es doch scho ewig zu

Aber eines Tages do fragsch Du

"Isch das alles wo meh cha bsitze?"

Mir hei so viel gseh, eifach verbi flitze

Hüser, Autos und Chinder, alles ume e Wisch

Und plötzlich gsesch d'Welt, wie sie würkli isch

Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger

Und mir hei träumt vo eus als Sieger

Mir verstecke eus vo de meischte Tatsache

Aber das chasch doch au nit ewig mache

Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger

Hei doch kei Kraft meh für die Tiger

Mir hei nüt welle wüsse vo dene Tiger

Hei doch kei Kraft meh für die Tiger

FÜR LISA (Part V)

FÜR LISA (Part V)

(Am Anfang war der Regenbogen)

Lisa, die nun folgenden Zeilen sind persönlich an Dich gerichtet

In mehreren Teilen habe ich über Deine Geschichte berichtet

Ich gebe zwar ehrlich zu, es ist ein kläglicher Versuch gewesen

Denn es ist doch ziemlich schwierig, so etwas in Worte zu fassen

Sei mir bitte nicht böse, dass ich es trotzdem nicht konnte lassen

Solltest Du jedoch diese Zeilen irgendwann einmal irgendwo lesen

Bin ich mir sicher, Du wirst Dich in diesen Texten wiedererkennen

Trotzdem werde ich Dich weiter bei Deinem falschen Namen nennen

Ich denke es ist besser so, auch zu Deinem ganz persönlichen Schutz

Manche Wahrheit lebt sich leichter, bleibt sie verborgen unter dem Putz

Der Regenbogen ist für mich ein Symbol für Hoffnung und Farbenpracht

Deine Geschichte war eigentlich alles andere, denn Du hattest es schwer

Und dies vergesse ich und natürlich auch Du selbst bestimmt niemals mehr

Aber gerade aus diesem Grund wählte ich dieses Symbol, habe ich gedacht

Deshalb stand ganz Anfang von meinem Schreiben alleine der Regenbogen

Und ich denke, meine besten Ideen dahinter sind bestimmt nicht gelogen

Ich habe auch schon oftmals und immer wieder tief in mir drinnen überlegt

Wie ich in allen Details aufschreibe Deine Geschichte, die mich so bewegt

Was alles dabei heraus kam, dies hältst Du in diesem Moment in der Hand

Mir ist natürlich schon bewusst, dass ich nicht immer die richtigen Worte fand

Doch ich versuchte einen Mittelweg, in meiner Ausdrucksweise zu erkunden

Hintergründe aus meiner Sicht zu formulieren, ohne Dich dabei zu verwunden

Ich hoffe so sehr, Lisa, es ist mir für dieses eine Mal auch ein wenig gelungen

Und die Worte sind bei Dir nicht irgendwie seltsam und verletzend angeklungen

Aus irgendwelchen Gründen musste ich Deine Geschichte einfach aufschreiben

Kann ich es mit diesen wenigen Zeilen auch niemals ganz erfassen, Dein Leid

Dies ist natürlich die Wahrheit, es ist mir schon bewusst, ich weiss Bescheid

Manchmal denke ich dabei sogar, es wäre viel besser, ich liesse es bleiben

Weil bin ich in meinem Schreiben nicht ein unwahrscheinlich grosser Narr

Wenn ich denke, dass Deine Geschichte für mich als Mann sei erfassbar

Die wirkliche Wahrheit, die kennst wahrscheinlich auch nur Du ganz allein

Aber ich hoffe sehr und wünsche mir, Du wirst mir deswegen nicht böse sein

Dass ich frech versucht habe, Deine Geschichte zu fassen in diesen Zeilen

Sonst kannst Du mir gerne Deine Argumente und Kritik offenherzig mitteilen

Denn es lag sicher nicht in meiner Absicht, Deinen Regenbogen zu zerstören

Weil er wird doch heute und in alle Ewigkeiten, ganz alleine nur Dir gehören

Finde Deinen Weg weit vor den Anfang dieser Geschichte zurück

Und ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und auch viel Glück

Ich bin mir irgendwie sicher, so wirst Du zum richtigen Ziel gelangen

Und Du lernst in Zukunft wieder Locker Intimität Sanft Anzufangen

Du darfst nur nicht vergessen, dass keiner die Welt so wie Du sah

Und trotzdem bin ich mir ganz sicher, Du schaffst es bestimmt, Lisa

DEIN BLICK

DEIN BLICK

Reiste in die Vergangenheit und durch mein Geschick

Es war ein wilder Ritt auf einem bunten Regenbogen

Bei der Lungenentzündung bin ich links abgebogen

Kam um die Ecke, da traf ich wieder auf Deinen Blick

Dabei hatte ich ihn schon beinahe wieder vergessen

Es war damals im Hochsommer bei einem Morgenessen

Du sasst da am Tisch und ich dort am anderen Ende

Und als ich meine Augen verstohlen auf Dich wende

Ist mein Blick plötzlich in Deinen Augen versunken

Und völlig hilflos bin ich auch sofort darin ertrunken

In diesem warmen Blick, der überhaupt nichts fragte

Und trotzdem unendlich viel, wenn auch wortlos sagte

Deine Augen drohten, mich einfach zu durchdringen

Und brachten dabei mein Herz unmerklich zum klingen

Wir liessen unsere Gefühle in unseren Blicken treiben

Plötzlich konnte ich kaum noch ruhig sitzen bleiben

Weil in Deinen hellen Augen so ein Versprechen war

Und eigentlich war zwischen uns längst schon alles klar

Ich brauchte nur noch meine Hände, weit auszustrecken

Um eine so viel versprechende Zukunft aufzuwecken

Warum nur tue ich es denn nicht - warum - weswegen?

Ich grosser Narr begann, wieder einmal zu überlegen

Nur aus Kollegschaft behielt ich meine Hände bei mir

Trotzdem war ich in Gedanken dort alleine - bei Dir

Obwohl Deine Blicke die grosse Distanz überwanden

Und den so kurzen Weg in mein hilfloses Herz fanden

Der gemeinsamen Zukunft wäre nichts im Weg gestanden

Aber Du hast mein Verhalten bestimmt nie verstanden

Warum ich meine zitternden Hände nicht ausstreckte

Und mich hinter meiner Ahnungslosigkeit versteckte

Dein Blick, er ging durch meine Haut und Knochen

Ich hätte sicher gestottert, hätte ich jetzt gesprochen

Was mir blieb war dieser Blick so hell und so klar

Mit einem Gefühl, das trotzdem so schrecklich war

Ich wusste, dass dieser Blick alleine mir gehörte

Meine Hände schwitzten, weil er mich so betörte

Dieser Blick, er traf mich im Herzen ganz tief

Aber ich war schuld, dass es nicht anders lief

Weil ich nach Dir nicht ausstreckte meine Hand

Manchmal hasse ich abgrundtief meinen Verstand

Und meine kläglichen Versuche richtig zu handeln

Anstatt meine Gefühle auch in Glück umzuwandeln

MEIN LAND

MEIN LAND

Ich weiss noch genau, als einst alles anfing

Verstand zwar nicht, was in mir vorging

Aber ich begriff, wie sehr es einem trifft

Und so griff ich zum Papier und zum Bleistift

Es entstand "ZEITLOSE GEDANKEN ZUM LEBEN"

Diesen Titel habe ich ihm spontan gegeben

Dieser bunten Ansammlung von Geschichten

Hilflos geformt zu kümmerlichen Gedichten

Manchmal hielt ich sie nachts in der Hand

Denn ich wusste dabei, dies war mein Land

Aber ihr habt darin nur Euch selbst gesucht

Sagt, warum habt ihr nur diese grosse Furcht?

Aber ich habe es als meinen Fehler anerkannt

Ich schrieb weiter, habe es "PUZZLE" genannt

Wollte mich beschreiben und Euch alles erklären

Ich versuchte, Euch einen Einblick zu gewähren

Meine Gedichte wurden bestimmt nicht "wahrer"

Aber etwas deutlicher und sicher auch fassbarer

Und manchmal hielt ich sie nachts in der Hand

Denn ich wusste dabei, dies war mein Land

Ihr habt es nicht verstanden, Ihr habt gelacht

Warum nur bin ich so furchtbar spät erwacht?

Gibt es dafür einen besseren Ausdruck in Worten

Als den Titel "SCHNAPPSCHÜSSE EINES IDIOTEN"

Immer noch wollte ich nicht so einfach aufgeben

Aber ich stand ziemlich hilflos und ratlos daneben

Wie leichtsinnig alle mit meinen Gefühlen umgehen

Schade, konnte es denn niemand richtig verstehen?

Sie steht doch allzu deutlich da, meine ganze Wahrheit

Doch leider hattet Ihr wahrscheinlich gerade keine Zeit

Manchmal hielt ich meine Gedichte nachts in der Hand

Denn ich wusste doch genau, dies war mein Land

Wie schnell Vertrauen einfach zerbricht

Warum nur wusste ich dies denn nicht?

"MIT MEINEN AUGEN" wollte ich mitteilen

Zwar im versteckten zwischen den Zeilen

Wiederum nur das Eine, nämlich mich

Die Wahrheit interessierte Euch wieder nicht

Ausdrücke drangen an mein empfindliches Ohr

Die mir deutlich zeigten, dass ich wieder verlor

Jetzt hält irgendjemand "BLUTSPUREN" in der Hand

Und ich verrate wieder ein Stück von meinem Land

Aber verstehen, wird mich auch diesmal niemand

Ich habe es, wohl schon wieder viel zu spät erkannt

Sie werden Dir weh tun, sagte sie, und verschwand

Ich ging in die Welt hinaus und ich verstand

DIE GESCHICHTE VON DEN BIENEN UND DEN BLUMEN

DIE GESCHICHTE VON DEN BIENEN UND DEN BLUMEN

In der Luft ist wieder ein süsses und verlockendes Summen

Du kennst ja die Geschichte von den Bienen und den Blumen

Man sieht sich, kommt sich näher und man lernt sich so kennen

Du kennst es doch, was brauche ich da, noch mehr zu erwähnen

Die Blume, sie lockt routiniert mit ihrer grellen Farbenpracht

Und die dumme Biene lässt sich nicht lange bitten und lacht

Sehr bald schon liegt etwas bekanntes Seltsames in der Luft

Alle sind sich sicher, es ist mehr als der süsse Blumenduft

Man lernte es ja auch schon kennen, es ist allen bekannt

Aber wieso ist dabei immer einer so fürchterlich dominant?

Es ist schon seltsam, dass immer die Blume schutzlos dasteht

Während die Biene summend, unaufhaltsam kommt und geht

Die Blume ausgesetzt dem Regen, den Winden und den Sonnen

Ich frage mich, hat dabei schon irgendwer einmal gewonnen?

Doch danach fragt niemand, die Blume sie lacht und sie flucht

Und sie hofft, dass eine Biene sie besucht oder nicht besucht

Die Blume hat alle ihre Wünsche und Hoffnungen in der Stille

Denn es geschieht auch heute wieder alles nach der Biene Wille

Wunderbare Blüten ständig den Launen des Schicksals ausgesetzt

Immer an demselben verhassten Ort und von Alpträumen gehetzt

Und irgendwann wird sie gepflückt, von einem Frevler abgerissen

Nur wann und wo, wieder einmal wird es überhaupt niemand wissen

Die Biene kommt und die Biene - sie geht, weil sie hat die Macht

Die Blume passiv lockt mit einer verheissungsvollen Farbenpracht

Die beiden bekannten Rollen sind bereits seit Urzeiten festgelegt

Ganz egal, wie sich der Südwind in den Blättern auch immer regt

Die wunderbaren Blüten sind weit offen, hoffend und zu allem bereit

Denn es bleibt Ihnen allen nur eine sehr kurze und beschränkte Zeit

Nur von zu Zeit zu Zeit da vergisst die Blume leider, wie man lacht

Und sie verliert von einem Moment auf den anderen ihre Farbenpracht

Dies alles nur weil in dieser Welt zu wenig Schmetterlinge fliegen

Und deshalb können auch nicht alle ein bisschen davon abkriegen

Weil trifft ein Schmetterling auf eine Blüte, so kann es sich ergeben

Dass eine hübsche Blume mit ihrer verlockenden Blüte ewig wird leben

Und trotz Veränderungen bleibt die Beziehung in alle Ewigkeiten bestehen

Ich weiss es ganz genau, denn ich habe es schliesslich schon gesehen

Nur leider gibt es in dieser weiten Welt viel zu viele Bienen

Und die sorgen mit ihren spitzen Stacheln für traurige Mienen

Wer weiss schon, ist vielleicht er eine Biene, sie eine Blume?

Oder war es doch umgekehrt, war es ein Summen oder ein Brummen?

Sage mir, wie war sie doch noch gleich diese uralte Geschichte?

Und gab es da nicht auch noch einer, der ist da, dass er richte?

LOSLASSEN

LOSLASSEN

Wenn Du heute Abend Deine hübschen, braunen Augen schliesst

Und jeder Deiner Gedanken nur durch die Vergangenheit fliesst

Dann sei doch nicht traurig, weil es macht überhaupt keinen Sinn

Weil es ist nun einmal so, die Zeit, sie fliesst unaufhaltsam dahin

Wenn wir zusammen reden, fühle ich, dass es nicht wie früher ist

Und dass irgendetwas Unsichtbares an unseren Seelen frisst

Irgendwie fehlt bei unseren Zusammenkünften die Vertrautheit

Vorbei sind diese wunderbaren Tage in unserer Vergangenheit

Als noch jedes Mal ein Kribbeln tief in unseren Herzen hochkam

Als ich Dich ohne einen bestimmten Grund in meinen Arm nahm

Es ist zwar überhaupt nicht so, dass wir uns nicht mehr anfassen

Aber dies ist wahrscheinlich nur unser Weg, um uns loszulassen

Wir sind noch so oft wie früher oder sogar noch mehr zusammen

Auch noch Zärtlichkeiten müssen wir nicht sehr lange kramen

Doch als sich unsere Lippen heute am frühen Morgen küssten

War es nicht mehr wie einst, als wir uns noch zärtlich begrüssten

Wir gehen den vertrauten Weg dem Bach entlang, Hand in Hand

Aber zwischen uns herrscht dabei einen unsichtbaren Abstand

Ich halte plötzlich inne und nehme Dich zärtlich in meinen Arm

Doch ich spüre dabei deutlich, Du gibst mir nicht mehr so warm

Dies alles ist nur unser gemeinsamer Weg, um uns gehen zulassen

Noch lassen wir keine einzige Gelegenheit aus, um uns anzufassen

Es sind hilflose Versuche, was wir früher hatten, noch festzuhalten

Ich fühle, es sind nicht unsere Gefühle, die daneben erkalten

Nur was es ganz genau ist, dass weiss ich leider auch nicht

Warum ist es nur immer das Schönste, was die Zeit zerbricht?

Dies ist für uns Beide, wahrscheinlich sehr schwer zu verstehen

Schade, dass wir - in uns - nicht mehr dasselbe wie einst sehen

Wir sind genau dieselben Menschen sowie doch schon früher

Nah ja, ehrlich gesagt wahrscheinlich wirklich nur ein wenig kühler

Und wir beginnen, unsere eigenen Meinungen etwas zu überholen

Wer hat denn eigentlich unsere hübschen rosa Brillen gestohlen?

Auch gestern im Bett, da hörten wir nicht auf, uns anzufassen

Auf der hilflosen Suche nach einem Weg uns nicht loszulassen

Denn immer noch steht der Wunsch unsichtbar, unbemerkt im Raum

Nur ich träume schon längst nicht mehr diesen aufgeregten Traum

Wenn Du heute Abend Deine hübschen, braunen Augen schliesst

Und jeder Deiner Gedanken nur durch die Vergangenheit fliesst

Dann sei doch nicht traurig, weil es macht überhaupt keinen Sinn

Weil es ist nun einmal so, die Zeit, sie fliesst unaufhaltsam dahin

Es scheint so, als sei es längst schon zu spät

Und wir sind hilflose Opfer der Alltagsrealität

Schade, ist davon so wenig übriggeblieben

Aber selbst wenn wir uns jetzt auch loslassen

Auf seltsame Weise werde ich Dich immer lieben

Ich kann es nur noch nicht richtig in Worte fassen

TÄTER UND OPFER

TÄTER UND OPFER

Ich hasse diese sehr hässlichen bläulichen Flecken

Die nur noch ein elegantes Make-up kann verstecken

Mir gefallen auch nicht die blutunterlaufenen Striemen

Welche Deinen völlig unschuldigen Rücken ziemen

An die Gewalt als Lösung glaube ich bestimmt nicht

Weil sie bringt zu viel verborgenes Leid an das Licht

Gestern, Ich gab ihm nur ganz widerwillig meine Hand

Weil ich wusste, wie viel Gewalt sich mit ihm verband

Seine Hand fühlte sich weich an, klein - beinahe fein

Konnte diese Hand, denn wirklich so gewalttätig sein

Er stotterte nur: "ich habe es bestimmt nicht gewollt"

Ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich sagen soll

Wer hat mir eigentlich mein Bild vom Täter geklaut?

Ich habe ihm tief und fest in seine Augen geschaut

Ohne dass ich dabei etwas Bestimmtes hätte bezweckt

Aber ich habe dabei überrascht einige Tränen entdeckt

Ich dachte immer, ich wüsste darüber längst Bescheid

Und hatte natürlich immer nur mit den Opfern Mitleid

Er - er war der Täter und er hat es nicht verneint

Doch jetzt steht hier dieser Kerl vor mir und weint

Und schluchzt leise vor sich hin: "Ich liebe sie doch

Nur von Zeit zu Zeit falle ich in ein sehr tiefes Loch

Dann weiss ich einfach nicht mehr recht, was ich tue

Ich wünschte mir sehr, ich liesse sie endlich in Ruhe“

Alles hatte ich erwartet, nur nicht, dass er so vor mir zerbricht

Hatte plötzlich das Verlangen, ihn zu trösten, aber ich konnte nicht

Blieb völlig sprachlos und wie angewurzelt an meinem Platz stehen

Denn vor drei Stunden hatte ich noch ihre blutenden Wunden gesehen

Hatte, beim Versuch sie zu trösten, ihre Tränen auf meiner Haut gefühlt

Aber jetzt ist meine riesengrosse Wut trotzdem schon etwas abgekühlt

Habe das Gefühl, ich kann diesen Kerl hier vor mir nicht mehr hassen

Doch auf der anderen Seite konnte ich es auch noch nicht ganz lassen

Sie kam zu mir, um ihr schreckliches Leid zu klagen

Aber was soll ich ihr jetzt von diesem Gespräch sagen

Wie ich es ihr versprach, habe ich mit ihm gesprochen

Doch jetzt wäre ich am liebsten in den Boden gekrochen

Vor mir hatte ich gegensätzliche Pole und beide weinten

Und sich trotz allem gerne von neuem liebend vereinten

Nur darf ich diese stumme Übereinkunft weiter zulassen

Ich versuche krampfhaft, nach einer Lösung zu fassen

Nur ich fürchte doch sehr, es gibt sie überhaupt nicht

Denn schon zu oft wiederholte sich jetzt diese Gewalt

Muss ich wirklich der Polizist sein, der zu euch sagt: "Halt"

ADLERHORST

ADLERHORST

(Der Segen liegt im Unerreichbaren)

Als kleiner Junge sass ich oft auf einem hölzernen Zaun

Um hinauf in den rötlich gefärbten Himmel zu schau'n

Und dort sah ich ihn dann auch zum ersten Mal fliegen

Ich wusste, ich werde seine Heimat einmal zu sehen kriegen

Aber ich wusste auch, der Weg war schrecklich weit zu Fuss

Auch später war ich noch oft dort unten an "meinem" Fluss

Sass oft stundenlang regungslos auf dem alten Lattenzaun

Um da still bewundernd, zum hohen Berg hinaufzuschau'n

Ich beobachtete Tag für Tag, den Adler am Himmel kreisen

Und ich liess mir dabei von meinem Traum den Weg weisen

Wohin "mein" Adler in Zukunft auch immer wird fliegen

Ich wusste, eines Tages werde ich es zu sehen kriegen

Und dann, eines Tages war es endlich soweit, ich zog los

Nur meine Schuhe waren mir dabei eigentlich viel zu gross

Ich begann einfach nur, diesen unzähligen Spuren zu folgen

Welche sich deutlich in grosser Zahl zu diesem Berg hinzogen

Manchmal konnte ich ganz weit vor mir sogar Menschen sehen

Sie schienen alle, den genau gleichen Weg wie ich zu gehen

Nur von Zeit zu Zeit zögerte ich und sah ihm zu, beim Fliegen

Ich war mir sicher eines Tages, werde ich es zu sehen kriegen

Dieser starke Wunsch in mir zog mich immer weiter unweigerlich

Der schmale Weg wurde langsam steiler und auch beschwerlich

Von Zeit zu Zeit lösten sich kleine Steine unter meinem Fuss

Und kollerten dann geräuschvoll hinunter zu "meinem" Fluss

Dort weit unten, wo in der Vergangenheit einst alles begann

Doch ich schaute nicht hinunter, ich schaute weiter bergan

Wurde mein Tritt auch müde und langsamer - der Atem schwer

Und manchmal glaubte ich dann sogar, ich könne nicht mehr

Aber dann schaute ich hinauf und bewunderte ihn beim Fliegen

War mir sicher, ich werde ihn eines Tages zu sehen kriegen

So quälte ich mich von Schritt zu Schritt - immer nur weiter

Den steilen Berghang hinauf und das alles ohne eine Leiter

Steine lösten sich und ich hörte dumpf den Aufprall verhallen

Irgendwann später bin ich dann leider trotzdem hingefallen

Und es war sehr schwer für mich, in dieser Situation einzusehen

Das die Zeit jetzt kommt, wo ich niemals mehr werde aufstehen

Doch bevor ich meine Augen in dem Moment für immer schloss

War es ein letzter Blick, den ich auch diesmal wieder genoss

Ich blickte zum Himmel und ich sah ihn dort weit oben fliegen

Und ich wusste, ich werde seine Heimat nie zu sehen kriegen

FÜR IMMER KIND

FÜR IMMER KIND

Nein - Nein, ich habe es bestimmt noch nicht vergessen

In der Schule sind sie damals nebeneinander gesessen

Zwei Kinder, welche jede Menge Schwachsinn machten

Und sich dabei beinahe Seele aus dem Leibe lachten

Manchmal haben sie sich natürlich auch heftig gestritten

Miteinander oder auch zusammen gegen einen Dritten

Doch meistens haben sie sich nur zum Spass geneckt

Die Pubertät hat dann auch andere Dinge aufgeweckt

Mädchen erschienen plötzlich in einem ganz anderen Licht

Verwundert, denn sie kannten dies alles bis jetzt noch nicht

Und so sind sie zusammen diesen Mädchen nachgestiegen

Nur über die wirklichen Gefühle haben sie weiter geschwiegen

Der erste Kuss, eine kleine Hand voll von wahren Geheimnissen

Wahrheiten von denen heute nur zwei Personen noch wissen

So erlebten sie die Realität und auch das, was sie dazu erfanden

Nur die eigenen Schwächen haben sie sich nicht eingestanden

Denn die oberflächlichen Sprüche klangen besser in ihren Ohren

Einige Jahre später haben sie sich dann aus den Augen verloren

Man lernte wieder neue Menschen auf dem Lebensweg kennen

Weil geographische Distanzen können jede Freundschaft trennen

Regen prasselte stundenlang auf ein fremdes Dach

In einem kühlen Oktober, nur wenige Jahre danach

Irgendwo in einem dunklen Keller kalt und nass

Dasselbe Kind, die Gesichtsfarbe bleich und blass

Die blauen Augen unnatürlich weit aufgerissen

Die graue, feuchte Wand ein hartes Ruhekissen

Eine Nadel steckte im entblössten rechten Arm

Der Körper verkrampft und längst nicht mehr warm

Das Ende von Einem einst fröhlichen Kinderlachen

Und für diese Welt ein schreckliches Erwachen

Das Grab ist schon lange verschlossen

Und die Tränen sind in Mengen geflossen

Heute bleibt nur noch die Erinnerung allein

Trotzdem es wird bestimmt kein Zufall sein

Dass das andere Kind an seinem Grab steht

Und dies alles immer noch nicht versteht

Wenn es auch das Eine ganz genau weiss

So wie es war, so wird es sicher niemals mehr

Und ein Platz - Dein Platz bleibt für immer leer

Und so schliesst sich nun auch dieser Kreis

Zwei Kinder, die für immer "Kind" sind geblieben

Und doch haben ihre Leben andere Wege beschrieben

FLUG 3745 ZÜRICH - HELSINKI

FLUG 3745 ZÜRICH - HELSINKI

Warum und wieso? In meinem Gesicht stehen diese Fragen

Eigentlich, da hätte ich Dir doch noch so vieles zu sagen

Und trotzdem habe ich das Gefühl in mir, es ist alles gesagt

Mit keinem einzigen Wort habe ich diesen Abschied beklagt

Ich freue mich wirklich für Dich, aber ich bin trotzdem traurig

Und in diesem Moment erscheint mir meine Zukunft schaurig

Warum immer alles, was so greifbar nahe ist, verschwindet?

Wieso man in diesen Momenten nie die richtigen Worte findet?

Höre leise Deine Stimme: "Ich muss jetzt gehen, es wird Zeit"

Ich sage leise, „okay“, und bin dazu überhaupt noch nicht bereit

Ein schwaches Lebewohl und ein Lächeln, um uns aufzubauen

Aber es sind sehr traurige Augen, die Dir stumm nachschauen

Du weisst, ich komme morgen früh sicher nicht zum Flughafen

Ich bin nicht stark genug, um dies auch noch zu schaffen

Habe Dir ja gesagt, dass ich viel lieber zu Hause bliebe

Weil ich grosse und rührselige Abschiedszenen nicht liebe

Du hast mich darauf hin nur stumm und wortlos angeblickt

Und dazu ruhig und kaum sichtbar verständnisvoll genickt

In der Zukunft: Keine Anrufe und keinen einzigen Brief

Wir wissen Beide, viel zu viel läuft doch dabei schief

Wird es Dir nicht gut gehen, ich will es nicht wissen

Ich hätte dabei doch nur ein sehr schlechtes Gewissen

Und ich bin mir sicher, es würde mir doch nur wehtun

Deine Schmerzen, sie liessen mich doch nicht ruh'n

Und auch wenn Du dort alles würdest Klasse finden

Ich würde trotzdem traurig im Zimmer verschwinden

Weil ich müsste mich dann eigentlich heimlich fragen

"Hast Du diesen Abschied, wirklich so leicht ertragen?

Bin ich Dir denn tatsächlich so unwichtig gewesen?"

Deshalb möchte ich lieber gar nichts von Dir lesen

Es würde immer die Spur eines unguten Gefühls bleiben

Deshalb ist es besser, wenn wir uns nicht mehr schreiben

Ich denke an Gestern, Vorgestern aber nur das Morgen

Das liegt mir auf dem Magen und macht mir Sorgen

Denn was mir bleibt, ist doch nur noch der Schmerz

Warum lässt Du es so alleine mein verliebtes Herz

Das leider zu langsam die Vergangenheit vergisst

Ich weiss, dass die Reise für Dich das Allerbeste ist

Wünsche Dir für die Zukunft auch wirklich alles Gute

Und dass Du es anpackst mit frohem Herzen und Mute

Ich weiss, Du lässt mich nicht gerne in Trauer zurück

Aber ich gönne Dir von Herzen Dein zukünftiges Glück

Auch wenn es mich noch schmerzt das nächste Stück

DANIEL

DANIEL

Ein dunkler Raum, Finsternis, überhaupt kein Mondschein

In einem grossen Bett liegt ein kleiner Junge ganz allein

Er hält die Augen schon beinahe verkrampft verschlossen

Müde, denn er hat den ganzen letzten Tag sehr genossen

Und trotzdem wirft er sich ganz unruhig im Bett hin und her

Stösst die Luft durch die Zähne regelmässig und doch schwer

Und er redet ganz leise und stöhnt dabei im Halbschlaf

Ein nicht mehr ganz so kleiner Junge sonst ziemlich brav

Aber nachts im Schlaf, da wirft er sich unruhig hin und her

Und sein Atem geht fast gepresst, unruhig und sehr schwer

Er schläft ein, bis er nur kurze Zeit später wieder erwacht

Einschlafen, um wieder aufzuwachen und das die ganze Nacht

Die Wortfetzen, die er dabei redet, kann keiner verstehen

Es sind starre Augen, die in die leere Nacht hinaussehen

Daniel - keine Angst die Monster - sie kriegen Dich nicht

Schaue doch nur, in Deinem Zimmer brennt noch immer Licht

Und wir lassen es einfach während der ganzen Nacht brennen

Schaue doch nur, wie die kleinen Monster schon davonrennen

Daniel - höre auf zu schreien - es ist doch nur ein böser Traum

Schaue doch nur, Du bist ganz allein in diesem grossen Raum

Bleich und blass Daniels kleines Lausbubengesicht

Heute Nachmittag hat er noch gelacht im Sonnenlicht

Doch sobald in der Finsternis der helle Mond erwacht

Übernimmt über Daniel die Angst ihre schreckliche Macht

Graue Bilder, die einen verängstigten Jungen einholen

Wer hat ihnen eigentlich, hier herzukommen, befohlen?

Kommt, lasst ihn doch endlich auch in der Nacht allein

Er hat es nicht verdient, er ist noch so hilflos und klein

Hört endlich auf seine Worte, auf sein nächtliches Bitten

Denn er hat doch wirklich schon längst genug gelitten

Daniel - keine Angst die Monster - sie kriegen Dich nicht

Schaue doch nur, in Deinem Zimmer brennt noch immer Licht

Und wir lassen es einfach während der ganzen Nacht brennen

Schaue doch nur, wie die kleinen Monster schon davonrennen

Daniel - höre auf zu schreien - es ist doch nur ein böser Traum

Schaue doch nur, Du bist ganz allein in diesem grossen Raum

Manchmal habe ich die fürchterlichen Monster auch gesehen

Und ich weiss genau, so einfach werden sie nicht gehen

Aber es ist nur ein Traum - nur ein Traum - nur ein Traum?

Weil da ist etwas, wenn auch unsichtbar in diesem Raum

ICH

ICH

Ich stoh nid grad uf und schreie, ich

Bi ender de wo seid, es isch mer glich

Ich wart zerscht emol und säg, emol luege

Gang meischtens nid so schnell über Brugge

Mer muss mir immer e Schritt entgege cho

Lueg mi nid so überrascht a, ich bi jo do

Ich bi doch nid dä, wo Du in mir wilsch gseh

Ich bin es nie gsi und erscht recht nümme meh

Denk nid, ich bi mi Weg allei gange dur jedi Wand

Stolz und sicher mit Herz und mit viel Verstand

Los doch nid uf die, wo irgend so öpis verzähle

Wil ich ha doch müsse und ganz bestimmt nid welle

Hesch noh nie ghört die viele andere Gschichte

Denn los emol genau zu, wenn sie sie brichte

Wenn ich mini Nächt schlaflos verbracht ha

Und wie mängisch ich scho grossi Angst ha gha

Vielliecht tun ich wirklich selbstsicher erschiene

Aber es verbirgt sich Unsicherheit hinter minere Miene

Hör äntli uf mi so überrascht azluege

Ich gang nid freiwillig über die Brugge

Ich bi au ganz bestimmt nid wieter obe

Do derfür bin ich scho viel z'viel umgfloge

Und mini blutige Händ chöme nid vom Kampf

Sie sind doch nume vo dem viele Chrampf

Lueg mi emol ha, ohne mini Vergangeheit

So wieni jetzt do stoh, mit minere Feigheit

Denn gsesch, ich bin nume ganz schüch und chli

Glaub mir, ich bruch doch au öber so wie Di

Wer hat Dir erzählt, dass ich alles verchraft?

Lueg mi a, denn gsesch, es het mi scho gschaft

Wil ich ha scho lang Kopfweh vo dere dicke Wand

Drum bruch ich doch Dini schwachi und chlini Hand

Wil Du doch so viel meh Kraft und Mut als ich hesch

Au wenn Du mini Träne vielliecht niemols gsesch

Sind sie trotzdem immer irgendwo unsichtbar do

Us dem Grund musch Du mir e Schritt entgege cho

Denn im Grund, da bin ich doch unglaublich feig

Au wenn ich es meistens überhaupt nid zeig

Mini Gschicht, mini Vergangenheit macht mi nid zum Held

Ich weiss nid, wer Dir immer noh sone Blödsinn verzählt

Bi doch mängisch so hilflos, so schutzlos und so nutzlos

Luss mi doch ausbrülle in Diem warme und weiche Schoss

ALTE SCHUHE

ALTE SCHUHE

Sie liessen einem zu keinem Zeitpunkt allein

Marschierten gemeinsam über Stock und Stein

Man erlebte zusammen so manches Abenteuer

Die alten Schuhe wurden einem lieb und teuer

Aber sie wurden abgenützt und ausgelaufen

Deshalb wird es Zeit, ein paar Neue zu kaufen

Etwas zögerlich, weil man tut es gar nicht gern

Aber die Neuen glänzen und sind so Top modern

Die Alten, sie können die Konkurrenz nicht scheuen

Weil man die Erinnerung nicht kann wegscheuchen

Doch alte Schuhe bekommen leider gar keinen Dank

Denn man braucht den Platz im engen Schuhschrank

Und man braucht sie ja schliesslich auch nicht mehr

Die gemeinsame Vergangenheit ist viel zu lange her

Als die alten Schuhe dann so aus dem Müll guckten

Und ganz heimlich eine kleine Träne verschluckten

Begriffen sie schnell, dass jede Erinnerung zerbricht

Dann warf man ihn auch schon weg, den Kehricht

So dass die Schuhe ins vergessene Land gelangen

So sind sie den Weg des Unvermeidlichen gegangen

Doch dass neue Schuhe nicht nur entzücken

Merkt man oftmals erst, wenn sie einen drücken

Schritte sind nicht mehr so einfach, wie sie waren

Weil die Neuen zu sehr in ihrer Form verharren

Und so bleiben sie weiter sauber und so blank

Weil man stellt sie zurück in den Schuhschrank

Jede dumme Ausrede kommt einem nun gelegen

Und man geht einfach weiter auf getrennten Wegen

Plötzlich erinnert man, sich an die alten Schuhe

Man öffnet auf der Suche nach ihnen jede Truhe

Vergessen bleibt, wo man sie das letzte Mal sah

Wo man auch nachschaut, sie sind nicht mehr da

Sie sind nicht dort, wo sie sich einst noch befanden

Dabei sind sie einem doch wirklich gut gestanden

Und sicher haben sie einen überall hingetragen

Führten einen völlig unbeirrbar durch alle Lagen

Egal ob Sonnenschein, Hagel oder auch Gewitter

Die Erinnerung daran schmeckt nun plötzlich bitter

Die so wunderbaren alten Schuhe liessen einem ganz allein

Und so geht man für kurze Zeit barfuss über Stock und Stein

Weil man hat die Vergangenheit schon zu weit zurückgelassen

Doch keine Sorgen auch die neuen Schuhe werden sich anpassen

WEHENDE FAHNEN

WEHENDE FAHNEN

WEHENDE FAHNEN

Dasselbe Datum, dieselbe Sonne wie an jenem Tag

In mir eine Erinnerung, welche ich so ungern mag

"Kämpfe, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"

Waren Deine Worte, ich lernte, sie zu verstehen

Nun - nun ist Dein Grab längst schon verschlossen

Und meine Tränen, sie sind auch schon verflossen

Viel zu lange bist Du nun leider schon tot

Ich blicke auf die Blumen im prächtigen Rot

Es tut mir auch nicht mehr so schrecklich weh

Viel zu oft lag auf Deinem Grab schon Schnee

Warum hast Du uns denn nur so zurückgelassen?

Ich spüre, dass meine Hände in die Leere fassen

"Kämpfe, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"

Ich wollte Dich doch niemals so sterben sehen

Habe Deinen Worten vertraut, sie klangen so gut

Du hast mir aufstehen geholfen und gabst mir Mut

Und vielleicht werde ich Dir deshalb nie verzeihen

Hattest niemanden, der Dir etwas Kraft konnte leihen

Deine Fahne flattert nicht, sie hängt schlaff im Wind

Ich war fassungslos, ratlos, einfach ein grosses Kind

Ich weiss noch, als sie mich zu sich bestellten

Und mir vorsichtig und schonend davon erzählten

Da waren keine Tränen, da war nichts - nichts mehr

Heute ist das alles schon so unendlich lange her

Es ist so plötzlich und so unerwartet geschehen

Wahrscheinlich hatte es niemand vorausgesehen

Wenige Tage zuvor hast Du noch Sprüche gemacht

Und uns alle zusammen, damit zum Lachen gebracht

Wir waren alle so sehr neidisch auf Deine Lebenslust

Nein, das ist nicht wahr, irgendwie habe ich es gewusst

Wenn wir Probleme hatten, so schützte uns Deine Hand

Du warst immer ganz alleine, weil Du hattest niemand

Weil auf Deine stummen Zeichen haben wir nicht geschaut

Denn viel zu sehr haben wir auf Deine Stärke vertraut

Dass dies alles aber auch an Deinen Kräften zerrte

Begriffen wir erst nach Deinem Sprung ins Leere

Bist Du dort, wo Du hin wolltest, auch angekommen?

Oder hast Du alle die Berge vergebens erklommen?

"Kämpfe, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"

Nur wir blieben fassungslos und alleine stehen

Oft schon habe ich bei mir darüber nachgedacht

Was hast Du - was habe ich bloss falsch gemacht?

Ich weiss nicht, ob ich Dir jemals werde verzeihen

Hatte niemand etwas Kraft, um sie Dir zu leihen?

Dies sind Gedanken, die mir durch den Kopf streifen

Ich habe das Gefühl, ich brauche, mich nur zu kneifen

Um von diesen Bildern und Erinnerungen zu erwachen

Um alles noch einmal und vielleicht besser zu machen

Doch Dein Grabstein ist wirklich und darauf sollte stehen

"Ich kämpfte, versuchte, mit wehenden Fahnen unterzugehen"

Du warst so stark, aber die Erinnerungen, sie verblassen

Warum nur hast Du uns alle alleine zurückgelassen?

In den Jahren, welche dann nach Deinem Tod sind gekommen

Habe ich mehr schlecht als recht Deinen Platz eingenommen

Ich lauschte den zahlreichen Geschichten mit ihren Problemen

Die so gar nichts anderes tun, als das Herz und die Seele lähmen

Tröstete und redete, redete und tröstete sprach von Sonnenstrahlen

Bis die Probleme scheinbar verschwanden zusammen mit ihren Qualen

"Kämpft, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"

Wie schwer das ist, sie werden es noch verstehen

Aber dies zu erzählen, habe ich niemals gewagt

Nein, ich habe ihnen immer nur das Gute gesagt

Ach, könntest Du mich hier nur predigen sehen

Und wie ich lernte, Deine Worte zu verstehen

Ich glaube, Du wärst sicher sehr stolz auf mich

Aber ein fahler Beigeschmack bleibt unweigerlich

Weil ich fürchte, sie werden einst mein Grab aufsuchen

Und sie werden verstehen, und mich deshalb verfluchen

"Kämpfen und versuchen mit wehenden Fahnen unterzugehen"

So wie ich jetzt, werden sie mal vor meinem Grab stehen

Und fragen: "Warum erzähltest Du nichts von dem Frust?

Hast Du davon denn wirklich überhaupt nichts gewusst?“

Aber sie werden auf ihre Frage keine Antwort bekommen

Denn sie haben schon längst meinen Platz eingenommen

Mit denselben Geschichten werden sie in die Welt gehen

Weil auch sie lernten, in der Zwischenzeit zu verstehen

Der Kreis, er hat sich doch schon längst geschlossen

So wie schon so oft in den Jahren, die sind verflossen

Nur ein hilfloser Mensch bleibt hier zurück

Der das Leben kennenlernte Stück für Stück

Und sich davor fürchtet, die Anderen anzulügen

Seltsam, dass Verständnis Schmerz kann zufügen

"Kämpfe, um mit wehenden Fahnen unterzugehen"

Vielleicht werde ich das auch immer so sehen

Hängen die Fahnen auch schon schlaff am Mast

Wann kommt die Zeit für die letzte grosse Rast

Es wird schon dunkel - es wird Zeit, um zu gehen

Man kann nicht einmal mehr meine Tränen sehen

EINE TRÄNE

EINE TRÄNE

Blaue Augen, halb geschlossen, so als ob sie einfach dösen

Als sich eine Träne aus dem Augenwinkel beginnt zu lösen

Niemand weiss so ganz genau, warum sie eigentlich floss?

Aber ganz langsam und völlig gemächlich zieht sie los

Talwärts dem schrecklich, schmalen Pfad entlang

Der sich hier dem grossen Gebirge entlang schlang

Dieses Gebirge, das jeder nur einfach Nase nennt

Und die Rechte von der linken Gesichtshälfte trennt

Die kleine Träne geboren aus einem unbekannten Frust

Zog weiter, wohin, dies hat sie selbst nicht gewusst

Unaufhaltsam zog sie immer weiter, einsam und allein

Und in ihr spiegelte sich der grelle Sonnenschein

Das Gebirge, es ging langsam aber sicher zu Ende

Aber noch immer nahm der schmale Pfad keine Wende

Im Gegenteil, da waren viele feine Haare im Weg

Was haben diese wohl für einen geheimen Zweck?

Kreuz und quer hat sich nun der Weg gewunden

Und die Träne hat grosse Müdigkeit empfunden

Sie begann sich zu fragen: "Warum bin ich hier?"

Doch das Schicksal hatte kein Mitleid mit ihr

Warum und Wieso, die Träne wurde nicht gescheiter

Denn sie musste unaufhaltsam weiter - immer weiter

Weiter musste sie sich durch die Barthaare zwängen

Und blieb dann schliesslich am Mundwinkel hängen

Rechts oder links, wer weiss es schon so genau

Die Lippen waren trocken und auch ziemlich rau

Ein wirklich sehr angenehmer Platz so warm und rot

Doch dort fand die Träne schliesslich auch ihren Tod

Die Sonne mit ihrer Glut hat ihr die Kraft genommen

Und so ist die kleine Träne um ihr Leben gekommen

Zurück blieb nur noch eine klebrige und salzige Spur

Aber die wurde weggewischt von der Zunge, die darüber fuhr

Dies ist die Geschichte von der Träne, die nie herausfand

Wieso sie eigentlich in dieser Welt da draussen bestand

Unerkannt lebte und starb sie auch - im hellen Sonnenlicht

Was bleibt ist nur noch ein müdes und trauriges Gesicht

Doch auch das bleibt wahrscheinlich ewiglich unerkannt

Genau gleich wie dieser Kummer, der einst bestand

Und genau wie die Träne im Sonnenlicht verschwand

So bleibt der Schmerz verborgen und ewiglich ungenannt

Und so endet die Geschichte, welche doch eben erst begann

Aber trotzdem - nicht weit entfernt - ist der nächste Anfang

GLITZERNDE AUGEN

GLITZERNDE AUGEN

Es ist bereits zu Ende, was doch eben erst noch am Anfang war

Da waren Deine glitzernden Augen und Dein langes blondes Haar

Und beinahe ein Beschnuppern, ein sehr langsames Herantasten

Wir liessen uns Zeit, denn wir hatten, überhaupt nichts zu hasten

Doch bald standen diese Gefühle irgendwo dazwischen im Raum

Was Du mir dann erzähltest, erschien mir wie ein böser Alptraum

Denn da waren Drogen und da waren auch Schläge und Gewalt

Und so etwas liess mich in der Vergangenheit noch niemals kalt

Ich weiss nicht, warum Du mir Deine Geschichten erzähltest?

Warum Du mich zum Adressaten von Deinem Vertrauen wähltest?

Irgendwie hoffte ich dabei wahrscheinlich - es ist gar nicht wahr

Doch da war Deine Geschichte und Dein langes, blondes Haar

Ja, ich wollte es - aber ich konnte doch nicht einfach so gehen

Ich werde diese Geschichte wohl niemals vollumfänglich verstehen

Aber eigentlich war die Lösung gar nicht so furchtbar schwer

Nach nur vier Wochen - keine Gewalt - keine Drogen mehr

Weiss nicht wie, aber ich habe die richtigen Worte gefunden

Nur diese Gefühle im leeren Raum sind nie verschwunden

Alles richtig gemacht und doch ein so schlechtes Gewissen

Denn ich habe Dich gewaltsam aus Deiner Gegenwart gerissen

Deine Freunde, sie gehören nun nicht mehr zu Deinem Leben

Und trotzdem habe ich Dir, gar keine Alternativen zu geben

Sicher da war noch mehr, da war zum Beispiel mein Kuss

Aber wirst Du neue Lebensinhalte finden bis zum Schluss?

Wenn nicht, so muss ich sagen, mein Weg, er hat verloren

Und die Selbstvorwürfe in mir sind schon längst geboren

Weil ich mit Dir geschlafen habe - ich wollte es zwar nicht

Aber da waren Deine glitzernden Augen und Dein Gesicht

Es ist sicher nicht so, dass ich etwas bereue - es ist wahr

Doch ich weiss, dass es falsch war - ich bin doch ein Narr

Jeder der die Geschichte kennt, schaut mich bewundernd an

Keine Drogen mehr in nur vier Wochen, ob dies wahr sein kann?

Ich gehöre ja auch selbst zu denen, die das niemals verstehen

Doch Du und ich, wir bewiesen, mit viel Glück kann es gehen

Aber war es richtig? Habe ich Dir nicht doch mehr genommen

Als Du von mir insgesamt für Deine Zukunft hast bekommen

Ich zerstörte Dein Leben und habe Dir, kein anderes zu bieten

Hoffe doch sehr Deine Zukunft besteht nicht nur aus Nieten

Damit Du keinen Grund hast, zum alten Leben zurückzukehren

Doch ich fürchte sehr, Du wirst Dich eines Tages beschweren

Du weisst und verstehst es sogar, jetzt muss ich gehen

Trotzdem bereust Du nichts - ich kann es nicht verstehen

Vier Wochen sind vorbei - was doch erst noch am Anfang war

Da waren Deine glitzernden Augen, Dein langes, blondes Haar

LEERE GLÄSER

LEERE GLÄSER

Zwischen den dreckigen Teller kann man sie deutlich sehen

Diese Gläser, welche überall noch auf den Tischen stehen

Ich wusste nicht, wie viel mir einst an ihnen ist gelegen

Die bläulich Gefärbten, dies sind wohl meine Kollegen

Dann sind die rosaroten Gläser alle meine Kolleginnen

Überrascht stelle ich fest, es ist gar nichts mehr drinnen

An einigen davon klebt noch etwas rötlicher Lippenstift

Es ist schon merkwürdig, wie schwer es mich noch trifft

Denn alle diese Gläser sind schon längst ausgetrunken

Und die grelle Sonne ist hinter dem Horizont versunken

Ich fühle, wie mein Herz vor Aufregung beginnt zu klopfen

Auf dem Tisch liegen noch kaum sichtbare Flüssigkeitstropfen

Sie wurden wohl beim Einschenken unaufachtsam verschüttet

Von den Geheimnissen, welche einst so gut wurden behütet

Wie alles geschah, ich weiss es heute selbst nicht mehr

Denn ich sehe nur, die Gefässe vor mir, sie sind nun leer

Stehen sie auch noch nebeneinander in Reih und Glied

Genau so wie früher, trotzdem gibt es einen Unterschied

Es fehlt hier nämlich an einem erfüllenden Inhalt

Aber so ist der unaufhaltsame Lauf der Zeit halt

Es ist nicht leicht, dies alles geschehen zu lassen

Und ich versuche immer wieder, danach zu fassen

Aber es scheint, meinen Finger ständig zu entgleiten

Längst vorbei sind die alten, gemeinsamen Zeiten

Ich weiss auch nicht, was ich dabei heute soll fühlen

Versuchte doch, die Gläser wieder neu aufzufüllen

Aber wenn zu dieser Tat der bedeutsame Inhalt fehlt

Hat es keinen Wert, dass man sich noch weiter quält

Man sollte dann einfach seinen eigenen Weg gehen

Vielleicht wird man es später einmal verstehen

Aber heute ist es noch überhaupt nicht leicht

Und man ist nicht sicher, ob die Kraft ausreicht

Aber eines Tages wird man nichts mehr vermissen

Man wird sich treffen, ohne dann noch zu wissen

Was früher einmal in diesen bunten Gläsern war

Auch die Erinnerungen sind dann nicht mehr klar

Warum hilft mir keiner, die Gläser wieder aufzufüllen?

Ist hier niemand mehr, so wie ich, voll von Gefühlen?

Musste alles, was war, so furchtbar schnell erkalten

Ich wollte doch wirklich noch etwas davon festhalten

Leider ist es mir trotz aller Anstrengung nicht gelungen

Dieses Labyrinth ist schon lange, viel zu verschlungen

Ich konnte den Ausgang nicht mehr finden

Wenn zu viele Gemeinsamkeiten verschwinden

DIE GROSSE FREIHEIT

DIE GROSSE FREIHEIT

Freiheit - dieses Wort hat wirklich einen ganz wunderbaren Klang

Und trotzdem danach suchen die Meisten ihr ganzes Leben lang

Die Wenigen, die sie fanden, werden sich bestimmt nie beklagen

Ich hörte zwar so manchen furchtbar klugen Kopf schon sagen

Die wirkliche Freiheit, sie steckt doch in jedem Einzelnen drin

Nämlich in seiner Seele, in seinem Herz und in seinem Hirn

Denn die Gedanken- und die Redefreiheit ist das höchste Gut

Welches in jedem einzelnen Menschen ganz persönlich ruht

Ich gebe es auch zu, diese Worte tönen wirklich wunderbar

Aber ganz ehrlich gesagt, ist es denn wirklich auch wahr?

Weil wo bleiben alle die Menschen, die nicht dazu gehören

Und das schöne Idealbild der Allgemeinheit doch nur stören

Die Menschen deren Körper nicht gehorcht den eigenen Befehlen

Sie haben doch, in dieser Gesellschaft nicht sehr viel zu wählen

Dabei wollen sie doch nicht viel, sie wären nur gerne normal

Denn davon träumen sie - normal zu sein - doch nur ein Mal

Und für diesen Traum würden sie wahrscheinlich alles geben

Bestimmt auch einige Jahre von ihrem sehr kostbaren Leben

Sicher, auch sie können besitzen ihre persönlichen Gedanken

Aber was nützen diese, gibt es daneben so enge Schranken

Ihre Freiheit bedeutet etwas anderes, sie suchen sie schon lang

Und vielleicht hat für sie das Wort noch einen süsseren Klang

Vielleicht weil sich ihr persönlicher Traum niemals wird erfüllen

Denn es ist doch sehr hart, diese Aussichtslosigkeit zu fühlen

Doch die meisten Träume und Wünsche leben lange und auch still

Aber was für eine Freiheit, wenn die Hand nicht tut, was das Hirn will

Diese Happyends und Wunder, die das Fernsehen so oft verspricht

Es soll nur niemand behaupten, es gibt sie hier in unseren Leben nicht

Weil sie längst genug haben vom Auslachen und von ihrer Hilflosigkeit

Sie träumen doch von einem so ganz anderen Leben und der Freiheit

Und diese Menschen wollen aus ihren Träumen nicht mehr erwachen

Wissen sie auch ganz genau, dass sie sich nur etwas vormachen

Doch aus welchen anderen Quellen, sollen sie ihre Kraft nehmen

Wenn ihre persönlichen Körpergebrechen ihre Freiheiten lähmen

Und ihre Wahrheiten doch nur die geheime innere Stimme spricht

Aber darüber reden die klugen Köpfe in der Wissenschaft nicht

Weil sie doch nicht wissen, wie man sich auf dieser Welt schämt

Wenn die Behinderung nicht nur sich sondern auch die Anderen lähmt

Die Freiheit steckt ganz bestimmt nicht in einem drin

Nicht in der Seele, nicht im Herzen oder nur im Hirn

Für mich persönlich komme ich einfach zum Schluss

Dass die Freiheit doch nichts anderes ist als Luxus

BEGEGNUNG DER ZWEITEN ART

BEGEGNUNG DER ZWEITEN ART

Ich beobachtete wie ein Spieler den Ball verlor

Und wenig später schreit die begeisterte Menge Tor

Doch mein grosses Interesse wird vom Spiel abgelenkt

Meine Augen zur Seite gerichtet, unauffällig gesenkt

Und so beobachte ich eine Frau, sie sitzt neben mir

Merkwürdig, weil sie ist scheinbar ganz alleine hier

Es überraschte mich, weil das Spiel kein Knüller war

Sie hatte wunderbares braunes und gelocktes Haar

Die Lippen mit leuchtendem Lippenstift nachgezogen

Ihr Rücken beim Sitzen ganz leicht nach vorne gebogen

Die Augen und die Wangen etwas zu stark geschminkt

Unten hat der Angreifer seinen Verteidiger wieder gelinkt

Einen kurzen Blick auf die Anzeigetafel und den Spielstand

Eins zu drei für den Gast etwas überraschend, wie ich fand

Doch bis zum Ende des Spiels dauert es noch ein langes Stück

Mein heimlicher Blick kehrt zu der Dame rechts von mir zurück

Ich frage mich schon lange, wer ist sie nur - diese Frau?

Irgendwo her kenne ich sie, ich weiss es ganz genau

Woher? Beginne verzweifelt, in Erinnerungen zu wühlen

Mir ist, als ob ich ihren scheuen Blick auf mir kann fühlen

So als würde sie mich ebenfalls von irgendwo her kennen

Und doch gelingt es ihr auch nicht, meinen Namen zu nennen

Unten auf dem Spielfeld rennen die Spieler hin und her

Aber das Spielgeschehen interessiert sie nicht allzu sehr

Da sass sie neben mir in ihrem dunklen und engen Kleid

Und ich wüsste doch wirklich sehr gerne Bescheid

Welche Erinnerungen sie und ich gemeinsam führen

Einige Bewegungen lassen unsere Körper sich berühren

Die folgenden Minuten sind recht langsam zerronnen

Das Spiel wurde trotz schlechter Leistung gewonnen

Die ansehnliche Menge rings um mich, sie freute sich

Sie war genau wie ich nicht besonders überschwänglich

Alle drängten hinaus, als wäre der Teufel hinter ihnen her

Ich wartete noch und die Halle war schon beinahe leer

Und auch sie ist ganz einfach ruhig sitzen geblieben

Überhaupt keine Eile hat sie von hier fortgetrieben

Ich sagte zu ihr noch kurz, Tschau, beim Aufstehen

Sie schaute mich an und sagte, Tschüss, beim Gehen

Ich war bei der Türe dann der Letzte

Welcher sich durch die Türe quetschte

INTIME KINDER

INTIME KINDER

Es war einmal ein Winter und es war ziemlich nass und kalt

Zwei gemeinsame Fussspuren irgendwo einsam im Wald

Ein sehr geeigneter Ort, um vertraute Gespräche zu führen

Stille und Ruhe, ich konnte Deinen warmen Körper spüren

Die Äste der Tannen waren schwer und Schnee behangen

Was dann geschah es, war alles plötzlich schnell gegangen

Die letzten Hemmungen und Unsicherheiten verschwanden

Als sich unsere Lippen zusammen pressten und fanden

Konnte es denn tatsächlich sein, ich küsste Dich?

Nun ja, eigentlich eher umgekehrt, ich bin ehrlich

Weil Du hast mich einfach ohne Vorwarnung überrannt

Sich so intensiv zu küssen, war mir bisher nicht bekannt

Denn dies war für mich wahrscheinlich das allererste Mal

Aber in diesem Augenblick liessest Du mir keine Wahl

Nein - nein, nicht etwa, dass ich darüber unglücklich war

Doch ich war halt schon ein etwas tollpatschiger Narr

Aber ich habe Dir ganz tief in Deine Augen geschaut

Und auf die tiefsten Gefühle tief in mir Innen vertraut

Begann Dich, zärtlich und heftig an mich zu drücken

Und strich mit den Händen sanft über Deinen Rücken

Meine Lippen suchten, immer von neuem, die Deinen

Glücklich und trotzdem war mir irgendwie zum Weinen

Ganz heimlich musste ich eine einzelne Träne verdrücken

Meine Hände bewegten sich weiter über Deinen Rücken

Und Eine wohltuende Wärme machte sich tief in mir breit

Aber auch eine seltsame Form von Hilf- und Ratlosigkeit

Weil ich war damals noch so voller Naivität und so klein

Aber wir Beide waren in diesem Augenblick ganz allein

Und die Zweifel und Hemmungen haben wir fortgetrieben

Fragte mich, wie konnte ein Mädchen wie Du, mich lieben?

Diese Frage habe ich mir später noch sehr oft gestellt

Dieser Ort und diese Zeit so völlig zufällig ausgewählt

Um erste intime Erfahrungen mit einem Mädchen zu machen

Schüchterne Ernsthaftigkeit und doch viel mehr zum Lachen

Diese Geschichte ist schon lange her, ich habe vergessen

Wie oft sich unsere Lippen damals noch zusammen pressten

Wir waren verliebt und waren gleichzeitig am Ausprobieren

Und so schön wird es nie mehr, dies lernte ich zu kapieren

Behaupte nicht, dass es später nicht mehr schön gewesen wäre

Nein, nein, es ist ganz bestimmt nicht so, dass ich mich beschwere

Doch es war schon etwas ganz besonderes an diesem Tag im Wald

Wie soll ich es beschreiben, etwas Schönes und Einzigartiges halt

Denn selbst wenn ich heute noch meine Gedanken still darauf lenke

Muss ich mit einem glücklichen, verträumten Lächeln daran denken